Weideglück für Ziegen

Der noch zu gründende Landschaftspflegeverein in Renfrizhausen stellt seine Ziele vor

Landschaftspflege mit Tieren ist an sich nichts Besonderes: Neu ist, dass mittlerweile auch die Region in und um Sulz nicht nur mit Schafen, sondern vor allem auch mit Ziegen bewirtschaftet wird. In Renfrizhausen ist man derzeit daran den Landschaftspflegeverein „Weideglück Renfrizhausen“ aus der Taufe zu heben.

07.04.2016

Von Uli Bernhard

Renfrizhausen. Fünf Ziegen sind schon angeschafft worden. Schützenswerte Natur zum Beweiden ist jede Menge vorhanden. Am Antrieb der Organisatoren mangelt es auch nicht. Renfrizhausens Ortsvorsteher Klaus Peter Mühleck sagt, dass er rund 20 Leute habe, die sich zusammen mit ihm innerhalb eines Vereins für den Ort und damit verbunden auch für die Landschaft engagieren wollen. „Wir müssen jetzt einfach nur den Pflock einschlagen, dann kann das Projekt starten“, sagte Mühleck bei einem Informationsabend im Renfrizhauser Rathaus.

Mühleck erklärte den rund 20 Anwesenden, um was es ihm und dem noch zu gründenden Verein eigentlich gehe. „Das mit den Ziegen ist im Prinzip nur ein zusätzlicher Nebeneffekt, den wir natürlich gerne nutzen wollen“, sagte Mühleck. Im Prinzip gehe es ihm und seinen künftigen Mitstreitern aber auch darum aktiven Landschaftsschutz selbst zu betreiben. Wenn damit dann auch die Dorfgemeinschaft und das Miteinander weiter gestärkt werden könne, dann sei das Ziel erreicht.

Um das zu schaffen ist Mühleck derzeit in Verhandlung mit einem in der Ortsmitte ansässigen Bewohner, um ein älteres Gebäude als Stallung für die Ziegen, aber auch zum Ausbau als Gemeinschaftsraum, zu nutzen. Spruchreif sei das noch nicht, weil man erst in Sondierungsgesprächen sei und man auch abchecken müsse, ob so etwas auch finanzierbar sei. An Ideen das Haus zu nutzen mangelt es derweil nicht. Gemeinschaftsraum für den Verein und Stall für die Tiere sind klar. „Aber Ziegen geben ja auch Milch“, sagt Mühleck und bringt in seinen Plänen sofort auch noch die Begriffe „Molkerei und oder Käserei“ mit in die Diskussion.

Das alles ist allerdings Zukunftsmusik. Mühleck und seine Mitstreiter haben die bürokratischen Hürden mit Vereinssatzung und allem was dazu gehört mittlerweile abgeklopft und wollen zeitnah den Verein gründen. Die Ziegen werden demnächst auch in Renfrizhausen eintreffen. Bevor sie auf das zu beweidende Gelände gelassen werden, will Mühleck sie in seinem Privatstall unterbringen „damit sie sich an Menschen gewöhnen und dann auch im täglichen Betrieb keine Probleme machen“, sagt Mühleck. Derzeit sind die Jungziegen der Rasse „bunte Edelziege“ noch im Zuchtbetrieb in Hausen ob Verena (Kreis Tuttlingen) untergebracht.

Mühleck hat beim Infoabend in einem Plan gezeigt, um welches Gelände es geht. In einem rund acht bis zwölf Hektar großen Landschaftsschutzgebiet wolle man etwa zwei Hektar in die Landschaftspflege einbeziehen. Mühleck sagte, dass man mit einer kleineren Parzelle von zunächst rund einem halben Hektar zeitnah beginnen wolle, um dann in den folgenden Jahren Schritt für Schritt die Voraussetzungen zu schaffen, dass dann die Ziegen die weitere Arbeit verrichten und die Landschaft sauber halten können.

Das Gelände erstreckt sich an den Steilhängen entlang des Mühlbachs bis zum Ende der Markungsgrenze in Richtung Bergfelden. Hier gibt es jede Menge landwirtschaftlich nicht nutzbares Land, das im Lauf der Jahre teilweise verwildert und verbuscht sei. Die Mitglieder im Verein müssten erst einmal die großen Büsche entfernen und vorhandene Obstbäume freischneiden. Etwa sieben Jahre müsse man rechnen, bis in dem abgesteckten Gebiet alle Grobarbeiten erledigt seien. Die Arbeit der Ziegen beginne im Prinzip erst danach so richtig. „Die Ziegen halten später dann alles sauber, fressen die wieder kommenden Jungpflanzen und sorgen so damit, dass wir möglicherweise einen ganz neuen Naturpark mit einer ganz anderen Artenvielfalt haben“, sagt Mühleck.

Der beruflich als Revierförster tätige Mühleck nennt beispielsweise die Ansiedlung von Spechten als großes Ziel. „Das hier bei uns ist geradezu ein Paradies für Spechte“, schwärmt Mühleck. Mit dieser Aussage erklärt sich auch von selbst, dass nicht das gesamte Gelände platt gemacht wird, sondern alte Bestände, wie absterbende Stämme oder andere Biotope selbstverständlich erhalten bleiben sollen, um der Tierwelt zu nutzen.

Um zu verdeutlichen, wieviel Kosten der Verein der Kommune durch die Arbeit sparen wird hat Mühleck eine Rechnung eines Planungsbüros aufgezeigt, in der errechnet wurde, dass bei einer professionellen Bewirtschaftung in den nächsten sieben Jahren Kosten von über 160 000 Euro anfallen würden. Dieses Geld spart man durch die Arbeit des Vereins und der Ziegen. Ganz abgesehen davon, dass das Ökopunktekonto durch die Bewirtschaftung stark aufgestockt wird. Aus diesem Grund war auch Bürgermeister Gerd Hieber sofort begeistert von Mühlecks Plänen. Der Sulzer Gemeinderat im Übrigen auch, denn für das Jahr 2017 sind dem Verein, der erst noch zu gründen ist, Gelder in Höhe von 15 000 Euro zugesichert worden.