Fußball-Ass der Woche

Der emotionale Flügelflitzer

Eutingens Niklas Geller befürchtete im Abstiegskampf-Duell gegen Oberiflingen zwischenzeitlich ein Szenario, das er schon zweimal in dieser Saison erleben musste. Am Ende forcierte er mit seinem Doppelpack zum Matchwinner.

06.03.2018

Von Florian Dürr

Gibt auf dem Platz immer alles: der Eutinger Niklas Geller (rechts) – hier gegen den Ahldorf-Mühlener Matthias Hellstern. Bild: Ulmer

Gibt auf dem Platz immer alles: der Eutinger Niklas Geller (rechts) – hier gegen den Ahldorf-Mühlener Matthias Hellstern. Bild: Ulmer

Ein unangenehmer Zufall geht Eutingens Niklas Geller nicht mehr aus dem Kopf: Immer, wenn der 22-Jährige in dieser Saison traf, flog er später mit Gelb-Rot vom Platz und Eutingen spielte am Ende nur 2:2-Unentschieden – so passierte es in der Hinrunde sowohl gegen Wachendorf als auch gegen Herzogsweiler-Durrweiler. Nach seinem ersten Treffer (32.) und dem verschossenen Elfmeter (55.) gegen Oberiflingen war für Geller das Szenario wieder präsent.

Doch dieses Mal sollte alles anders ablaufen: „Ich wollte den verschossenen Elfmeter unbedingt wieder gut machen“, erzählt er. Und tatsächlich: In der Schlussphase brachte Geller den Ball zum umjubelten 2:1 im Tor unter. Bei seinem ausgelassenen Torjubel in Richtung der Eutinger Fans war ihm die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Denn nun war der Weg für den so wichtigen Sieg im Abstiegskampf geebnet und Geller hatte dieses Mal auch seine Emotionen unter Kontrolle.

„Ich bin sehr emotional im Spiel“, sagt Geller ehrlich und muss auch zugeben: „Da waren schon negative Sachen dabei, auf die ich nicht stolz bin. Wenn es gerade nicht läuft, bin ich auch selbst von mir enttäuscht und fang dann auch an, den Schiedsrichter anzumeckern.“ So geschehen in den Spielen gegen Wachendorf und Herzogsweiler, als er sich aus seinen Emotionen heraus zu Aktionen verleiten ließ, die der Unparteiische mit der gelb-roten Karte bestrafte. Geller weiß: „Damit schade ich der Mannschaft.“ Mittlerweile sei das Thema vom Tisch und Geller zeigte am Sonntag, wie wichtig er doch für die Eutinger, im Abstiegskampf ist.

Eigentlich nur auf der Bank

Das weiß auch sein Trainer Ümit Dagistan: „Wenn Niklas fit ist, ist er für uns eine Waffe. Mit seiner Schnelligkeit und Dribbelstärke ist er genau der Spielertyp, den wir momentan nicht haben, aber brauchen.“ Nämlich den schnellen Flügelspieler, der das Spiel mit Tempo belebt und auch mal selbst zum Torjäger wird.

Dabei sollte Geller am Sonntag eigentlich nur als Ersatzspieler auf der Bank sitzen. „Ich habe kein einziges Testspiel mitgemacht und noch Trainingsrückstand gehabt“, erklärt er. Doch wenige Minuten vor dem Anpfiff musste Markus Teufel aufgrund seiner Rückenprobleme doch auf der Bank Platz nehmen und machte für Geller den Weg in die Startelf frei. Und das, obwohl der 22-Jährige für den Abstiegskampf bei seinen bisherigen Vereinen gar keine Erfahrungen gesammelt hat: „Als wir am Anfang nach fünf Spielen immer noch null Punkte hatten, wusste ich gar nicht, wie sich das anfühlt.“

So eine Situation hatte ich davor noch nie erlebt“, erzählt Geller. Er hat aber nie an der Qualität seiner Mannschaft gezweifelt: „Es hat sich gezeigt, dass wir uns steigern können. Jetzt haben wir nur noch drei Punkte Abstand zum Relegationsplatz. Und das, obwohl uns nach der Hinrunde schon fast jeder abgeschrieben hatte.“

Als er am Sonntag-Morgen aufwachte, sah die Situation aber noch anders aus: Der letzte Platz in der Bezirksliga und sechs Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz. „Als ich aufgestanden bin, wusste ich: Heute müssen wir. Da gab es nur eins: Wir müssen gewinnen“, erzählt Geller. Der Rest ist Geschichte.

Im Sommer 2017 schloss sich Niklas Geller nach einundhalb Jahren Fußballpause dem SV Eutingen an. Die Liebe zog ihn aus Hessen ins Gäu, wo er aufgrund des Bezirksliga-Aufstiegs und des Aufbaus einer „geilen Infrastruktur“ auf den SVE aufmerksam wurde. „Ich bin froh, wieder angefangen zu haben. Ich habe mein ganzes Leben Fußball gespielt und so ganz talentfrei war ich auch nicht“, begründet er die Rückkehr zu seinem Hobby, dem er aufgrund des Umzugs erst einmal nicht nachgehen konnte.

Eingelebt im Gäu

Mittlerweile hat er sich aber im Gäu eingelebt und fühlt sich beim SVE so wohl, dass er den Vereinsverantwortlichen jetzt schon für die kommende Runde seine Dienste zugesichert hat. Dann unter dem neuen Trainer Lukas Wuzik: „Da startet dann wieder jeder bei Null und das kann nur positiv sein“, sagt der 22-Jährige optimistisch. Sollte Wuzik am Sonntag in Eutingen zugeschaut haben, wird Geller wohl nicht bei Null starten.

Der emotionale Flügelflitzer

Niklas Geller SV Eutingen

Geburtsdatum: 11. Juli 1995

Wohnort: Gäufelden

Beruf: Auszubildender zum Kaufmann für Büromanagement

Bisherige Vereine: TSV 1917 Winkel (Kreisoberliga Hessen)

Position: Linker Flügelspieler

Rechts-/Linksfuß: Rechtsfuß

Größter sportlicher Erfolg: C-Jugend-Verbandsliga Rheinland-Pfalz

Saisonziel: Klassenverbleib

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Erstellt:
06.03.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 10sec
zuletzt aktualisiert: 06.03.2018, 01:00 Uhr

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