OB-Wahl

Der Herausforderer

Vier Kandidaten wollen Oberbürgermeister in Überlingen werden. Horbs BM Jan Zeitler werden gute Chancen eingeräumt. Dagmar Stepper

12.10.2016

Von Dagmar Stepper

Der Herausforderer

Überlingen ist ein touristisch geprägtes Städtchen am Bodensee mit rund 22 500 Einwohnern. Überlingen ist aber auch eine Stadt mit vielen Baustellen und Investitionsstau. Überlingen ist eine Stadt, die sich wegen der Landesgartenschau im Jahr 2020 nicht immer grün ist. Hier will Horbs Bürgermeister Jan Zeitler am 6. November den Rathaussessel erobern. Doch kann das gegen eine Amtsinhaberin und zwei weitere Gegenkandidaten gelingen? Wir machen den Kandidaten-Check:

Die Amtsinhaberin

Es war kein guter Anfang, den sich Sabine Becker in Überlingen leistete. Bevor sie die Finger nach dem Chefsessel in Überlingen streckte, war sie Bürgermeisterin im benachbarten Meersburg. Im Oktober 2008 wurde sie im zweiten Wahlgang mit 40,8 Prozent der Stimmen zur ersten Oberbürgermeisterin von Überlingen gewählt. Ursprünglich sollte sie ihr Amt auf den 1. Dezember beginnen. Doch da wären ihr Pensionsansprüche flöten gegangen. Daher trat sie ihren Posten in Überlingen erst am 1. Februar 2009 an. Das hat vielen im Ort nicht gefallen.

Die Amtsinhaberin (51) hat sich zudem mit ihrer eigenen Partei zerstritten. 1999 wurde sie Mitglied der CDU, doch 2014 kam es zum Zerwürfnis: Becker wurde von der CDU nicht für die Kreistagswahlen nominiert. Daraufhin gründete Becker ihre eigene Liste, die ihr auch einen Sitz im Kreistag einbrachte. Ende August trat sie aus der CDU aus.

Becker war zwar noch nicht im Amt, als Überlingen den Zuschlag für die Landesgartenschau bekam, doch sie könnte ihr die Wiederwahl vermasseln. Die Debatten um Bürgerbeteiligung und das Abholzen einer alten Platanen-Allee haben der Amtsinhaberin Sympathien gekostet. Becker scheint die Diskussionen zu scheuen, das gibt den anderen Bewerbern eine Steilvorlage.

Slogan: keinen

Der Quereinsteiger

Dr. Georg Müller (56) ist der einzige Kandidat ohne eine Verwaltungslaufbahn oder -ausbildung. Müller ist Gymnasiallehrer und wohnt im Rhein-Neckar-Kreis. Er bringt Erfahrungen aus dem Journalismus mit und schrieb eine Doktorarbeit. Auf seiner Homepage sticht häufig das Wort „Bürgerbeteiligung“ hervor. Er wolle die Bürger mit ins Boot nehmen, gerade auch bei dem wichtigen Thema Abholzen von alten Bäumen für die Landesgartenschau: Er lehnt das ab und verspricht, als Oberbürgermeister sofort einen Runden Tisch einzuberufen. Müller hat sich übrigens ebenfalls mit der CDU überworfen: 2015 bewarb er sich mit Parteibuch bei der Oberbürgermeisterwahl in Filderstadt. Er kam mit 13,9 Prozent aber lediglich auf Platz 3. Im Frühjahr trat er nach den Landtagswahlen nach 19 Jahren Mitgliedschaft aus der Union aus. In Überlingen tritt er als Parteiloser an.

Slogan: Zuhören. Entscheiden.

Anpacken.

Der Lokalmatador

Klaus Kirchmann (50) ist in Überlingen geboren, war aber fast 30 Jahre weg. Der studierte Agarbiologe und Politik- und Verwaltungswissenschaftler hat aber seit drei Jahren wieder seinen Wohnsitz in Überlingen, wenngleich er beruflich in Myanmar unterwegs ist. Kirchmann schlachtet das Landesgartenschau-Thema nicht aus: Er will sich für eine erfolgreiche Gartenschau engagieren und die Menschen für sie begeistern. Bürgerbeteiligung ist für Kirchmann ein Muss. Parteipolitisch ist er unbefleckt: Er tritt als unabhängiger und parteiloser Kandidat auf.

Slogan:keinen

Der Herausforderer

Insider in Überlingen sehen in Jan Zeitler (46) den echten Herausforderer von Amtsinhaberin Sabine Becker. Bei seinem Wahlkampf wirkt er gut informiert und stets gut vorbereitet. Zeitler wirbt mit seinen kommunalpolitischen Erfahrungen in Horb. Seit März 2010 ist der Verwaltungswissenschaftler Bürgermeister in der Neckarstadt und leitet die Fachbereiche „Recht und Ordnung“ und „Technische Betriebe“. Zeitler hat in Horb den Ausbau der Schulen mit begleitet, den Neubau des Feuerwehrzentrums, kennt die Verkehrsproblematiken hier. Die Parallele zu Überlingen sind offensichtlich: In der Bodenseestadt gibt es einen Investitionsstau: Turnhallen und Schulen stehen auf dem Prüfstand, der Verkehr ist ein immerwährendes Thema. Und natürlich die Landesgartenschau. Hier kann Zeitler richtig punkten. Er hat selbst Erfahrungen durch das „Neckarblühen“ in Horb und außerdem ist seine Frau Annette Stoll-Zeitler als Geschäftsführerin der gerade zu Ende gegangenen Landesgartenschau in Öhringen die perfekte Frau an seiner Seite. Auch sonst haben Überlingen und Horb weitere Gemeinsamkeiten: Sie sind ähnlich groß, die Teilorte sind selbstbewusst und die Städte blicken beide auf eine lange Geschichte zurück.

Zeitler ist SPD-Mitglied, was er auch nicht verschweigt. Bei der OB-Wahl tritt er allerdings als unabhängiger Kandidat an. Doch er scheint Sympathien quer durch alle Fraktionen zu genießen: Die Junge Union hat sich beim Match um die OB-Wahl eindeutig für Zeitler ausgesprochen.

Auf seiner Internetseite gibt Zeitler übrigens manche „Geheimnisse“ preis: Er wandert gern in Gesellschaft, fährt begeistert Ski und spielt leidenschaftlich gern Schach: „Mein bisher größter Erfolg in dieser Disziplin war ein Überraschungs-Remis gegen den Schach-Großmeister Zigurds Lanka bei einem Simultan-Schachturnier“, schreibt er.

Slogan: Zuverlässig. Zielorientiert. Zeitler.