Arglos charmante Parabel von der Unberechenbarkeit des Glücks.

Der Schmetterling

Arglos charmante Parabel von der Unberechenbarkeit des Glücks.

24.11.2015

Von Kathrin Wesely

Der Schmetterling

Das Glück ist keine große Sache in Philippe Muyls „Le papillon?. Es fliegt einem zu, verabreden kann man sich mit ihm nicht, es ist zu unzuverlässig. Julien versucht es dennoch. Der knurrige Alte fährt ins Gebirge, um Isabelle zu treffen, einen Nachtfalter von besonderer Schönheit, der sich in den Stunden der Dämmerung in der Gegend von Vercors blicken lässt. Aufgespießte Schmetterlinge sind das stille Glück Juliens.

Auf der Fahrt zu Isabelle bemerkt der Alte, dass er einen ungebetenen Gast im Wagen hat: Elsa, das kleine Mädchen von nebenan, das ihm seit Tagen auf den Geist geht. Für Elsa ist der Alte mit dem Schmetterlingsfimmel ein hübscher Zeitvertreib, wenn sie im Hausflur auf ihre Mutter warten muss. Julien kann sie nicht abschütteln. Und natürlich erweicht der sommersprossige Rotschopf das ledrige Herz des Alten. Elsa ist das Glück, das ihm ungefragt zufliegt.

Das ungleiche Paar streift durchs Gebirg, auf der Suche nach Isabelle. Sie werden sie irgendwann entdecken und gleich wieder verlieren, aber das wird dann nicht mehr wichtig sein. Denn ? und der Film steckt voll solcher Lebensweisheiten aus der Hausapotheke ? der Weg ist das Ziel.

Das Kernstück ist die Wanderung durch die Berge: die Streitigkeiten, die philosophisch getränkten Dialoge zwischen dem altersweisen Mann und dem Naseweis. Der Film ist eine Hymne an die Nächstenliebe und doch gibt es auch die komischen Momente, die das staubige Pathos beiseite blasen. Das ist vor allem den beiden Hauptdarstellern geschuldet ? dem alten Hasen Michel Serrault und der kleinen Claire Bouanich (Bild), die so natürlich wirkt, dass man kaum glauben mag, das Kind habe die Dialoge auswendig gelernt.