Töne erzählen Geschichten

Der Sounddesigner Roderik Vanderstraeten arbeitet im Börstinger Kunstort Eleven

Roderik Vanderstraeten hat sein Studio im Börstinger Kunstort Eleven. Der in Stuttgart lebende Belgier ist Sounddesigner, Komponist und Toningenieur. Er arbeitete an Bühnen für Theater in London, München und St. Gallen. Sein neuestes Projekt heißt Harmonie 59.

08.04.2016

Von Dunja Bernhard

In seinem Börstinger Studio bearbeitete Roderik Vanderstraeten am Performance Controller eine Session, die er mit sieben weiteren Musikern der Gruppe Harmonie 59 aufnahm. Mit dem kleinen, weißen Synthesizer (links im Bild) fing seine Leidenschaft für elektronische Musik vor 30 Jahren an. Bild: Bernhard

In seinem Börstinger Studio bearbeitete Roderik Vanderstraeten am Performance Controller eine Session, die er mit sieben weiteren Musikern der Gruppe Harmonie 59 aufnahm. Mit dem kleinen, weißen Synthesizer (links im Bild) fing seine Leidenschaft für elektronische Musik vor 30 Jahren an. Bild: Bernhard

Börstingen. Roderik Vanderstraeten ist neben der Klangkünstlerin Monika Golla und dem Installationskünstler Frank Fierke der Dritte im Bunde, die die ehemalige Börstinger Werkrealschule als Ort der Kreativität dauerhaft beleben. Hinzu kommen im Kunstort Eleven immer wieder Gäste, die für einige Monate einziehen oder für wenige Tage. Der 42-Jährige fand in einem ehemaligen Klassenzimmer Raum für sein musikalisches Equipment und für sein neues Projekt.

Vor zwei Jahren gründete Vanderstraeten Harmonie 59. Den Namen las er auf einer Architekten-Zeichnung, die heute in seinem Studio hängt. Harmonie 59 ist eine Internet-Plattform für moderne Komponisten, Musiker und Sound Designer. Die meisten von ihnen arbeiten mit Tanz- und Schauspieltheatern zusammen.„Wir füttern uns gegenseitig mit Videos und Selbstkomponiertem“, sagt Vanderstraeten. Doch das war ihm nicht genug.

An einem Wochenende vor Ostern trafen sich acht Musiker zu einer gemeinsamen Session im Börstinger Studio (das TAGBLATT berichtete). Was die Musiker miteinander auf Cello, Mandoline, Gitarre, Bass, Keyboard, Schlagwerkzeug und verschiedenen anderen Klangerzeugern improvisierten, nahm Vanderstraeten auf. Daraus soll ein Album entstehen. Außerdem will der Tonkünstler die musikalischen Ideen und die Zusammenarbeit weiter verfolgen.

Klassische Gitarre

und Ballett gelernt

Vanderstraeten, der im belgischen Ostende aufwuchs, begann als 6-Jähriger mit dem Balletttanz. „Meine Mutter hat mich geschickt“, sagt er. Als er zwölf Jahre alt war, bekam er von seinem Onkel einen Synthesizer geschenkt. Fortan ließ ihn die Faszination für elektronische Musik nicht mehr los. Nicht nur das Künstlerisch-Ästhetische interessierte ihn an der elektronischen Musik, sondern auch die Physik und die Elektrotechnik, die dahinter stecken.

Eine Ausbildung für Computermusik gab es in den 1980er Jahren noch nicht, sagt Vanderstraeten. Er lernte zunächst am Stedelijk Muziek-Conservatorium Musiktheorie, Klavier und klassische Gitarre und nahm Ballettunterricht bei Rita Teugels in Ostende. An der Kunsthumaniora in Brüssel belegte er Woordkunst en Drama. 1994 holte er das Abitur nach. Sein weiterer Werdegang als Tänzer, Audio Engineer, Komponist und Tonkünstler führte ihn in die Schweiz an die „L´Ecole-Atelier Rudra Béjart Lausanne“, nach England an die Londoner School of Audio Engineering, nach Norwegen, Frankreich und Italien.

Zusammen mit dem brasilianischen Musiker João de Bruço komponierte Vanderstraeten 2002 die prämierte, multimediale Tanzaufführung Dolomytica. Mit Marco Santi und Nina Kurzeja entwickelte er zahlreiche abendfüllende Tanztheatervorstellungen. Zunehmend arbeitete Vanderstraeten auch mit Schauspielbühnen wie dem Theaterhaus Stuttgart, dem Schauspielhaus Bochum und dem Maxim Gorki Theater Berlin zusammen. Im Staatstheater München lernte er die Schauspielerin Katja Uffelmann kennen. 2003 kam der gemeinsame Sohn Viktor auf die Welt.

Schwerpunkt war für

ihn immer die Musik

Sein Schwerpunkt sei immer die Musik gewesen, sagt Vanderstraeten. Beim Theater müsse sich die Musik stilistisch an die Idee anpassen. Das sei mit Arrangements aus bestehenden Stücken oder mit Eigenkompositionen möglich, als Livemusik oder aus der Mediathek. In St. Gallen wurden im „Fragebogen von Max Frisch“ die Schauspieler zu Musikern. Sie entdeckten spielerisch Klavier und Schlagzeug, aber auch Schreibmaschine und Klingel als Tongeber. Musik sei eine universelle Sprache, sagt Vanderstraeten. „Man kann zusammen eine Geschichte vertonen.“

Info Unter www.harmonie59.org gibt es Klangproben von den Geschichten, die acht Musiker in Börstingen erzählten.

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Erstellt:
08.04.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 35sec
zuletzt aktualisiert: 08.04.2016, 01:00 Uhr

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