Gläserne Produktion

Der Reiz der Vielfalt bei Äpfeln

Bei den Aktionstagen „Streuobst live“ informiert das Landratsamt auch heute noch über Obstsorten und Obstwiesen.

08.10.2016

Von Johanna Soika

Die Schafe und Ziegen auf der Wiese vor dem Landratsamt erfreuten sich bei den Besuchern großer Beliebtheit. Bilder: Sommer

Die Schafe und Ziegen auf der Wiese vor dem Landratsamt erfreuten sich bei den Besuchern großer Beliebtheit. Bilder: Sommer

Die großen Traktoren, jungen Obstbäume und die Schafe und Ziegen vor dem Landratsamt lassen es schon erahnen: Hier geht es dieser Tage um Landwirtschaft. Mit viel Aufwand und Detailtreue wurden Infostände und Stellwände zu den Aktionstagen „Streuobst live“ für eine „Gläserne Produktion“ aufgebaut. Eine lange Tafel mit verschiedenen Körben voller Äpfel und Birnen zeigt, wie viele unterschiedliche Sorten es gibt, obwohl sich manche doch recht ähnlich sehen. Eine weitere Auslage dokumentiert die Holzarten der Obstbäume. Für den interaktiven Part stehen ein Fühlkasten und Rätselfragen zur Verfügung.

Viele Interessenten fanden sich gestern bei der Obstsortenbestimmung ein. Pomologe Eckhard Fritz vom Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee nahm sich der unbestimmten Früchte an und ordnete sie zu. Dabei ging er immer in der selben Reihenfolge vor: anschauen, fühlen, aufschneiden, probieren. Wobei nicht alle Versucherle wirklich genießbar waren.

Diana Hagen aus Dußlingen ist seit einem Jahr Stückle-Besitzerin und hat eine Reihe Äpfel und Birnen mitgebracht, um sie vom Experten bestimmen zu lassen. Akribisch notiert sie alles, was der Pomologe zu erzählen weiß. Entgegen ihrer Hoffnung eignen sich die meisten ihrer Früchte eher für Most und Schnaps als zum Essen. Hagen führt Buch über ihr 18 Ar großes Stückle. Wie viele Bäume dort stehen, wie viel Ertrag sie seit der Übernahme hatten. Alles auch mit Bildern dokumentiert. Wie sie Eckhart Fritz’ Bestimmungsarbeit fand? „Faszinierend“, sagt sie lachend. Nur bei einer Mostbirne konnte der Pomologe keine Entscheidung treffen. Hagen nimmt es gelassen.

Irene Kühnle kam extra aus Dettenhausen nach Tübingen, um ihren Apfel bestimmen zu lassen. Stückle hat sie keins, dafür aber einen großen Garten mit drei Apfelbäumen. Von zweien weiß sie die Sorte bereits, vom dritten erhofft sie sich hier Auskunft. „Der erste Bestimmungsversuch hat nämlich nicht geklappt“, erklärt sie schmunzelnd.

Eckhart Fritz hat mit dieser Arbeit seine Berufung gefunden, er beschäftigt sich bereits seit 20 Jahren mit Obst. „Angefangen hat alles mit einem kleinen Büchlein über Mostbirnen“, erzählt er. Damit sei er tagelang umhergezogen, um das Obst ausfindig zu machen und zu bestimmen. Die Leidenschaft für Suchen und Zuordnen hat ihn zum Experten werden lassen.

Aber nicht nur Äpfel und Birnen in ihrer ursprünglichen Form, sondern auch Apfel- und Birnensaft gibt es zu probieren. Ob trüb oder klar, die Säfte aus der Region präsentieren sich in unterschiedlicher Farbe und verschiedenem Geschmack. Organisiert vom Verein Vielfalt gibt es eine Prämierung des besten Saftes. Hauptakteure bei dieser Aktion sind die Besucher. Sie sollen sich durch die neun Säfte durchprobieren und dann entscheiden, welcher ihnen am besten gemundet hat. Für die drei Favoriten gibt es einen Preis.

Die AiS GmbH (Arbeit in Selbsthilfe) hat einen Infostand zum Thema „Pflege der Streuobstwiese“. Die Mitarbeiter stehen nicht nur für Fragen rund um Baumschnitt und Mäharbeiten auf dem heimischen Stückle zur Verfügung, sondern zeigen auch, was sie in der auftragsarmen Winterzeit tun: individuelle Vasen aus Holz fertigen.

Wer noch keine Gelegenheit hatte, beim Landratsamt vorbeizuschauen, hat am heutigen Samstag noch einmal die Möglichkeit. Das Angebot reicht erneut von der Obstsortenbestimmung und der Apfelsaftprämierung bis zu Sprechstunden, Vorträgen und Infoständen rund um das Streuobst. Los geht es um 10 Uhr, für Essen und Trinken ist ebenfalls gesorgt.

Pomologe Eckhart Fritz wird von Ursula Maurer vom Landratsamt beim Bestimmen der Obstsorten unterstützt. Bilder: Sommer

Pomologe Eckhart Fritz wird von Ursula Maurer vom Landratsamt beim Bestimmen der Obstsorten unterstützt. Bilder: Sommer

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Erstellt:
08.10.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 41sec
zuletzt aktualisiert: 08.10.2016, 01:00 Uhr

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