Der Frust sitzt tief

Die WM-Qualifikationskriterien sind allen Ski-Langläufern bekannt – auch Andreas Katz kennt sie. Ein WM-Ticket hat der Athlet in der Tasche, wenn er zweimal einen Top-15-Platz im Weltcup erreicht oder einmal einen Top-8-Rang. So weit so gut. Katz hat keines der beiden Ziele erreicht. Selbstkritisch sagt er: „Ich habe mit einem 22. Platz die Kriterien nicht erfüllt. Die Enttäuschung ist riesengroß.“ Somit dürften Probleme ausgeschlossen sein, da der Baiersbronner die Richtlinien ja verpasst hat.

Doch Pustekuchen. Es hat einen Disput zwischen Katz und dem Bundestrainer Peter Schlickenrieder gegeben. Der Schwarzwälder fühlte sich übergangen. Aber der Reihe nach: Beim Langlauf-Weltcup im tschechischen Nove Mesto – kurz vor der nun laufenden Weltmeisterschaft – hatte Katz noch die Hoffnung, eine Teilnorm zu schaffen, die dann doch noch zur WM-Teilnahme gereicht hätte. Katz sah sich nach einem Tief Anfang des Jahres wieder formverbessert. „In Davos habe ich im Dezember zu viel in der Höhe trainiert“, räumt Katz einen Fehler ein, der ihn die WM-Teilnahme im eigenen Land gekostet hat. Nun regeneriert wollte er in Nove Mesto nochmals angreifen. Doch corona-bedingt wurde der Weltcup abgesagt. Was nun? Es gab ja immer noch freie Plätze im DSV-Team. Bundestrainer Schlickenrieder entschied sich für einen internen Ausscheidungswettkampf in Oberstdorf – ohne Andreas Katz, der die Ski-Welt nicht mehr verstand.

„Als ich das gehört habe, habe ich sofort mit dem Bundestrainer und der Sportführung telefoniert“, erzählt Katz. Befriedigt ging er aus den Gesprächen nicht raus. „Die Begründungen muss ich akzeptieren, aber nicht verstehen“,
sagt Katz frustriert. Die DSV-Verantwortlichen wollten Sprinter
für den Teamwettbewerb und einen Ersatzmann für den Sprint haben – nicht gerade die Spezialdisziplin von Andreas Katz, wie er selbst weiß.

Trotzdem empfindet es der Schwarzwälder als ungerecht, dass er für den internen Ausscheid nicht berücksichtigt worden ist. „Wo wäre denn das Problem gewesen, wenn statt der drei Läufer, vier an den Start gegangen wären?“, fragt Katz achselzuckend. Obwohl er noch frustriert ist, hat er die Entscheidung nun geschluckt und blickt voraus. Innerlich fühlt es sich aber eher wie eine Reise in die Vergangenheit an. Denn vor sechs Jahren war Katz nicht im Bundeskader und musste all seine Reisen alleine buchen – so auch jetzt. „Es erinnert mich schon etwas an die damalige Zeit, aber ganz so schlimm ist es jetzt ja noch nicht.“ Und noch gehört er ja dem Bundeskader an.

Seine Reise zum heutigen Austria-Cup musste er aber selbst organisieren. Bei zwei FIS-Rennen will er sich wieder für höhere Aufgaben empfehlen. „Die Rennen sind wichtig, denn am nächsten Wochenende werde ich noch bei einem COC in Frankreich starten“, sagt Katz, wohlwissend, dass sein Bundeskaderplatz derzeit auf dem Spiel steht. „Ich gehe aber davon aus, dass ich im Kader bleiben werde und werde mich jetzt schon auf die Olympischen Spiele im nächsten Jahr vorbereiten. Da will ich noch einmal unbedingt hin.“