Major League Soccer

Der Weltmeister rockt in Übersee

Bastian Schweinsteiger erzielt im ersten Spiel für Chicago Fire gleich ein Tor und darf sich mit den Anhängern über den Punktgewinn im Duell mit Montreal freuen.

03.04.2017

Von DPA

Erstes Spiel, erster Treffer: Bastian Schweinsteiger, einst Nationalspieler, im Trikot des amerikanischen Klubs Chicago Fire. Foto: afp

Erstes Spiel, erster Treffer: Bastian Schweinsteiger, einst Nationalspieler, im Trikot des amerikanischen Klubs Chicago Fire. Foto: afp

Chicago. Bastian Schweinsteiger holte den Ball aus dem Netz, schlug sich mit der Hand auf die Brust und rannte zum Feiern mit den Fans in Richtung Eckfahne. Die Anhänger riefen „Basti, Basti“, aus den Boxen dröhnte „Thunderstruck“, der Klassiker von AC/DC – und für die Zeitung Chicago Tribune reichte das Kopfball-Tor des Fußball-Weltmeisters nach knapp 17 Minuten im Trikot von Chicago Fire für den Kommentar: „Es begann wie ein Traum.“

Der neue Star der nordamerikanischen Major League Soccer (MLS) sah das Ganze nach dem 2:2 gegen Montreal Impact allerdings etwas nüchterner. Es ist ein gutes Gefühl, beim Einstand zu treffen – ich hätte aber lieber gewonnen“, sagte Schweinsteiger, der zuletzt im November 2015 für Manchester United beim 1:1 im Duell mit Leicester City in einem Meisterschaftsspiel getroffen hatte: „So war es am Ende nur ein Punkt. Wir müssen arbeiten und uns verbessern.“

Man of the Match

All das verriet der 32-Jährige, der natürlich zum „Man of the Match“ gewählt wurde, den Medienvertretern bei einem kleinen Plausch in der Umkleide – und kam dabei gleich auf die Unterschiede zwischen der MLS und dem europäischen Fußball zu sprechen.

„Vieles ist anders – wie zum Beispiel unser Gespräch hier in der Kabine“, äußerte Schweinsteiger, dessen Debüt von Ehefrau Ana Ivanovic auf der Tribüne verfolgt wurde: „Aber nach einem Spiel kann ich mir noch kein Urteil über das Niveau erlauben, dafür brauche ich ein paar Partien.“ Und dann plauderte der Mittelfeldspieler, der sich vor dem Anpfiff unter den Klängen des Songs „Du Hast“ von der deutschen Rockband Rammstein aufwärmte, über sein Befinden nach ein paar Tagen in der „Windy City“. „Wir haben uns ganz gut eingelebt. Wir sind noch im Hotel, aber suchen schon eine Bleibe“, sagte Schweinsteiger: „Es ist eine tolle Stadt. Solche Erfahrungen macht man gerne.“ Dass ein paar deutsche Flaggen im Stadion wehten, freute den 121-maligen Nationalspieler besonders. „Es war ein toller Empfang. Ich genieße den Moment. Ich konnte lange nicht richtig Fußball spielen – und das liebe ich doch am meisten“, äußerte Schweinsteiger: „Ich werde jetzt an meiner Fitness arbeiten, und dann hoffe ich, dass wir es in die Playoffs schaffen. Aber wir werden nicht von heute auf morgen zu einem Top-Team.“

Nach vier Saisonspielen haben die Fire fünf Punkte auf ihrem Konto und liegen damit auf dem siebten Platz in der Eastern Conference. Die vergangene Spielzeit hatte das Team auf dem letzten Platz der Eastern Conference beendet. Für die Playoffs qualifizieren sich die jeweils besten sechs Mannschaften jeder Conference. Schon am kommenden Samstag steht Bastian Schweinsteiger vor einer noch härteren Bewährungsrobe: Dann trifft er mit Chicago Fire auf Columbus Crew – derzeit Spitzenreiter im Osten.

Schweinsteiger war elf Tage nach Bekanntgabe des Transfers von Manchester nach Chicago die fehlende Spielpraxis kaum anzumerken. Mit der Nummer 31 auf dem Rücken nahm der Routinier eine offensive Rolle ein, dirigierte viel und wurde 90 Minuten lang immer wieder von seinen Mitspielern gesucht.

„Vergangene Saison hätten wir so eine Partie verloren. Bastian hat eine Siegermentalität mitgebracht“, lobte Trainer Veljko Paunovic seinen neuen Schützling, in dessen Statistik drei Torschüsse, fünf Ecken und zwei Fouls zu finden waren: „Wir sind durch seine Pässe ganz klar besser in der Offensive. Zusätzlich hat seine Ruhe im Spielaufbau der Mannschaft sehr weitergeholfen.“

Wie groß die Hilfe Schweinsteigers in den kommenden Wochen ist, wird sich indes noch zeigen. Immerhin lockte sein MLS-Debüt 15?103 Zuschauer in den Toyota Park und damit rund 2000 mehr als beim letzten Heimspiel gegen Real Salt Lake. sid