Bezirkspokal

Der Traum vom Double lebt

Ein Pokalkrimi der ganz besonderen Art: 4:4 nach Verlängerung – 8:7 nach Elferschießen. Die SG Herzogsweiler-Durrweiler schlägt den SV Felldorf in einem dramatischen Halbfinale.

27.04.2017

Von Uli Bernhard

120 Minuten Hochspannung und Dramatik: Die SG Herzogsweiler-Durrweiler (im Bild Torwart Michael Heinz ) siegte im Elfmeterschießen.Bild: Ulmer

120 Minuten Hochspannung und Dramatik: Die SG Herzogsweiler-Durrweiler (im Bild Torwart Michael Heinz ) siegte im Elfmeterschießen.Bild: Ulmer

Langeweilekam gestern Abend beim Pokalkracher der beiden A-Ligatabellenführer wahrlich nicht auf. Felldorf ging in Durrweiler zunächst in Führung, kassierte prompt den Ausgleich. Dann waren die Gastgeber an der Reihe. Felldorf kam heran und schaffte in Unterzahl per Strafstoß in der dritten Minute der Nachspielzeit das 3:3.

Die Verlängerung von 30 Minuten reichte auch nicht aus, um den Sieger zu ermitteln. Es war mittlerweile finster geworden und das eher trübe Flutlicht in Durrweiler hatte Mühe, um für den nötigen Durchblick zu sorgen, als Herzogsweiler wieder in Führung gehen konnte und Felldorf noch einmal ausglich. Im Elferschießen hat Felldorf das Glück nicht auf seiner Seite. Erst scheiterte Christian Wilhelm an der Latte, dann ausgerechnet Torjäger Thomas Baur mit dem letzten Strafstoß am Herzogsweiler Keeper Michael Heinz.

So richtig gute Vorzeichen hatte das Pokalspiel weder bei der SG Herzogsweiler noch bei dem SV Felldorf. Letztere reisten ohne ihren Kapitän Lukas Baur an. Der konnte studienbedingt erst später erscheinen und war überdies angeschlagen. Bei den Gastgebern fehlte mit Frederic Gall (gesperrt) ebenfalls der Spielführer. Die Liste der Ausfälle wurde im Laufe des Spiels länger und länger. Bei Herzogsweiler humpelte Torjäger Juvian Tschemeni bereits ab der 14. Minute. Felldorf erwischte es noch schlimmer: Nach einem Zusammenprall mit Dejn Smajovic verletzte sich in der 40. Minute Keeper Alexander Noll. Marian Jänke, Mittelfeld-Ass bei Felldorf, musste derweil schon vor der Pause raus: Ihn führte der Weg nach einem Luftkampf mit einer Platzwunde am Auge ins Krankenhaus.

Trotz der Handicaps lieferten beide Mannschaften ein tolles Pokalspiel. Spielerisch war’s nicht das Beste vom Besten, aber kämpferisch schenkte keiner dem anderen etwas. Nach Steilpass von Moritz Liss spurtete Thomas Baur in der 15. Minute in den Strafraum und schloss zum 0:1 ab. Im Gegenzug spielte Patrick Stoll seine Schnelligkeit aus, passte zu Matthias Maier – 1:1. Patrick Stoll hatte im ersten Durchgang noch eine riesige Chance, die ließ er allerdings liegen.

Halbzeit zwei begann für den gerade erst eingewechselten Felldorfer Ersatzkeeper Chris Kramer ganz schlecht. Als Matthias Dieterle einen Freistoß aus dem Mittelfeld per Bogenlampe in den Strafraum passte, konzentrierte sich Kramer wohl zu sehr auf Dejn Smajovic. Der allerdings irritierte den Torwart nur, sodass der Ball an Freund und Feind vorbei den Weg zum 2:1 (49.) ins Tor fand. Beim 3:1 sah Kramer wieder nicht gut aus. Nach einer Ecke von Matthias Maier konnte Spielertrainer Dejn Smajovic einlochen. Felldorf geschlagen? Mitnichten, denn im Gegenzug spielte der mittlerweile eingewechselte Lukas Baur auf Thomas Baur: Nur noch 3:2.

Doch für Felldorf ging es nicht gut weiter: Moritz Liss sah vom sehr gut leitenden Schiri Vincent Schöller (Altensteig) die Ampelkarte. Doch auch die verbliebenen neun Felldorfer Feldspieler gaben nicht auf und schnupperten in den letzten zehn Minuten nicht nur einmal am 3:3. Es lief bereits die zweite Minute der Nachspielzeit, als Herzogsweilers Co-Spielertrainer Michael Züfle im Strafraum die Hand zu Hilfe nahm. Ergebnis: Gelb-rot für Züfle und Elfer für Felldorf. Kapitän Samuel Gruber verwandelt gewohnt sicher zum 3:3.

Auch die notwendig gewordene Verlängerung bot an Dramatik alles, was das Fußballherz begehrt. Herzogsweiler war wieder in der Führungsrolle, als Daniel Heggenberger in der 102. Minute das Leder unter die Latte drosch. Felldorf allerdings war nicht unter zu kriegen. Die wacker kämpfenden Gäste hatten in der 117. Minute Grund zum Jubeln. Lukas Baur marschierte durch den Strafraum der Herzogsweiler und hämmerten den Ball mit Wucht zum 4:4 ins Netz.

Um 20.50 Uhr, über zweieinhalb Stunden nach dem Anpfiff, erlebte im Elferschießen das Pokalmatch seinen Höhepunkt. Am Schluss durfte Herzogsweiler jubeln, während Felldorf durch den Fehlschuss von Thomas Baur beim letzten Elfer zum zweiten Mal im Halbfinale des Bezirkspokals ausgeschieden ist.