Matchplan verworfen und ernst gemacht

Der VCO machte dem TVR schwer zu schaffen / Németh glänzt beim 3:1 mit 29 Punkten

Ganz schön alt aussehen ließen die Jugend-Nationalspieler den TV Rottenburg im ersten Satz. Verteidigten gut, standen sicher in der Annahme. Und hatten in Egor Bogachev einen sehr intelligenten Außenangreifer, der variabel mit Lobs und harten Angriffsschlägen immer wieder am Rottenburger Block vorbei den Ball ins Netz setzte.

10.12.2016

Von Tobias Zug

Der gebürtige Russe ist Berlins Topscorer, „der momentan auffälligste Spieler bei uns, der eine unglaubliche Entwicklung genommen hat“, wie der frühere TVR-Manager und jetzige VCO-Geschäftsführer Jörg Papenheim sagt. Der freute sich über den ersten Satz in seiner alten Heimat, den die von Johan Huber gecoachten Jung-Nationalspieler gewannen – Chefcoach Johan Verstappen war privat verhindert.

„Wir haben die im ersten Satz ein bisschen unterschätzt“, sagte TVR-Libero Johannes Elsäßer. Und Trainer Hans Peter Müller-Angstenberger verwarf denn sogleich seinen Matchplan: „Wir haben umgeswitcht“, sagte er. Bogachev sollte fortan in der Annahme beschäftigt werden. Gesagt, getan: Die Aufschläge kamen fortan öfter auf den Berliner Topscorer, der zunehmend nur noch mit Annahme und Zuspielen beschäftigt war. Und kaum noch zu Angriffsschlägen kam. Dafür umso mehr Rottenburgs Diagonalspieler Ferenc Németh, der den Nachwuchsspielern die Bälle nach Lust und Laune ins Feld haute – mal am Block vorbei, mal seitlich, mal Moritz Rauber an den Kopf, wonach Németh aber gleich zu ihm hinlief und um Entschuldigung bat. Bedient von Zuspieler Federico Cipollone, der für Philipp Jankowski kam, wurde Németh zum „Go-to-guy“ des Spiels, wie ihn Müller-Angstenberger bezeichnete.

„Nach dem ersten Satz hatten wir gesagt, so läuft’s nicht“, sagte Elsäßer, „als wir unser Spiel dann durchgezogen haben und ernst machten, lief es.“ Bis zum 11:11 war es noch eng, dann schaffte es der TVR durch gute Block-Feldabwehr auf 17:11 davon zu ziehen. Rottenburg war danach nicht mehr aufzuhalten und holte sich den Satz.

Der TVR hatte das Spiel jetzt im Griff, auch im dritten Satz ließ er die VCO-Jungs nur in der Phase nach dem 11:5 nochmal schnuppern, als Bogashev zwei Asse hintereinander setzte, und Müller-Angstenberger zur Auszeit bat. Danach nahmen die Rottenburger wieder Fahrt auf und siegten. Der VCO blieb aber zäh, Libero Julian Zenger – von Müller-Angstenberger zum besten VCO-Spieler gewählt – nahm die druckvollen Rottenburger Aufschläge gut an, so dass auch Bogachev wieder besser ins (Angriffs-)Spiel kam. Erst gegen Ende und in längeren Ballwechseln ließen die Berliner nach. Müller-Angstenberger lobte den Gegner: „Ein dickes Kompliment den Jungs, das ist endlich wieder eine Jugend-Nationalmannschaft, die nicht nur Niederlagen abholt. Da ist man richtig gefordert.“

Findet die Lücke: Ferenc Németh, bester TVR-Punkter gegen den VCO Berlin. Bild: Ulmer

Findet die Lücke: Ferenc Németh, bester TVR-Punkter gegen den VCO Berlin. Bild: Ulmer

Mit Kommentator

Nach acht Punkten aus den vergangenen drei Spielen gehen die Rottenburger Volleyballer beruhigt in das zweite Spiel innerhalb von drei Tagen. Der Tabellendritte TV Düren kommt morgen (14.30 Uhr) in die Paul-Horn-Halle. „Da können wir ganz locker reingehen und einfach: Feuer los!“, sagt TVR-Trainer Hans Peter Müller-Angstenberger. Die ungewöhnlich frühe Anstoßzeit ist sportdeutschland.tv geschuldet: Der Internet-Sportsender überträgt die Partie mit vier Kameras und Kommentator, auch auf die Zehn-Minuten-Pause wird verzichtet. Der SWR will einen Beitrag vom Spiel in seiner „Landesschau“ senden.