„Tatort“

Der Reiz der neuen Ermittler

Die Nachfolger im Bremen-„Tatort“ klären bei ihrem Debüt den Tod eines Dealers und das Geheimnis um ein verschwundenes Baby auf.

21.05.2021

Von Martin Weber

BKA-Expertin Linda Selb (Luise Wolfram, Mitte) erläutert Mads Andersen (Dar Salim) und Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer), was die Tatort-Analyse ergibt. Foto: Christine Schroeder/Radio Bremen/dpa

BKA-Expertin Linda Selb (Luise Wolfram, Mitte) erläutert Mads Andersen (Dar Salim) und Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer), was die Tatort-Analyse ergibt. Foto: Christine Schroeder/Radio Bremen/dpa

Mehr als zwei Jahrzehnte, fast 40 Fälle und ein spektakulärer Schluss: Inga Lürsen war geschockt, als ihr Kollege Nils Stedefreund vor zwei Jahren erschossen wurde und so die Ära des erfolgreichen Bremer „Tatort“-Duos ein blutiges Ende fand. Auch viele Zuschauer bedauerten, dass die von Sabine Postel und Oliver Mommsen gespielten Kommissare aufhörten und waren gespannt, welche Nachfolger in Bremen an den Start gehen. Das Warten hat ein Ende: Im verzwickten und düsteren Krimi „Tatort: Neugeboren“ (Pfingstmontag, 20.15 Uhr, ARD) löst das neue Team seinen ersten Fall.

Die gute Nachricht: Die junge Kommissarin Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer) und ihr cooler dänischer Kollege Mads Andersen (Dar Salim) sowie die schon aus früheren Bremer „Tatort“-Filmen bekannte Linda Selb (Luise Wolfram) sind ein charaktervolles Trio, das eine Menge Entwicklungspotenzial hat. Die schlechte Nachricht: Der erste Fall der drei Kommissare, die sich noch zusammenfinden müssen, fällt nach einem guten und atmosphärischen Beginn etwas ab.

Die von Regisseur Christian Jeltsch und Kameramann Filip Zumbrunn mit einprägsamen Bildern eingefangene Geschichte beginnt verstörend: In einem Hinterhof wird ein Mann brutal zusammengeschlagen, während in einer nahegelegenen Wohnung eine junge Frau ihr Kind unter furchtbaren Schmerzen und ganz ohne fremde Hilfe entbindet.

Doch das ist nicht alles, was in jener Bremer Nacht passiert ist, wie sich am nächsten Morgen zeigt: Ein junger Mann ist von einem verlassenen Industrieturm in den Tod gestürzt, seine Leiche ruft den erfahrenen Kommissar Mads Andersen auf den Plan, einen Dänen mit arabischen Wurzeln, der eigentlich schon auf dem Weg nach Kopenhagen ist.

Begleitet wird der lässige und scharfsinnige Ermittler von der Anfängerin Liv Moormann, die mit ihrem weißen Mäntelchen und ihren weißen Stiefeletten etwas deplatziert am schmuddeligen Tatort und im angrenzenden sozialen Brennpunkt wirkt, wo sich die weiteren Ermittlungen abspielen. Die beiden Kommissare finden schnell heraus, dass der junge Mann, ein bekannter Drogendealer, vor seinem Fall in die Tiefe erstochen wurde. Eine erste Spur führt zu dem Mann, der in der Nacht zuvor zusammengeschlagen wurde und der Vater der jungen Frau ist, die gerade ein Baby bekommen hat.

Das neue Trio aus Bremen kann einen ordentlichen, wenn auch keinen richtig guten Einstand verbuchen, denn dafür fehlt es dem Krimi dann doch etwas an Spannung. Der Reiz des oder besser gesagt der Neuen macht diesen „Tatort“ aus dem Norden dennoch zu einem sehenswerten Pfingstvergnügen.

Drei Pistolen Foto: Grafik: swp

Drei Pistolen Foto: Grafik: swp

Zum Artikel

Erstellt:
21.05.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 14sec
zuletzt aktualisiert: 21.05.2021, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Sie möchten diesen Inhalt nutzen? Bitte beachten Sie unsere Hinweise zur Lizenzierung.