Auf eine Stadionwurst mit …

Der ewige Rückhalt

Torwart Michel Höck, der ein echter Dauerbrenner ist. Der Mosbacher kann nicht nur auf über 100 Einsätze in der Regionalliga zurückblicken, sondern auch von sich behaupten, mit 48 Jahren noch immer auf dem Platz zu glänzen.

10.03.2018

Von Milos Kuhn

Torwart Michel Höck hechtet auch noch mit 48 Jahren im Schopflocher Tor jedem Ball hinterher. Archivbild: Ulmer

Torwart Michel Höck hechtet auch noch mit 48 Jahren im Schopflocher Tor jedem Ball hinterher. Archivbild: Ulmer

Begonnen hatte alles beim SV Dallau in Mosbach, wo der 1,90 Meter-Hüne im wahrsten Sinne des Wortes aufwuchs: Er durchlief ab der E-Jugend alle Juniorenstationen im Verein und wurde folgerichtig zur ersten Mannschaft hochgezogen.

Oben angekommen, folgte eine schwierige Rückserie in der Landesliga, welche im Abstieg in die Bezirksliga mündete. Nun aber witterte Höck seine Chance, sich in der niedrigeren Spielklasse durchzusetzen und wuchs nun auch fußballerisch über sich hinaus: Nicht zuletzt dank ihm gelang dem SVD der fulminante Wiederaufstieg, der durch das Erringen der Meisterschaft gekrönt wurde. Doch trotz des Aufstiegs orientierte sich Höck um, suchte die Herausforderung und heuerte beim Verbandsligisten Spvgg Neckarelz an. Dort verbrachte er zwei Jahre in der Verbandsliga, stieg dann jedoch in die Landesliga ab, in der er sich einmal mehr als sicherer Rückhalt erwies und so das Interesse der Eintracht aus Frankfurt erweckte. „Das ist aber leider im Sande verlaufen“, klagt Höck. Trotzdem öffnete sich ein neues Kapitel für das Talent: Der SV 98 Schwetzingen holte ihn Anfang der Neunziger zurück in die Verbandsliga, wo er zum Führungsspieler avancierte und nach wiederholt starken Leistungen zum Probetraining an die Säbener Straße zum Deutschen Rekordmeister FC Bayern München eingeladen wurde. „Das war zu damaliger Zeit eine andere Welt und ein klasse Gefühl. Man war es einfach nicht gewöhnt: Die ganze Atmosphäre drumherum mit Zuschauern im Training. In der Regionalliga hat man das nicht gehabt und dort war es schon extrem.“ Der Durchbruch gelang Höck trotzdem nicht, fehlte ihm laut den Scouts doch „zu viel Profierfahrung.“

Für den Ausnahmetorwart war das allerdings kein Grund aufzustecken, klopfte doch 1995 der VfR Mannheim aus der Regionalliga an. Einmal in Mannheim angekommen, lief es blendend. Nicht zuletzt, weil Höck die Umstellung auf die damals dritthöchste Klasse des Deutschen Fußballs reibungslos gelang: „Mir ist das relativ leicht gefallen. So ein großer Unterschied war es nämlich gar nicht.“ Mit dem VfR erreichte der Torwart das Finale der Amateurmeisterschaft, welches jedoch gegen den SSV Ulm verloren ging. Die wahren Highlights fanden dann im DFB-Pokal statt: Vor mehreren tausend Zuschauern spielten die Mannheimer gegen Borussia Mönchengladbach und Fortuna Köln.

Letztere Begegnung gewann das Team gar mit 6:2, Schluss war erst eine Runde später gegen den FC Carl-Zeiss Jena im Elfmeterschießen. Trotz dieser Erlebnisse gibt sich Höck auch heute bodenständig: „Eigentlich war das ein Spiel wie jedes andere, auch wenn die Atmosphäre mit den vielen Zuschauern eine ganz andere war.“ Nach über vier Jahren in Mannheim hieß es auch für Höck „Abschied nehmen“ und er wechselte zum SV Sandhausen, der zu jener Zeit Oberligist war und unter der Leitung von Hans-Jürgen Boysen stand. Nach einem eher kurzen Intermezzo wechselte er 2002 erneut, diesmal zur SG Sonnenhof Großaspach, die in der Verbandsliga angesiedelt war. Mit Jürgen Rapolder, Bruder von Ex-Bundesligatrainer Uwe Rapolder, stand ein erfahrener Coach an der Seitenlinie. „Das ist lange, lange her. Es war eine schöne Zeit“, erinnert sich Höck. Im vierten Jahr mit der SG gelang dem Team dann der Aufstieg in die Oberliga. Man soll aufhören, wenn es am Schönsten ist, dachte sich auch Höck zu diesem Zeitpunkt. Es folgten erneut über vier Jahre im nördlichen Schwarzwald, beim
VfL Nagold sowie zwei Jahre
mit Salzstetten in der Bezirksliga, in denen er weitere Erfolge verzeichnen konnte.

