Inszeniert totalitäre Macht quasi-faschistisch als Spektakel der falschen Leidenschaften.

Der Fluch der goldenen Blume

Inszeniert totalitäre Macht quasi-faschistisch als Spektakel der falschen Leidenschaften.

24.11.2015

Von Dorothee Hermann

Der Fluch der goldenen Blume

In seinen prunkvollen Rot-, Pink- und Goldschattierungen sieht dieser Kaiserhof aus wie ein besonders opulenter Asien-Shop ? so künstlich wie eine Fantasy-Szenerie, so bunt wie die Popkultur.

Diese höchst artifizielle Kulisse macht der chinesische Star-Regisseur Zhang Yimou zum Hintergrund für die gnadenlosen Intrigen seines Kaiserpaars ? dargestellt von der wie immer berückenden Gong Li und ihrem Schauspielerkollegen Chow Yun Fat, der paradoxerweise desto gleichmütiger wirkt, je blutrünstiger es um ihn herum zugeht.

Denn es ist die Brutalität eines totalitären Regimes, vor dem sich die destruktiven Leidenschaften der kaiserlichen Familie entfalten. Nur das Kaiserpaar und die drei Prinzen treten als quasi überlebensgroße Individuen hervor. Alle übrigen gehen in ihrer Funktion in dem gewaltigen Machtapparat auf, oder sie bezahlen den Wunsch nach eigener Unverwechselbarkeit mit dem Leben ? wie die Tochter des Hofarzts.

Sie bevölkern die straff durchchoreographierten Massenszenen, die an Gladiatorenfilme erinnern beziehungsweise an die Inszenierungen des offiziellen Nordkorea von heute. Die Gegenbilder zu dieser Monumentalität finden sich in der Intimität des Palasts. Die Kaiserin liebt ihren ältesten Sohn, der nicht weiß, dass sie nicht seine leibliche Mutter ist. Der Kaiser hasste seine Frau schon lange vor dieser Affäre und versucht, sie langsam zu vergiften. Doch die Kaiserin, eine mindestens ebenso starke Persönlichkeit wie ihr Mann, hat ihre eigenen Pläne.

Am Ende werden beide alles verloren haben, was ihnen teuer war. Für ihre Machtspiele werden Tausende bezahlen. Dazwischen materialisieren sich wie aus dem Nichts gelegentliche Martial-Arts-Einlagen ? wie schon in den Vorgängerstreifen "Hero" und "House of Flying Daggers".

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 49sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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