Wildes, Genregrenzen sprengendes Abenteuercomic für große Jungs und Mädchen.

Der Pakt der Wölfe

Wildes, Genregrenzen sprengendes Abenteuercomic für große Jungs und Mädchen.

24.11.2015

Von Sebastian Selig

Der Pakt der Wölfe

Ang Lee hat über seinen Film "Tiger & Dragon" gesagt, ihm sei es darum gegangen, Jane Austen und Bruce Lee zusammenzubringen. In diesem Sinne wollte Regisseur Christophe Gans wohl beweisen, dass auch John Woo und Emily Brontë ein perfektes Team abgeben. Überhaupt wird es wenige Filme geben, die so viele Genres in einen Topf werfen, ohne dass man sich beim Auslöffeln als Zuschauer die Zunge verbrennen würde. "Der Pakt der Wölfe" ist Kostümdrama, Martial-Arts-Klopfer, Historienfilm, Werwolf-Horror, Film Noir, romantisch, ungemein sexy und basiert natürlich auf einer wahren Begebenheit.

In Frankreich kennt jedes Kind die Sage vom "Biest von Gévaudan", einer in Wirklichkeit nie erlegten Bestie, die in dieser ebenso unwirtlichen wie romantischen Gegend im Südwesten Frankreichs Mitte des 18.Jahrhunderts mehr als 100 Dorfbewohner gerissen haben soll. War es ein Wolf? Ein aus den Kolonien eingeführter Tiger? Oder hatten gar übersinnliche Mächte ihre Hände im Spiel? Es ist an dem Zoologen und Abenteurer Grégoire de Fonsac (Samuel Le Bihan) dieses Rätsel zu lösen. Treu begleitet ihn dabei sein Blutsbruder Mani (Mark Dacascos), ein Mohawk-Indianer, der mit der Natur reden und bösen Jungs kräftig in den Hintern treten kann.

Ausgesandt im Auftrag Königs Louis XV., geraten sie in einen Strudel finsterer Intrigen, legen sich mit dem örtlichen katholischen Geheimbund an, der in dunklen Gemäuern Satansmessen abhält, und das Herz einer wunderschönen Frau wird nebenbei auch noch gewonnen. Liebe, Männerfreundschaft und Gefahr an allen Ecken und Enden also, und natürlich kommt irgendwann der Moment, in dem Mani sein Hemd auszieht, sein Gesicht schwarz anmalt und zum Tomahawk greift, um das zu vollbringen, was jedem modern bewaffneten Krieger zuvor misslungen war.

Im Grunde ist das alles hochgradig albern, aber Zuschauer, die im Innern einen 14-jährigen Jungen mit sich herumtragen, werden nach Verlassen des Kinos einige Stunden brauchen, um sich ihres zufriedenen Grinsens zu entledigen. Gans bietet hierfür jeden denkbaren kameratechnischen Trick auf; auch die Digital-Effekte brauchen sich hinter den größten amerikanischen Produktionen nicht zu verstecken.

Dass er es dabei immer eine Spur frecher und wilder als Hollywood treibt und sich einige hübsche Pikanterien erlaubt (ein Busen verwandelt sich mittels digitaler Überblendung in zwei winterlich verschneite Berge), dankte ihm das französische Publikum, indem es dem Film im Vorjahr das zweitbeste Einspielergebnis nach "Amélie" bescherte.

"Pakt der Wölfe" ist ein Film, wie man ihn aus Europa seit „Der Namen der Rose? nicht mehr gesehen hat. Großes, packendes Kino für Auge, Brust und Bauch.