Doch damit nicht genug: Beim FC Gärtringen und der SGM Waldachtal gab Höck als Spieler, Co- und Torwart-Trainer alles, ans Aufhören dachte er längst nicht. Trotz des „hohen“ Alters von 47 Jahren wollte es der gestandene Torwart auch 2016 noch einmal wissen und wechselte ein letztes Mal, und zwar zum SV Schopfloch als Co-Trainer und bemerkenswerter Weise auch als (Stamm-)Spieler.

Aus dem Karriererückblick wird klar: Mit einem Quäntchen mehr Glück hätte Michel Höck es zu den ganz Großen schaffen können. Doch trotz der Rückschläge in Frankfurt und München hat sich der Hüne fußballerisch und persönlich nicht verbiegen lassen und verschwendete keinen Gedanken ans Aufgeben. Und wer kann schon mit nunmehr 48 von sich behaupten, weiterhin ein sicherer Rückhalt zwischen den Pfosten zu sein?

Wie verfolgen Sie Ihren Heimatverein?

Ich habe leider schon lange keine Spiele mehr vor Ort anschauen können, der Sportplatz ist mit 150 Kilometern doch relativ weit weg. Auch dadurch, dass ich selbst noch kicke, ist das schon ein kleines Problem.

Was war Ihr größter sportlicher
Erfolg?

Das Erreichen des deutschen Amateurmeisterschaftsfinales und die DFB-Pokalauftritte. Meisterschaften war natürlich auch immer eine Sache, egal ob es mit dem Heimatverein war, mit Sonnenhof in die Oberliga, oder mit Salzstetten in die Landesliga.

Wie sind Sie heute mit dem Sport verbunden?

Hauptsächlich natürlich, dass ich selbst noch in Schopfloch spiele. Im Fernsehen guckt man immer wieder mal, mehr aber auch nicht. Zweimal im Jahr treffen wir uns mit den alten Kollegen aus Großaspach einfach zum Kicken und Feiern im Sonnenhof.

Was sind Ihre schönsten sportlichen Erinnerungen an die gute alte Zeit?

Die schönste Fußballerzeit war in Mannheim. Das war eine riesige Kameradschaft in der Mannschaft, dadurch folgte auch der Erfolg. Auch schön war wie gesagt der Aufstieg in die Landesliga mit Salzstetten mit einer gute Truppe und ebenfalls großen Kameradschaft, die sich auch auf dem Platz ausgezeichnet hat.

Was ist die schlimmste sportliche Erinnerung?

Eine schlimme Erfahrung war, als ein Kollege von mir in Mannheim eine schwere Verletzung einstecken musste. Der Gegner hat ihm auf Ansage das Schien- und Wadenbein gebrochen. Völlig unnötig, es war irgendwo im Mittelfeld gegen Stuttgart, kurz vor Rundenschluss. Es ging nur noch um die goldene Ananas. Glücklicherweise konnte er dann nach seiner Genesung noch weiterspielen - in Mannheim und Sandhausen.

Wer war ihr härtester Gegner?

Das war Dragan Trekulja aus Reutlingen. Eigentlich ein grandioses Spiel: Wir haben mit 3:1 geführt, eine Riesenchance vergeben und das Spiel in der 93. mit 3:4 verloren. Der hat die entscheidenden Tore gemacht.

Treiben Sie heute noch Sport?

Ich trainiere ganz normal in Schopfloch mit und spiele dort in der ersten Mannschaft. Darüber hinaus bin die rechte Hand des Trainers Dennis Weing.

Was tun Sie sonst in Ihrem Leben?

Wie jeder Normalsterbliche gehe ich arbeiten und zwar als Außendiensttechniker im Fahrzeugbereich.

Wo gibt es die beste Stadionwurst?

Zu meiner Zeit immer in Reutlingen in der Kreuzeiche. Das war einfach die Beste. Nach dem Duschen hat man sich immer beeilt, um noch eine zu bekommen. So beliebt waren die.

Verfolgen Sie Sport lieber live im Fernsehen oder vor Ort auf dem Platz?

Meistens im TV. Dadurch, dass ich noch aktiv spiele, habe ich wenig Zeit, um ins Stadion zu gehen.