Der Irak ist die falsche Bühne für eine One-Man-Show aus Hollywood.

Der Mann, der niemals lebte

Der Irak ist die falsche Bühne für eine One-Man-Show aus Hollywood.

23.11.2015

Von dhe

Warum nur lässt der große Ridley Scott („Blade Runner?, „American Gangster?) Agent Roger Ferris (Leonardo DiCaprio) im Irak ein fiktives Bin-Laden-Äquivalent jagen?Im Film liefern verheerende Selbstmordanschläge in europäischen Städten dafür die fadenscheinige Legitimation. Ferris wird als einer der wenigen Durchblicker auf US-Seite inszeniert.

Dass auch er einen vermutlichen Islamisten, der ihn künftig identifizieren könnte, einfach liquidiert, scheint eben zum zynischen Geschäft zu gehören. Er wird Augenzeuge einer Folterung: Der Typ, der einen Iraker zu Tode prügelt, trägt ein weißes T-Shirt, keine Uniform. So bleibt offen, ob der Bursche ein US-Militär, ein CIA-Mann oder einer der mittlerweile berüchtigten privaten Söldner ist ? oder vielleicht nur eine Kunstfigur? Noch als Fiktionalisierung wäre es höchst fragwürdig, diese Folterszenen als bloße Spannungselemente zu instrumentalisieren.

Auch die technischen Finessen ? Ferris wird per Satellit ständig von der CIA-Zentrale überwacht ? machen aus diesem Streifen keinen Thriller. Zäh schleppt sich die Handlung dahin zwischen Dubai und Amman. Ach ja, Ferris? Vorgesetzter bei der CIA (Russell Crowe) kann die Party erst recht nicht retten.

Der Mann, der niemals lebte