Horb · Gesundheit

Der Landkreis ist gewappnet

Wie gehen international agierende Unternehmen mit der Corona-Gefahr um – und was kann jeder Einzelne tun?

27.02.2020

Von Lukas Homrich

Der Landkreis ist gewappnet

Nun, da das Coronavirus (wissenschaftlich auch als Covid-19 und SARS-CoV-2 bezeichnet) in Norditalien eine für Europa neue Dimension angenommen hat, wappnet sich auch der Rest Europas für eine mögliche Pandemie.

In Baden-Württemberg wurde zunächst am Dienstagabend das Virus bei einem 25-Jährigen aus Göppingen bestätigt, am Mittwochnachmittag bei einer Bekannten des Erkrankten und deren Vater, der Chef der Pathologie der Uniklinik in Tübingen ist. Gestern Abend folgte eine Meldung aus dem Landkreis Rottweil: Ein 32-jähriger Mann, der am 23. Februar mit seiner Familie aus der italienische Provinz Lodi eingereist, hatte sich beim Gesundheitsamt gemeldet. Der Verdacht einer Infektion bestätigte sich.

Das Wort „Pandemie“ wurde in dieser Woche von deutschen Medien oft benutzt. Wichtig ist es, dieses in den richtigen Kontext zu setzen und Panikmache zu vermeiden. Es bereiten sich auf allen Ebenen Krankenhäuser, Ämter und Unternehmen auf eine Corona-Welle vor. Genauso wie andernorts rüstet man sich im Landkreis Freudenstadt für mögliche Fälle. Das Krankenhaus Freudenstadt sei auf den Ernstfall vorbereitet, sagt das Gesundheitsamt. Es bestehe eine Meldekette für Verdachtsfälle. Man erhalte Meldungen über die hiesigen Ärzte, wenn dort Personen mit grippalen Symptome auffielen, die sich vor kurzer Zeit in einem Risikogebiet aufgehalten haben. Dann werde eine Probe entnommen und zur Untersuchung eingeschickt. Bisher gab es im Landkreis Freudenstadt keinen Verdachtsfall, auf den diese Merkmale zutreffen. Es wird geraten, bei Verdacht vor einem Besuch beim Hausarzt anzurufen.

Wenn ein Fall im Landkreis bestätigt werde, leite man diesen an das Kompetenzzentrum Gesundheitsschutz Landesgesundheitsamt weiter. Dieses hat unter der Telefonnummer 0711/90439555 eine Beratungsstelle für Bürger eingerichtet.

Experten raten zu Verhaltensweisen, um sich selbst und Mitmenschen zu schützen. Das sichern der Ansteckungsketten werde bei den Behörden immer schwieriger. Jetzt sei es an den Bürgern, ihre Verhaltensweisen zu ändern, auch um der grassierenden Influenz Einhalt zu gebieten. Diese beschäftigt die Krankenhäuser im Moment mehr als das Coronavirus. „Die Gefahr einer Influenzaerkrankung ist derzeit weit höher, als sich mit dem Coronavirus zu infizieren“, so Axel Schneider, Leiter des Gesundheitsamtes im Landkreis Freudenstadt. Von Anfang des Jahres bis zur vergangenen Woche wurden dem Gesundheitsamt in Freudenstadt 52 Virusgrippe-Erkrankungen, auch bekannt unter Influenza-Erkrankungen, gemeldet. Im selben Zeitraum waren es im Vorjahr sogar 93 Fälle. Das Gesundheitsamt rät dazu, sich gegen die Grippe impfen zu lassen.

Bei einer Pressekonferenz der zuständigen Behörden Baden-Württembergs zu den bestätigten Fällen rief Landesgesundheitsminister Manfred Lucha zu „besonnenem, klugem und lageorientiertem“ Verhalten auf.

Die erste Tugend ist, sich gründlich mit Seife die Hände zu waschen, geraten wird, dies mindestens zehn Sekunden zu tun. Es gilt als wichtigste und einfache Methode, um Infektionen zu verhindern. Die Meidung von Körperkontakt ist ebenfalls hilfreich. Bei Atemwegserkrankungen ist zum Beispiel Händeschütteln ein häufiger Übertragungsweg. Wichtig ist ebenfalls das Verhalten beim Husten und Niesen. Empfohlen wird, in ein Taschentuch zu husten oder zu niesen und dieses sofort in den Müll zu werfen. Falls kein Taschentuch zur Hand ist, wenigstens in die Armbeuge.

Belebte Orte und Veranstaltungen sind ebenfalls vermeidbare Risiken, deswegen wurden in Italien bereits einige Veranstaltungen abgesagt. Es wird empfohlen, sich anderen Personen nicht mehr als einen Meter zu nähern.

In den Horber Apotheken sind die Atemschutzmasken ausverkauft – obwohl diese im Moment anderswo dringender gebraucht werden als in Privathaushalten. Experten schätzen den Schutz durch Atemschutzmasken vor viralen Erkrankungen als eher gering ein. Sobald der Atem die Masken durchfeuchtet hat, bieten sie keinen relevanten Schutz mehr dar, bringen also keine wirkliche, sondern trügerische Sicherheit.

Die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) mit dem Campus Horb betreibt diverse Auslandsprogramme, unter anderem mit der chinesischen Partneruniversität in Hubei. Eine Sprecherin teilte der SÜDWEST-PRESSE auf Anfrage mit, die DHBW beobachte die aktuelle Entwicklung intensiv. „Aktuell befinden sich nach unserer Kenntnis keine Studierenden der DHBW Stuttgart Campus Horb in China. Die Hochschule rät aktuell von Reisen nach China ab“, so die Sprecherin weiter. Die Reise- und Bewegungsfreiheit sei in mehreren Provinzen eingeschränkt, und Einrichtungen in den Regionen teilweise geschlossen.

International ausgerichtete Unternehmen aus dem Raum Horb reagieren ebenfalls: Fischer aus dem Waldachtal sagte den Besuch der Eisenwarenmesse in Köln ab. „Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kann das Risiko für die Gesundheit der Messebesucher nicht eindeutig eingeschätzt werden, und eine Ansteckung mit dem Virus ist nicht grundsätzlich auszuschließen“, begründete Fischer die Entscheidung. Zudem setzte das Unternehmen alle Reisen von und nach seinen Standorten in China aus. Um die Metropole Schanghai herum unterhält das Unternehmen mehrere Außenstellen; Chrina zählt zu einem seiner bedeutendsten Märkte. Anfang Februar hatte das Unternehmen 4000 Atemschutzmasken zu seinen Mitarbeitern geschickt – 2000 davon auf Vorrat, denn in China sie alle ausverkauft.

Der Landkreis ist gewappnet Wie gehen international agierende Unternehmen mit der Corona-Gefahr um – und was kann jeder Einzelne tun?