Drazen Petrovic

Der „Mozart des Basketballs“ bleibt unvergessen

Vor 25 Jahren kam der NBA-Star bei einem Autounfall ums Leben. Vor allem auf dem Balkan hat er Legenden-Status erreicht.

02.03.2018

Von SEBASTIAN SCHMID

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Ulm/Zagreb. Es sind die Tränen von Goran Dragic, die wohl am deutlichsten zeigen, welchen Stellenwert Drazen Petrovic im Basketball noch immer hat. Als der 31-Jährige nach dem EM-Gewinn mit Slowenien im vergangenen Jahr ein Trikot seines Vorbilds überreicht bekam, übermannten ihn die Gefühle. Schluchzend nahm er das Geschenk von Biserka Petrovic, der Mutter des ehemaligen NBA-Profis, an. „Wegen ihm habe ich mit Basketball angefangen.“ Damit ist Dragic nicht alleine.

Youtube sei Dank

Die Karriere von Drazen Petrovic in der besten Liga der Welt dauerte nur fünf Spielzeiten – und doch erinnert sich die Basketball-Welt an ihn als einen der ganz Großen. Dabei ist es unerheblich, ob man ihn noch live spielen hat sehen oder ihn nur aus Youtube-Videos kennt. Vor allem im ehemaligen Jugoslawien wird der 1,96 große Aufbauspieler wie kaum ein anderen Sportler verehrt.

„Jeder auf dem Balkan liebt ihn“, sagt Luka Babic. Der kroatische Nationalspieler ist vor 24 Jahren keine 20 Kilometer von Sibenik auf die Welt gekommen, dem Ort, an dem Petrovic am 22. Oktober 1964 geboren wurde. „Alle in Kroatien nennen die Stadt nur noch Drazen-Stadt“, berichtet Babic, der noch gar nicht auf der Welt war, als Petrovic bei einem Autounfall vor 25 Jahren ums Leben kam.

Wie so oft, wenn ein aufstrebender Star zu früh ums Leben kommt, begann nach Petrovics Tod eine Mythologisierung. Je mehr Zeit vergeht, desto legendärer werden die Heldengeschichten. Unbestritten ist aber dessen begnadetes Talent – und, dass er sich nicht nur darauf verließ. „Jeder kennt die Geschichten von Drazen, wie er morgens um fünf Uhr in die Halle gegangen ist, um zu trainieren“, berichtet Babic. „Was die Arbeitsmoral und Einstellung angeht, spielt er mit Dirk Nowitzki in einer Liga“, sagte Rick Carlisle, einst Co-Trainer bei den New Jersey Nets und seit 2008 Coach von Nowitzki und den Dallas Mavericks.

Nach seiner Zeit bei KK Sibenik, Cibona Zagreb und Real Madrid hatte Petrovic in Europa alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung wagte er 1989 den Schritt nach Amerika. Dort herrschte seinerzeit die Meinung vor, dass Aufbauspieler aus Europa nicht das Zeug für die NBA haben. Zunächst schien sich dieses Vorurteil zu bestätigen, als Petrovic bei den Portland Trailblazers zumeist auf der Bank saß.

Doch nach seinem Wechsel nach New Jersey änderte sich alles. Dank seiner Offensivqualitäten (in Kroatien hatte er in einem Ligaspiel 112 Punkte erzielt) zogen die Nets in seiner zweiten Saison 1991/92 in die Playoffs ein. Ein Jahr später gehörte Petrovic zu den treffsichersten Spielern der Liga und erzielte im Schnitt 22,3 Punkte pro Spiel.

Bei den Nets haben sie den einstigen Star nicht vergessen. Anfang dieser Woche veranstaltete der Klub, der inzwischen in Brooklyn beheimatet ist, ein Spiel zu Ehren des Kroaten. Dabei wurden in der Arena auf dem Videowürfel seine besten Szenen gezeigt sowie T-Shirts und Trikots mit der Nummer 3 verkauft – die übrigens Petrovic zu Ehren bei den Nets nicht mehr vergeben wird. Biserka Petrovic war extra aus Zagreb angereist.

In ihrer Heimat ist sie zumeist im Drazen Petrovic Memorial Center anzutreffen. Das Gebäude mit der Adresse „Drazen-Petrovic-Platz 3“ ist ein wichtiger Grund, dass ihr Sohn nicht in Vergessenheit gerät. 15 000 Besucher kommen jährlich vorbei und schauen sich die kleine Ausstellung direkt neben der Halle von Cibona Zagreb an – und von Jahr zu Jahr werden es mehr.

Die Familie Petrovic gründete das Museum 2006 auf eigene Initiative, inzwischen betreibt es die Stadt Zagreb. Über 1000 Exponate, von Drazens Studentenausweis über die schwarze VIP-Mitgliedskarte des Madrider Nachtclubs Joy bis hin zur Silbermedaille von den Olympischen Spieler 1992, als Kroatien im Finale dem legendären Dream-Team unterlag, bringen der Nachwelt Petrovic näher.

Einprägsamer aber als alle Exponate sind die Aussagen von Profis wie Babic oder Dragic, die Drazen Petrovic als Idol bezeichnen und so dafür sorgen, dass sich auch die nachfolgende Generation mit dem „Mozart des Basketballs“ beschäftigen. Nur so ist Drazen Petrovic auch 25 Jahre nach seinem Tod unvergessen.

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