Ski Nordisch

Der „Kaiser“ von Seefeld

Der Weltverband adelt Eric Frenzel, den besten Kombinierer der WM-Historie, nach dem Gold-Triumph in Österreich. Ein Sondertrainingslager des Sachsen in Planica hat sich bezahlt gemacht.

23.02.2019

Von DPA/SID

In sensationeller Form: Eric Frenzel drehte zum Auftakt der Weltmeisterschaft in Seefeld mächtig auf. Die Goldmedaille war ein überraschender wie verdienter Lohn. Foto: Georg Hochmuth/afp

In sensationeller Form: Eric Frenzel drehte zum Auftakt der Weltmeisterschaft in Seefeld mächtig auf. Die Goldmedaille war ein überraschender wie verdienter Lohn. Foto: Georg Hochmuth/afp

Mit den Blumen seiner Dienstherrin Ursula von der Leyen in der Hand stürmte Oberfeldwebel Eric Frenzel vom Podest zur Bande. Dort umarmte ihn als einer der ersten Gratulanten Heimtrainer Frank Erlbeck eine gefühlte Ewigkeit lang.

Der nun sechsmalige Weltmeister in der Nordischen Kombination wusste genau, bei wem er sich für den Überraschungscoup bedanken musste. „Erle“ war mit Frenzel in ein Sondertrainingslager nach Planica gereist, als es mit dem Springen nicht klappen wollte. Und ihn hatten Bundestrainer Hermann Weinbuch und sein Team als Sondermotivator am Donnerstagabend ins Mannschaftsquartier nach Seefeld geholt.

„Er gehört einfach dazu. Wir haben in den vergangenen Wochen versucht, das Ruder noch herumzubiegen. Wir waren noch einmal gemeinsam in Planica und haben den Grundstock gelegt“, sagte Frenzel zum Anteil seines wichtigsten Förderers von der Vergangenheit bis zur Gegenwart.

In seinem „Wohnzimmer in Tirol“ trug sich Frenzel einmal mehr in das Geschichtsbuch der Nordischen Kombination ein, der Weltverband FIS adelte ihn sogar vom König zum „Kaiser von Seefeld“. 14 Einzelsiege feierte der mittlerweile 30-Jährige in Seefeld, mit dem WM-Titel löste Frenzel seinen diesmal neuntplatzierten Teamkollegen und Titelverteidiger Johannes Rydzek als erfolgreichsten Kombinierer der WM-Historie ab.

„Es war einfach nur hart“

Weinbuch schüttelte nach dem Triumphlauf des dreimaligen Olympiasiegers ungläubig den Kopf, nachdem er bereits das Springen mit dem Begriff „Wahnsinn“ kommentiert hatte. Das gewann Frenzel, dem im gesamten Saisonverlauf nicht ein einziger solch guter Flug gelungen war. „Es war einfach nur hart“, beschrieb Frenzel die Zeit, in der er nach seiner Sprungform gesucht hatte.

Auf der Großschanze in Innsbruck aber kam zum Ehrgeiz des Sachsen auch noch etwas Glück. „Der Aufwind hat geholfen, dass ich mein System wiedergefunden habe“, sagte er. Weinbuch sprach davon, dass mit dem Glück sofort wieder der „Killer“ in Frenzel zum Vorschein kam.

Im Lauf war der dreifache Familienvater dann jederzeit Herr der Situation. Eine Vierergruppe mit den späteren Medaillengewinnern Jan Schmid aus Norwegen und Franz-Josef Rehrl aus Österreich sowie dessen Landsmann Mario Seidl arbeitete gut zusammen und ließ die hochkarätig besetzte Verfolgergruppe nicht weiter als 15 Sekunden heran.

Auf den letzten eineinhalb Kilometern zeigte Frenzel, dass er der beste Läufer ist. Ein herausragender Antritt am letzten Anstieg sprengte die Gruppe und sorgte für einen beruhigenden Vorsprung. „Wenn mich gestern einer danach gefragt hätte, hätte ich ihn für wahnsinnig erklärt“, sagte Frenzel.

Für den sich anschließenden Interview-Marathon nahm er auch in Kauf, dass er nicht mit dem Team am traditionellen Thüringer-Bratwurst-Grillen teilnehmen konnte.

Unglaubliche Leistung

Der Sachse Frenzel hat nun genauso viele Goldmedaillen wie Teamkollege Rydzek, aber mehr Silber- und Bronzemedaillen bei WM-Titelkämpfen. „Das ist eine unglaubliche Leistung. Wir haben wieder alles richtig gemacht. Einen besseren Start in die WM hätten wir uns nicht vorstellen können“, sagte Sportdirektorin Karin Orgeldinger nach dem Rennen.

Frenzels Frau Laura und Tochter Emma hatten auf der Tribüne mitgezittert. „Ich bin einfach nur dankbar, dass sie die ganze Zeit so an mich geglaubt haben. Meine Frau hat alles mitgemacht, ihr gehört ein großer Teil der Medaille. Ich bin so dankbar, so eine tolle Familie zu haben, eine tolle Frau, drei wunderbare Kinder.“

Erstmals seit langer Zeit galten die DSV-Sportler in der Kombi nur als bessere Außenseiter. Das ist für die kommenden Wettbewerbe nun anders. Fabian Rießle wurde Siebter und gilt nun als aussichtsreichster Kandidat, am Sonntag mit Frenzel den Team-Sprint zu bestreiten.

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Erstellt:
23.02.2019, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 45sec
zuletzt aktualisiert: 23.02.2019, 06:00 Uhr

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