Die Lösung hat Charme

Der Erste Landesbeamte Hans-Erich Messner zu den neuen Baggerseeplänen

Ein „Bruchwald“ am Süd-, eine Wakeboardanlage am Nordufer mit Bademöglichkeit: So stellen sich derzeit die Kirchentellinsfurter Verwaltung und der Gemeinderat die Zukunft des Baggersees vor. Auch das Landratsamt kann bisher „mitziehen“. Ganz neu im Gesamtplan „Baggersee“ ist ein Seitenarm des Neckars, der hinter dem Damm angelegt werden soll.

30.05.2016

Von Manfred Hantke

Windsurfer und Schwäne kommen auf dem See miteinander aus. Ob auch die Wakeboarder zum See passen, wird sich noch herausstellen. Archivbild: Metz

Windsurfer und Schwäne kommen auf dem See miteinander aus. Ob auch die Wakeboarder zum See passen, wird sich noch herausstellen. Archivbild: Metz

Kirchentellinsfurt. „Das ist ein Flickenteppich“, sagt Hans-Erich Messner, Erster Landesbeamter des Landkreises, wenn er sich die derzeitigen Schutzgebietskategorien am West-, Nord- und Südufer des Baggersees anschaut. Ein Flächenhaftes Naturdenkmal (FND) ist am West- und Nordufer ausgewiesen, ein geschützter Grünbestand am Südufer. Für ein einheitliches Naturschutzgebiet rund um den See herum hatte vor Jahren das Regierungspräsidium sein OK nicht gegeben. So hat die Gemeinde das Südufer als geschützten Grünbestand deklariert, weil dort zahlreiche seltene Pflanzen- und Tierarten zu finden sind.

Bislang ist geplant, das Südufer in einen Bruchwald zu verwandeln (wir berichteten mehrfach). Denn (Nackt-)Badende legen sich und ihr Badetuch verbotenerweise in den Sommermonaten stets in den geschützten Grünbestand, Mountainbiker fahren durch. Messner sieht denn den Schutzzweck am Südufer durch den jetzigen Betrieb „nicht erfüllt“. So ein Bruchwald werde künstlich geschaffen, sagt er. Vorhandene Hölzer und neue würden kreuz und quer gelegt, damit Menschen dort nicht mehr fahren, gehen oder liegen können.

Am Nordufer will ein Stuttgarter Investor den Badebetrieb ermöglichen und eine Wakeboardanlage bauen. Wakeboarder schnallen sich ein Brett unter die Füße und lassen sich am Seil übers Wasser ziehen, die Anlage funktioniert ähnlich wie ein Skilift. „Das sind relativ leise Motoren“, so Messner, er habe wenig Bedenken, dass sie stören. Auch die Zahl der Masten sei gering. Wie Messners Mitarbeiter Rolf Strohmaier bei der Gemeinderatssitzung im April erläuterte, gebe es in Bayern, wo ähnliche Anlagen in Betrieb sind, keine Probleme. Auch Messner sagt: „Bisher können wir mitziehen“, die Lösung habe Charme. Zumal erstmals die meisten Beteiligten an einem Strang zögen. Der behördliche Naturschutz jedenfalls könne sich das vorstellen. Von Oktober bis März stehe die Anlage ja still, betrieben werde sie nur in den Sommermonaten.

Wohl noch in diesem Sommer will das Landratsamt über einen Antrag des Regierungspräsidiums entscheiden, einen neuen Seitenarm des Neckars hinter dem Damm anzulegen, so Messner. Der hat mit dem neuen Projekt nichts zu tun, ist aber wegen des Neckartalradweges nötig, außerdem eine Naturschutz- und eine so genannte Retentionsmaßnahme, um dem Hochwasser zu begegnen und passt gut ins Konzept. Dann würden die angrenzenden Grundstücke aus dem Hochwassergebiet herausgenommen, weil das Gebiet hochwassersicher werde. Messner: „Das ist eine schöne Entwicklung des Neckars“, die auch mehr Erlebnisqualität bringe. Wenn der Seitenarm angelegt ist, werde mit dem Neckartalradweg begonnen.

Sollte die geplante Neuordnung des Epplesees Wirklichkeit werden, hofft das eine und andere Mitglied des Gemeinderats auf die Ausweisung eines Naturschutzgebietes, wie in der Sitzung im April anklang. Auch das Landratsamt hat schon eine Karte angelegt, auf dem der See ganz neu aufgeteilt ist. Danach wären für Baden und Wassersport 16 Hektar im Nord- und Ostbereich des Sees vorgesehen. Um den See herum könnte ein rund 20 Hektar großes Naturschutzgebiet entstehen, zu dem das Süd-, West- und ein Teil des Nordufers gehört. Südwestlich davon ist ein 2,7 Hektar großes Auwaldgebiet angedacht.

Doch die Ausweisung eines Naturschutzgebietes würde „länger dauern“, so Messner. Da müsse man sehen, welche Arten vorkommen, welche sich dort entwickeln können. Nun hängt aber erst einmal alles von den Artenschutzuntersuchungen ab. Die müssten abgewartet werden, so Messner. Welche Tiere wo leben, ob sie durch die Wakeboardanlage beeinträchtigt werden. Im Herbst sollen die Ergebnisse vorliegen.

Der Erste Landesbeamte Hans-Erich Messner

Der Erste Landesbeamte Hans-Erich Messner

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Erstellt:
30.05.2016, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 30.05.2016, 01:00 Uhr

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