Horb · Fußball-Strukturreform

Der Nordschwarzwald wird aufgewertet

Die Vereine aus dem Landkreis Calw sollen dazukommen. Der Bezirksvorsitzende Edgar Pakai ist positiv überrascht, sieht sich aber nicht als Gewinner des Kommissionsvorschlages.

04.06.2020

Von Jürgen A. Klemenz

Das vorläufige Ergebnis der Strukturreform des WFV: Die grünschattierten Flächen zeigen dabei den Einzugsbereich der Landesliga-Staffel 3, zu dem auch der Bezirk Nördlicher Schwarzwald gehört.Grafik: WFV

Das vorläufige Ergebnis der Strukturreform des WFV: Die grünschattierten Flächen zeigen dabei den Einzugsbereich der Landesliga-Staffel 3, zu dem auch der Bezirk Nördlicher Schwarzwald gehört.Grafik: WFV

Totgesagte leben länger. Das bestätigte sich einmal mehr bei der beabsichtigten Strukturreform des Spielbetriebs beim Württembergischen Fußballverband (WFV). Während viele spätestens nach dem nächsten Verbandstag im Mai 2021 das Ende des Fußballbezirks Nördlicher Schwarzwald vorausgesagt haben, geht dieser nach dem Abschlussbericht der WFV-Strukturkommission sogar gestärkt hervor.

Der Vorschlag: Das bisherige Spielsystem – eine Verbandsliga, vier Landesligen und 16 Bezirksligen – wird geändert. Die Verbandsliga bleibt, die vier Landesligen ebenfalls, die Bezirksligen werden auf zwölf reduziert. Die Kommission empfiehlt zudem, die Verbandsstruktur entsprechend dem neuen Spielsystem zu ändern. Sprich: Aus 16 Bezirken sollen zwölf werden. Dabei soll der Nördliche Schwarzwald durch die Vereine aus dem Calwer Landkreis des Bezirks Böblingen/Calw erweitert werden. Dieser wird geteilt, die Böblinger und Herrenberger Vereine kommen zum Bezirk Stuttgart.

Die Kommission konnte sich nicht auf den weitergehenden Vorschlag „1-3-9“ (eine Verbandsliga, drei Landes- und nur noch neun Bezirks(ober)ligen) einigen. Schon in den vorangegangenen zwei Anhörungsrunden im WFV-Gebiet unter den Vereinen hatte sich abgezeichnet, dass sich dafür keine Mehrheit findet. So entschied man sich für einen Kompromiss. Mit dem Vorschlag, der beim nächsten Verbandstag im Mai 2021 den Delegierten zur Abstimmung vorgelegt wird – und der eine Zweidrittel-Mehrheit braucht – soll erreicht werden, dass die unterschiedlichen Mannschaftszahlen in den bisherigen 16 Bezirken – sie reichten von 71 bis 188 Stück – einigermaßen angepasst werden. Nach der neuen Einteilung reicht die Spanne nur noch von 138 bis 206 Mannschaften. Der um die Calwer Vereine erweiterte Bezirk Nördlicher Schwarzwald würde nach heutigem Stand 142 Mannschaften zuzüglich 45 Reserven umfassen.

Der Vorsitzende des Bezirks Nördlicher Schwarzwald, Edgar Pakai, zeigte sich angenehm überrascht von den Kommissionsvorschlägen: „Nachdem wir befürchten mussten, dass unser Bezirk aufgeteilt wird, hat sich für uns gegenüber der Ist-Situation keinerlei Nachteil ergeben. Ich will mich dazu eigentlich gar nicht groß äußeren. Und ich will mich auch nicht als Gewinner bezeichnen, denn es gibt nur Verlierer. Ich bin sehr froh, dass wir so ungeschoren davonkommen“, sagte Pakai.

Er blickte auch bereits voraus auf den entscheidenden Verbandstag 2021: „Ich will mich nicht festlegen, wie da die Abstimmung ausfallen wird. Manche Bezirke sind mit dem derzeitigen Spielbetrieb zufrieden und brauchen eigentlich keine Veränderung, bei anderen ist sie dringend nötig.“

Anders als bei Pakai ist die Gemütslage beim Bezirksvorsitzenden Böblingen/Calw, Richard Armbruster: „Mit der Teilung müssen wir jetzt leben.“ Er war selbst in den vergangenen zwei Jahren in der Kommission vertreten und hatte die Idee, den zahlenmäßig mit mehr als 130 Mannschaften gut aufgestellten Bezirk zu teilen, schon früh kritisch gesehen. Ein Stück weit kann Armbruster jedoch nachvollziehen, dass nunmehr die Böblinger Kreisvereine mit dem Bezirk Stuttgart fusionieren sollen. Denn in den 50er-Jahren zählten die Böblinger Klubs schon einmal zum Bezirk Stuttgart.

In dem zweijährigen Findungsprozess der Kommission mit insgesamt acht Regionalkonferenzen wurden mit großer Transparenz die Mitgliedsvereine miteinbezogen. Darauf verwies auch WFV-Vizepräsident Steffen Jäger in einer Videokonferenz am gestrigen Mittwoch. Die Erkenntnisse dieser Konferenzen führten auch dazu, dass der Einzugsbereich der Landesliga-Staffel 3 noch einmal geändert wurde. Bisher sah der Vorschlag so aus, dass der Bezirk Schwarzwald aus der Zugehörigkeit zur Staffel 3 in die Staffel 4 wechseln sollte. Das hätte zu langen Fahrstrecken quer durch ganz Württemberg geführt, weshalb Zimmerns Fußball-Chef Erwin Beck bei der Regionalkonferenz in Wehingen sein heftiges Veto eingelegt hatte.

Mit Erfolg, denn neu ist nun die Variante C des „1-4-12“-Vorschlags, womit der Bezirk Schwarzwald weiter zur Staffel 3 gehören soll. Für diese Variante hat sich die Kommission einstimmig ausgesprochen. Zum Einzugsgebiet der Landesliga-Staffel 3 zählt weiterhin der Bezirk Alb, neu hinzu kommt der Bezirk Zollern. Das letzte Wort haben nun die Delegierten des Verbandstags am 8. Mai 2021 in Sindelfingen. Dort wird auch entschieden, wie schnell die Änderungen, so sie denn beschlossen werden, umgesetzt werden können.