Neues vom iranischen Kino: Bizarre Komik und ein Hang zur Avantgarde.

Der Tag, an dem ich zur Frau wurde

Neues vom iranischen Kino: Bizarre Komik und ein Hang zur Avantgarde.

24.11.2015

Von che

Der Tag, an dem ich zur Frau wurde

Für eine Frau kann der Iran ein Paradies sein - zumindest, wenn sie jünger als neun Jahre ist. Erst danach muss sie ihr Gesicht vermummen und erfährt allmählich all jene Restriktionen, von denen jüngst in dem Film "Der Kreis" berichtet wurde.

Auch die Regisseurin Marziyeh Meshkini verweist in ihrem Debütfilm auf die die alltäglichen Demütigungen, die iranische Frauen trotz „Reform?-Präsident immer noch erdulden müssen. Zugleich lotet sie aber auch Möglichkeiten aus, dem Patriarchen-Regime ein Schnippchen zu schlagen - wobei nicht immer der politisch korrekte Weg gewählt wird.

In der letzten von drei Episoden, einem Kleinod von galliger Komik, entledigt sich eine alte Witwe ihrer Fesseln in einem wilden Konsumrausch. Von der Stereoanlage bis zur Luxusbett schafft sie sich all die Dinge an, von denen sie als verheiratete Frau nur träumen durfte. Das erste Kapitel zeigt die letzten Stunden eines Mädchens vor ihrer Verschleierung. Die Chance, sich mit dem Nachbarsbuben einen Lutscher zu teilen, wird zum Symbol der Freiheit.

Die mittlere und stilistisch radikalste Episode schildert nichts als die Flucht einer Frau mit dem Fahrrad aus ihrem Ehe-Gefängnis. Speziell dieses Teilstück des 75-Minuten-Films ist von einer minimalistischen Klarheit, die fast schon Kino-avantgardistische Züge trägt.