13 Oscar-Nominierungen können irren. Schon jetzt der überschätzteste Film des Jahres.

Der seltsame Fall des Benjamin Button

13 Oscar-Nominierungen können irren. Schon jetzt der überschätzteste Film des Jahres.

23.11.2015

Von che

Benjamin Button kommt als Greis auf die Welt, wird immer jünger und stirbt 80 Jahre später als Kleinkind. Die Ursache dieses unnatürlichen Phänomens spielt keine Rolle ? es handelt sich um ein reines Gedankenspiel. Dafür ist David Finchers sehr freie Verfilmung der 1922 veröffentlichten Kurzgeschichte von Scott Fitzgerald allerdings erstaunlich gedankenlos geraten.

Alle Kreativität wurde in die Abteilungen für Maske, Ausstattung und Computerdesign ausgelagert, die tatsächlich einiges an Schauwerten aufbieten. So ziehen die Maskenbildner bei Hauptdarsteller Brad Pitt auf seinem Lebensweg vom Mümmelgreis im Rollstuhl bis zum kraftstrotzenden Twen alle Register. Auch die unterschiedlichen Schauplätze im Wandel der Zeit ? New Orleans in den Zwanzigern, New York in den Fünfzigern ? sind hübsch anzuschauen.

Freilich kommt hinter diesem prächtigen Mummenschanz nur eine Lovestory simpelsten Strickmusters zum Vorschein, die man ohne Schaden an ihrer bescheidenen Substanz auch richtig herum hätte erzählen können. Aus dem großen, in den Lauf des 20. Jahrhunderts gebetteten Melodrama, das Fincher offenbar anvisiert hat, wird schon deswegen nichts, weil dieser Button so ziemlich der langweiligste Bursche ist, den sich ein Drehbuchschreiber aus Hollywood in letzter Zeit ausgedacht hat ? ein Forrest Gump abzüglich dessen amüsantem Stumpfsinn.

Erschwerend kommt hinzu, dass Pitt und Cate Blanchett in der Rolle seiner Lebensliebe unter den Massen an Schminke das schauspielerische Vermögen abhanden gekommen ist. Aber was will man auch tun, wenn einem ständig Sätze wie aus einem Peter-Maffay-Schlager in den Mund gelegt werden: „Sie war ein Mädchen, als ich wegging, und jetzt ist sie eine Frau?.

Der seltsame Fall des Benjamin Button