Es dauerte ein paar Sekunden, bevor die Applausstürme Samstagnacht losbrachen, nachdem die vier Musiker aus Saint Albans, England, die Bühne verlassen hatten. Der Grund war nicht etwa, dass der Auftritt von Headlinder „Enter Shikari“ enttäuschend gewesen wäre – im Gegenteil. Die Zuschauer schienen kurz zu brauchen, um den mitreißenden Sog, den die Band um Frontman Roughton Reynolds während der knapp 90 Minuten erzeugt hatte, abzuschütteln. Mit ihrer Mischung aus Alternative Metal und Pop-Punk erzeugten „Enter Shikari“ eine unglaubliche Atmosphäre, die auch von einem kurzen Technik-Ausfall zu Beginn nicht gestört wurde.

Gerade noch tanzten hunderte Rock-Fans zu wilden Metal-Hymnen, da lagen sich plötzlich Pärchen verträumt in den Armen, als Reynolds mit einer Akustik-Gitarre ruhigere Töne anstimmte. Abgerundet wurde die fantastische Show durch den unermüdlichen Einsatz der „Shikari Crew“, die perfekte abgestimmt hinter Reynolds „hergewischte“, Gitarren brachten, Mikrofonständer wieder aufstellte oder anders dafür sorgte, dass sich die Band zu 100 Prozent auf ihre Musik konzentrieren konnte.

Mini-Rock-Festival in Horb: Tag 2 und Kehraus

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Verrückt, abgedreht, 257ers

Komplett andere Stimmung am Freitagabend: Es war die wohl bunteste, verrückteste und überdrehteste Show, die das Horber Mini-Rock-Festival in den vergangenen Jahren erlebt hat. Als das Essener Hip-Hop-Duo „257ers“ die Hauptbühne betrat, brach der bis dato größte Jubelsturm der diesjährigen Veranstaltung aus. Daniel Schneider und Michael Rohleder boten dem Publikum, das trotz des bereits sechs Stunden andauernden Festivaltags noch mehr als genug Energie hatte, 75 Minuten voller Hüpfen, Pogen und Tanzen – zeitweise im eigens dafür in die Menge geschossenen Schaum.

Tag 1 beim Mini Rock Festival in Horb

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Beim Anblick der schweißüberströmten, bierübergossenen und sicherlich mit ersten Fußschmerzen kämpfenden Festival-Besucher hätte man danach nicht meinen sollen, dass da noch Energie für mehr war. Doch als Rapper „Motrip“, mit einer stau-verschuldeten Verspätung von 15 Minuten, auf die Bühne kam, gab es erneut kein Halten mehr. Bereits 2016 hatte der im Libanon geborene Künstler mit seinen Hits „So wie du bist“, „Mama“ und „Kennen“ für einen der Höhepunkte des Festivals gesorgt. Und auch in diesem Jahr standen die Massen von der Bühne bis zum Aftershow-Zelt.

Der zweite Festivaltag am Samstag begann erwartungsgemäß ruhig und spät: Denn obwohl „Motrips“ Auftritt bereits um kurz vor halb ein Uhr nachts beendet war, zog es viele Besucher noch zu den Aftershow-Partys oder zum Weiterfeiern auf den Campingplätzen. Entsprechend übersichtlich war die Zahl der Musikfans, die sich den Auftakt des samstäglichen Line-Ups ansahen: Dabei war der Auftritt der Skapunk-Band „Yakuzi“ aus Pforzheim mehr als nur ein einfaches Konzert: Ende 2012 gab die Band nach vier Auftritten auf dem Mini-Rock-Festival ihre Auflösung bekannt. Seit 2016 tritt die Band wieder auf und feierte am Samstag das große Comeback auf ihrem „Heim-Festival“.

Keine Randalle, dafür gute Musik

Um kurz vor halb Neun hing dann Rauch über dem Festplatz, dicke Wolken blauen und roten Dunstes zogen über die Menge – „Feine Sahne Fischfilet“ waren da. Die Band war im Vorfeld des Festivals oft Gesprächsthema in Horb, aufgrund von alten Liedtexten, die angeblich gewaltverherrlichend seien. Die Horber ULH-Fraktion forderte die Stadt deswegen zu einer Stellungnahme auf. Horbs Oberbürgermeister Peter Rosenberger sah sich das Konzert persönlich an.

„Wir wissen, es gibt Leute, die kotzen, weil wir heute hier sind“, rief Jan Gorkow zu Beginn des Auftritts der norddeutschen Punkband, während derer noch der ein oder andere bissige Kommentar in Richtung rechte Szene folgte. Ansonsten blieb es friedlich, keine Vermummten, keine Randalle, dafür ein starkes Punkkonzert, zu dessen Ende sich der stämmige Gorkow in die Menge stürzte und von den jubelnde Fans zurück zum Backstage-Eingang begleitet wurde.

Große Aufbruchstimmung dann am Sonntag: Die Festival-Fans zogen in Scharen ab – allerdings meist ohne ihre Zelte und andere Hinterlassenschaften. Um die Müllberge, die zurückblieben, muss sich nun wohl die Stadt kümmern.

Mini-Rock-Festival: das große Anreisen

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