Natur

Der ersehnte Landregen lässt auf sich warten

Der trockene Sommer und Herbst setzt den Bäumen schwer zu. Buchen und Fichten sind besonders betroffen.

20.10.2016

Von Alexandra Feinler

Der ersehnte Landregen lässt auf sich warten

Endlich“, werden einige Waldbesitzer den langersehnte Regen der vergangenen Tage begrüßt haben. Nach monatelanger Trockenheit fielen in so manchen Gebieten rund um Horb bis zu zehn Liter auf den Quadratmeter. „Das reicht aber noch lange nicht aus“, sagt Dieter Zuleger, Waldexperte und Sachgebietsleiter beim Kreisforstamt. Der Regen sei in den Kronen der Bäume hängen geblieben und nicht bis zum Boden durchgedrungen.

„Wir brauchen dringend mehrere Tage lang Sprühregen“, weiß auch Markus Pagel vom Nabu Horb. Er habe die Tage einen Obstbaum einpflanzen wollen. „Die oberste Erdschicht war leicht feucht, dann kam ich kaum durch. Der ganze Boden war trocken“, beschreibt der Horber die helle Erde. Im Sommer sei er öfter mit der Gießkanne im Garten umher gerannt. Im Wald sehe es nicht anders aus. Der Boden sei so ausgetrocknet, dass er große Mengen Wasser nicht aufnehmen könnte. Laut Zuleger verhärte sich der Boden, wenn es länger trocken sei. Dann fließe ein Großteil der Wassermenge oberflächlich ab.

Doch die Wettervorhersagen weisen nicht auf tagelangen Sprühregen hin, weshalb Forstexperten und Naturschützer einen sorgenreichen Blick in die Natur werfen. „Die Bäume sind geschwächt und anfällig“, meint Dieter Zuleger, den Bäumen würde man die Trockenheit regelrecht ansehen.

Vor allem die Buche habe sehr unter dem fast regenlosen Sommer – gepaart mit starker Hitze – gelitten. „Sie hat sehr früh gelbe Blätter bekommen und diese auch schnell verloren“, erklärt der Waldexperte. Dem stimmt auch der ehemalige Förster Hartmut Steier zu. Jedoch sei die Fichte ebenfalls betroffen. Denn sie habe Flachwurzeln, die nicht so tief in den Boden ragen. Wenn kein Regenwasser von oben komme, hätten es Baumsorten schwer, die nicht so tief verwurzelt seien. „Das Herbstwetter ist zwar schön, aber es ist einfach zu trocken und das hat Auswirkungen“, sagt Hartmut Steier.

Der Buchenspringrüssler konnte sich laut Zuleger bei der Witterung gut vermehren. Er gehört zur Käferfamilie und fresse sich durch die Buchenblätter. Auch Blattstiele werden angefressen, die Blätter fallen kurze Zeit später ab. Weitere Käferarten würden sich ausbreiten und den Bäumen zusetzen. „Vielleicht haben wir im nächsten Jahr auch ein erhöhtes Borkenkäferproblem“, mutmaßt Hartmut Steier. Aufgrund des feuchten Frühjahrs und des feucht-wärmeren Frühsommers hätten sich auch Pilze gut ausgebreitet. Dabei seien vor allem Eschen befallen worden. In manchen Gebieten war das Eschentriebsterben groß, informiert die Stadt Horb, die bereits im Frühjahr darauf hingewiesen hatte. Beim Eschentriebsterben sorgt der Pilz Hymenoscyphus pseudoalbidus dafür, dass sich die Esche nicht entwickeln kann. Das erste Anzeichen der Krankheit seien laut Experten unregelmäßige Farbveränderungen der Blätter und Absterbe-Anzeichen.

Sorge bereitet Dieter Zuleger auch der asiatische Laubholzbockkäfer, der aktuell vor allem in der Region um Hildrizhausen vorkomme. „Durch die Trockenheit der vergangenen Monate sind die Bäume geschwächt. Da hat es der asiatische Laubholzbockkäfer leichter“, meint der Waldexperte.

Wie der Holzertrag im kommenden Jahr aufgrund der Trockenheit ausfalle, könne er nicht voraussagen: „Das Frühjahr ist dabei entscheidend, denn da wachsen die Bäume, und das war ja gut.“

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20.10.2016, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 20.10.2016, 01:00 Uhr

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