Bahnhofsgebäude Horb

Der Running Gag ist rum

33 Monate hat es gedauert, bis das Dach des Horber Bahnhofs repariert war. Nun ist es fertig. Eine Chronologie der Ereignisse.

03.11.2016

Von Vincent Meissner

Das Ende der befürchteten unendlichen Geschichte: Die Horber Bahnhofshalle erstrahlt wieder blütenweiß. Bild: Kuball

Das Ende der befürchteten unendlichen Geschichte: Die Horber Bahnhofshalle erstrahlt wieder blütenweiß. Bild: Kuball

Januar 2014:Das genaue Datum ist nicht überliefert. Doch im Januar 2014 fällt erstmals auf, dass das Flachdach der Horber Bahnhofshalle nicht ganz dicht ist. Eilige Fußgänger müssen aufpassen, dass sie auf dem nassen Boden nicht ausrutschen. Am 31. Januar war in der SÜDWEST PRESSE eine Stellungnahme einer Bahn-Sprecherin zu lesen: „Derzeit hole das Unternehmen Angebote von Firmen ein. Es sei noch keine Prognose darüber möglich, wann die Sanierung erfolgt.“

Mai 2014: Die zuständige Bahntochter „DB Station und Service“ (in der Folge nur noch als Bahn bezeichnet) lässt das Blechdach auf dem 1886 gebauten Bahnhofs-Gebäude entfernen und anschließend neu decken. Zudem stehen nun Stützgerüste in der Bahnhofshalle, um zu vermeiden, dass Deckenteile auf Passanten herabfallen.

September 2014: Eine Bahnsprecherin kündigt an, dass Ende des Monats ein Statik-Gutachten vorliegen soll, das Klarheit schafft.

Oktober 2014: Im Gemeinderats-Ausschuss thematisiert der sachkundige Bewohner Joachim Beuter das Thema Bahnhof. In seinen Augen leidet die Außendarstellung der Stadt durch die Gerüste: „Das ist ein schlechter erster Eindruck für die Besucher der Stadt.“

November 2014: Auch der Geduldsfaden der Stadtoberen ist angespannt: „Am Bahnhof muss sich was tun“, sagt Bürgermeister Jan Zeitler. Der zuständige Bahnhofs-Manager Leonhard Reiß sagt zu den Gerüsten: „Das wird noch eine Weile stehen.“ Vom im September angekündigten Gutachten weiß er nichts. Wirt Carsten Müller von der Bahnhofs-Gaststätte „Gleis Süd“ sagt: „Ich weiß nicht, warum man ein Dach zehn Jahre kaputt gehen lässt. Das macht kein anderer Häuslesbauer so.“

Dezember 2014: Die Bahn informiert auf Anfrage, dass das Dach bis voraussichtlich Mai 2015 fertig gerichtet sein soll. Die Kosten der Sanierung taxiert die Bahn auf etwa 30 000 Euro. Auf die Frage, warum sich immer wieder Verzögerungen im Bauablauf ergeben haben, heißt es nach fast einem Jahr mit undichtem Dach vonseiten eines Bahnsprechers: „Es gab keine Verzögerungen im Bauablauf.“

April 2015: Joachim Beuter sagt im Gemeinderats-Ausschuss zur Bahnhofsdach-Baustelle: „Ich wage es kaum, das Thema wieder anzusprechen, es ist ja schon der Running Gag.“ Die Bahn hat derweil festgestellt, dass der Schaden am maroden Dach größer ist, als angenommen. Die Holzkonstruktion ist durchgefault und von Schimmelpilzen befallen. Die Bahn kommt nun mit einem Zeitplan daher, der lautet: Bis spätestens Mitte August soll der Schaden gerichtet sein. Der letzte Satz in der schriftlichen Auskunft der Pressestelle der Bahn in Stuttgart lautet: „Wir gehen davon aus, dass sich der zeitliche Ablauf nicht durch weitere, unvorhersehbare Schäden nochmals verzögert.“

Juli 2015: Die Bahn teilt mit, dass der voraussichtliche Baubeginn auf September datiert ist. Die Kosten schätzt die Bahn inzwischen auf 60 000 bis 80 000 Euro.

Oktober 2015: Nachdem es schon im September einen Termin mit dem Horber Ordnungsamt gegeben hatte, um die nötige Sperrung des Bahnhofs-Vorplatzes zu besprechen, verschiebt die Bahn die Renovierung, weil die Angebote der Baufirmen die Kostenschätzung um das Vierfache übersteigen. „Gleis Süd“-Wirt Müller nennt die Bahn nur noch einen „Schlamperladen“.

Januar 2016: Zwei Jahre ist es inzwischen her, dass erstmals Wasser in die Horber Bahnhofshalle getropft ist. Die endgültige Sanierung ist noch nicht in Sicht. Die Bahn schreibt jedoch in einer E-Mail: „Die Arbeiten werden in enger Abstimmung mit der Bahn vorgenommen.“ Bürgermeister Zeitler ist fuchsig über diese Behauptung: „Es hat zumindest mit mir in jüngster Zeit keinerlei Abstimmung stattgefunden.“

Juli 2016: Die Bauarbeiten beginnen tatsächlich Mitte des Monats. Das Dach bekommt ein Überdach aus Gerüsten und Planen, damit die Arbeiter im Trockenen schaffen können. Das gesamte Dach muss erneuert werden. Der Bahnhofs-Vorplatz wird zu großen Teilen gesperrt für die Gerüste und einen Kran. Die Arbeiten sollen bis Ende September dauern. „Gleis Süd“-Wirt Müller beschwert sich über die Informationspolitik der Bahn: „Wir wurden zehn Tage vor Baubeginn vor vollendete Tatsachen gestellt“, schimpft er.

August 2016: Im „Gleis Süd“ stellen die Bedienungen Eimer auf, weil es in der Gaststätte durchs Dach regnet. Auch in der Bahnhofshalle bilden sich Pfützen.

November 2016: Nach 33 Monaten Dauerbaustelle ist der Horber Bahnhof wieder frei passierbar – ohne Gerüste und versperrte Türen und er glänzt blütenweiß. Die Bahn meldet auf Anfrage, dass die Kosten nun etwa 350 000 Euro betragen haben. Also mehr als zehn Mal so viel, wie ursprünglich im Dezember 2014 berechnet. Zusätzlich zur Sachsanierung des Dachs haben die Eingangstüren und die Bahnhofshalle innen einen neuen Anstrich erhalten.