Wie foppt man beim Kicken die Gegner?

Der Ex-Tübinger Florian Munz hat eine App mit Fußballfinten erstellt

Florian Munz sammelt Fußballtricks wie andere Münzen. Der aus dem Tübinger Stadtteil Bühl stammende Sportwissenschaftler hat jetzt recht aufwändig eine App erstellt mit all den Finten, die man im Fußball so kennt.

24.07.2016

Von Tobias Zug

Sieht aus wie ein Ausfallschritt: Screenshot aus der App.

Sieht aus wie ein Ausfallschritt: Screenshot aus der App.

München. Am Anfang war das Buch. Florian Munz hatte in über drei Jahre langer Arbeit Fußball-Finten und -Tricks gesammelt und aufgezeichnet, mit denen Gegner ausgespielt werden können. Munz hat die Tricks systematisiert, ihnen Begriffe zugeordnet und über 250 von diesen in Bildern und Texten auf 420 Seiten veröffentlicht.

Das war vor neun Jahren. Die Fußballtricks beschäftigen den mittlerweile 36-Jährigen immer noch. Jetzt bringt er sie auf die Handys und Smartphones: Munz hat eine App entwickelt, auf der diese Finten und Tricks in 3D-Computeranimation zu sehen sind. „Master of Football Trix 3D“ heißt diese App. Verschiedene Kameraeinstellungen erlauben es, die Kamera selbst zu steuern und den Trick aus jedem gewünschten Blickwinkel zu betrachten, aber auch den Trick aus der Sicht des ballführenden Spielers, des Gegenspielers oder auch auf Fußhöhe in 3D nachzuvollziehen.

Der Sportwissenschaftler Munz hatte dafür durch Kontakte eines Bekannten vier Straßenfußballer in Frankfurt gecastet, die dann in einem Studio diese Tricks ausübten. Mittels einer sogenannten „Motion Capture Technolgie“ wurden diese Bewegungen erfasst und in Videoanimationen umgesetzt.

Florian Munz benutzt viele englische Fachbegriffe aus der Computersprache, wenn er über seine Arbeit erzählt. Es ist etwas für Freaks, soviel wird verständlich. Munz habe sich jedenfalls „reingefuchst in diese Arbeit“, wie er sagt, hat sich viel Informatikwissen angeeignet, Programmierfähigkeiten. Hat in München, wo er wohnt, eine eigene Firma gegründet, „Das hat ein paar Jahre gedauert, bis es fertig war.“ Auch mit Fördermittel des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Medien und Technologie kann die erste App mittlerweile heruntergeladen werden.

Damit können Fußballer jetzt wie beim Pokemon-Fangen mit ihrem Smartphone auf den Platz, die Filme ablaufen lassen, und versuchen, den „Sideward 360°“-Trick oder „Outside-Inside-Shift“ nachzumachen. Diese waren in früheren Jahren auch als „Zidane-Trick“ und „Ronaldinho-Trick“ bekannt. Munz verzichtet aber auf diese geläufigen Bezeichnungen. Denn bei der Fülle an Tricks, die er gesammelt hat, würde es keinen Sinn machen, die alle nach Spielernamen zu benennen.

Munz selbst spielt keinen Vereinsfußball mehr. Früher trickste und dribbelte er gern mit Freunden auf dem Hartplatz hinter dem Carlo Schmid-Gymnasium in Derendingen, dem sogenannten „Affenkäfig“. Im Fernsehen schaut er sich Spiele aber an. Besonders, ob und in welche Trickkiste die Spieler greifen, um ihren Gegner auszuspielen. Bei der jüngsten Europameisterschaft gab’s diesbezüglich nicht viel Anschauungsunterricht. Ja, selbst der so gelobte Cristiano Ronaldo habe da enttäuscht: „Der hat bei der EM einen Übersteiger mal komplett falsch gemacht“, registrierte Munz, „er täuschte rechts an – und lief dann auch rechts vorbei statt links.“ Und wurde prompt gefoult.

So sieht das In-App-Alter-Ego von Florian Munz aus.

So sieht das In-App-Alter-Ego von Florian Munz aus.

Besonders beliebt in Brasilien

Die „Master of Football Trix 3D“-App ist für Apple iOS iPhone & iPad und Android Geräte erhältlich und bietet die erste Trickklasse mit fünf Tricks kostenlos an. Weitere fünf Pakete mit jeweils fünf Tricks können für je 0,99 Euro freigeschaltet werden. Das Gesamtpaket mit 25 Tricks kostet 3,99 Euro. Bisher sei die App weltweit etwa 10 000 Mal heruntergeladen worden, berichtet Florian Munz. Am meisten übrigens in Brasilien – das Land, aus dem Munz‘ Lieblings-Fußballtechniker stammt: Ronaldinho, Weltmeister 2002. „Es wäre schön, wenn es wieder einen Spieler wie ihn geben würde“, sagt Munz, „da reichen alle anderen, selbst Messi, bei weitem nicht ran. Die spielen viel simpler.“ Von den deutschen Fußballern gefalle ihm der Schalker Julian Draxler – dem er einst mal eines seiner „Trix“-Bücher schickte. Munz selbst bietet auch Kurse an, in denen die Fußballtricks trainiert werden. Mehr Infos im Internet unter Master-of-Football-Trix-3D.de oder MasterOfTrix.de