Der Kindergarten bleibt

Kindergärten Der Kindergarten Wiesenstetten wird nächstes Jahr nicht dicht gemacht. Die Entscheidung des Rats wird im Teilort zwar begrüßt, zugleich von der IG kritisiert, da sie mehr erwartet hätte.

17.11.2016

Von Reinhard Seidel

Der Kindergarten Wiesenstetten bleibt bestehen. Gestern spielten die Kinder Sich-Freuen.Bild: Seidel

Der Kindergarten Wiesenstetten bleibt bestehen. Gestern spielten die Kinder Sich-Freuen.Bild: Seidel

Die Entscheidung fiel im voll besetzten Ratssaal am Dienstag einhellig und ohne jede Diskussion. Denn das Thema war, wie in Empfingen oft üblich, schon vorher hinter verschlossenen Türen vorbesprochen und damit quasi entschieden worden. Kurz vor dem Ja meldete sich Joachim Gfrörer, Kopf und Sprecher der Interessengemeinschaft „Erhalt Kindergarten“ (IG) zu Wort. Bürgermeister Albert Schindler wollte ihm dieses leicht genervt verwehren, da er Gfrörer nicht als sachkundige Person eingeladen hatte. Der Schultes fragte aber sein Gremium und Xaver Kleindienst meinte, Gfrörer solle sich ruhig äußern, der Rat könne seine Entscheidung auch nach den Worten Gfrörers treffen.

Gfrörer dankte im Namen der IG der Verwaltung. Den Eltern sei ein Stein vom Herzen gefallen. Ein „Wermutstropfen“ sei jedoch (was an diesem Abend aber gar nicht zur Debatte stand), dass der Rat versäumt habe, den Wiesenstetter Kindergarten, wie in der Info-Versammlung der IG im Juni vorgeschlagen, als einen „integrierten und integrativen Naturkindergarten“ auszuweisen. Damals waren die Begriffe so erklärt worden: Es solle „eine an den Hauskindergarten angeschlossene und dadurch integrierte Kindergartengruppe“ entstehen, die sich zwei, drei Tage in der Natur aufhält.

In Empfingen dürfte diese zusätzliche Forderung Wasser auf die Mühlen jener Kritiker sein, die der Meinung sind, dass Wiesenstetten sowieso alles bekomme, was gewünscht werde, der Gemeinderat umfallen würde und Bürgermeister Albert Schindler kurz vor seiner Pensionierung Ende 2017 im Teilort keine unpopuläre Entscheidung mehr treffen wolle.

Das erscheint in diesem Fall jedoch mehr als unwahrscheinlich. Das Entscheidungskriterium pro Kindergarten Wiesenstetten waren nackte Zahlen. Der Kindergarten in Wiesenstetten wäre „verzichtbar“ gewesen, so Adelinde Hellstern vom Hauptamt, wenn alle über dreijährigen Kinder der Gesamtgemeinde in den beiden Empfinger Kindertagesstätten „Die kleinen Strolche“ und im Katholischen Kindergarten, die 116 Plätze bieten, einen Platz fänden. Rechnerisch werden aber im Sommer 2019 136 Mädchen und Jungs einen Platz beanspruchen. 20 könnten also nicht untergebracht werden. Würde nun der Kindergarten in Wiesenstetten geschlossen, müsste er, so die Erkenntnis der Verwaltung, dann wieder reaktiviert werden. Alternative wäre ein Anbau an eine der beiden Einrichtungen in Empfingen. Deshalb, darin waren sich Verwaltung und Rat einig, sei es besser, das Jahr 2017/18 mit geringen Kinderzahlen durchzustehen und den Kindergarten im Teilort bestehen zu lassen. Außerdem soll nun der dort existierende „Reparaturstau“ beseitigt werden. Ein Fachmann werde hier beigezogen.

Zuvor hatte Adelinde Hellstern lang und breit erläutert, dass ein vorgeschlagener, integrativer Kindergarten für Kinder mit Behinderungen in Wiesenstetten unmöglich sei – es wären unter anderem gravierende bauliche Arbeiten nötig. Außerdem entstünde in Stetten vom Verein KBF eine Einrichtung, die „sächliche und personelle“ Voraussetzungen zur Inklusion böte. Auch der Wunsch (weniger Eltern) nach verlängerten Öffnungszeiten sei nur möglich, wenn sich räumlich und personell etwas tue.

Schindlers Resümee: „Ich hoffe, die Entscheidung ist im Sinne der Eltern. Wir haben nie gesagt, wir schließen den Kindergarten, sondern wir prüfen…“.