Ruhewald Horb bis zum Sommer fertig

Detailkonzept zum Heidenwäldle-Projekt in Nordstetten vorgestellt

Mehr als 60 Prozent – so hoch ist der Anteil an Feuerbestattungen. Innerhalb von fünf Jahren stieg er um zehn Punkte. Dieser Umstand zwingt Gemeinden alternative Bestattungsformen anzubieten. Mit dem Detailplan eines Ruhewalds nahe Nordstetten will die Stadt Horb dieser Nachfrage gerecht werden. Die Bestattungskosten liegen dabei weit günstiger als bei der klassischen Erdbestattung.

03.03.2016

Von Benjamin Breitmaier

Detailkonzept zum Heidenwäldle-Projekt in Nordstetten vorgestellt

Horb. Bürgermeister Jan Zeitler machte es in der jüngsten Sitzung des Horber Gemeinderats noch einmal deutlich: „Die Nachfrage nach dieser Bestattungsform ist hoch. Es wären Menschen abgewandert, wenn wir nicht an diesem Angebot arbeiten würden.“ Ab Juni 2016 soll es im Nordstetter Heidewäldle die Bestattungsform eines Ruhewaldes geben.

Die Details stellte Anja Schneider vom Fachbereich Fünf, Technische Betriebe, in einer Präsentation vor. Dabei gibt es für die neue Bestattungsform nicht nur ein eigenes Logo, sondern auch ein multimediales Konzept.

3,9 Hektar Fläche soll er einnehmen, der „Ruhewald Horb am Neckar“ – diese Marke konnte bereits geschützt werden. Auf 3,5 Hektar werden die Gräber liegen. Projektabschluss soll bereits Mitte Juni des laufenden Jahres sein. Die Gesamtkosten werden mit 120 000 Euro veranschlagt. Die laufenden Betriebskosten prognostizierte Schneider auf 60 000 Euro pro Jahr. Insgesamt stehen auf dem Areal an der Kreisstraße zwischen Nordstetten und Isenburg 613 Bäume zur Verfügung, die Platz für 7420 Gräber bieten.

Die Gräber sind ringförmig um den Baum angelegt und können mit Materialien des Waldes geschmückt werden. Kerzen oder Blumengebinde seien nicht erlaubt, erklärte Schneider. Am Baum selbst wird ein Schild angebracht, auf dem der Name, das Geburts- und Sterbedatum sowie ein Spruch zu finden ist. Wege wurden im Wald größtenteils weggelassen, damit der Charakter des Areals nicht zu sehr verloren geht.

Im Ruhewald wird es drei verschiedene Möglichkeiten zur Bestattung geben: Bei einem Reihenbelegungsbaum wird beim Todesfall der nächste freie Platz von der Verwaltung vergeben. Es gibt keine Wahl bezüglich Lage und Baumart. Nur der aktuell zu belegende Baum ist im Wald mit einem Band gekennzeichnet. Die Ruhezeit beträgt hier 15 Jahre, die Nutzungszeit ebenfalls. Die Kosten dieser Bestattungsform belaufen sich auf 580 Euro. Zweite Möglichkeit ist der Wahlbelegungsbaum. Hier kann der Platz bezüglich Baumart und Lage bereits zu Lebzeiten ausgewählt werden. Die dominierenden Baumarten im Ruhewald sind Eichen und Buchen. Die dritte Möglichkeit ist die Nutzung eines sogenannten Familien- und Freundschaftsbaums. Hier steht ein kompletter Baum mit zwölf Grabstätten zur Verfügung. Die Ruhezeit beträgt hier 15 Jahre, die Nutzungszeit 60 Jahre, die Kosten 6900 Euro.

An jedem Baum im Ruhewald Horb gibt es ein Schild mit einer durchlaufenden Nummer. Des Weiteren ist ein Schild mit der Nutzungsart angebracht. Um den Baum herum sind Bänder gelegt, die die Verfügbarkeit und Nutzungsart angeben. Auf einem weiteren Schild ist die Baumart vermerkt.

Es wird eine Ruhewald-Webseite erstellt, die nicht nur einen detaillierten Plan enthält, damit sich die Gräber der Angehörigen finden lassen, sondern auch ein sogenanntes „Buch der Erinnerungen“, in dem ein Foto und kurze Texte des Verstorbenen veröffentlicht werden können. Statt eines Symbols auf dem Schild am Baum kann dann ein QR-Code abgebildet werden.

Auf 100 Quadratmetern wird es im Ruhewald auch die Möglichkeit zu einer anonymen Bestattung geben. Ort ist eine Ruhewiese, die mit Wildblumen bepflanz wird. Die Plätze sind nicht im Vorraus erwerblich. Die Ruhezeit beträgt hier 15 Jahre. Die Kosten belaufen sich auf 580 Euro.

Auf einem Areal von 1500 Quadratmetern mit der Bezeichnung Sonnenscheinlichtung wird es im Ruhewald die Möglichkeit geben, junge Bäume zu pflanzen. Sie werden zur Beisetzung von Früh- oder Totgeburten und bei gestorbenen Kindern bis 18 Jahre gepflanzt. „Sie ermöglichen so den Hinterbliebenen, dem Baum stellvertretend für das verlorene Kind beim Wachsen zuzusehen. Auf dem Feld wird auch ein Trauerbereich eingerichtet in Anlehnung an ein Schneckenhaus mit Blick auf die Sonnenscheinlichtung. Die Kosten für einen Sonnenschein-Kinderbaum belaufen sich auf 580 Euro.

Für die Beisetzungszeremonie im Ruhewald wird an der zentralen Kreuzung ein Platz eingerichtet, der mit naturnah gestalteten Sitzbänken ausgestattet wird und neben einem angelegten Biotop zu finden ist. Zentral wird eine 3,40 Meter hohe Skulptur des Dettinger Künstlers und Ortsvorstehers Josef Nadj zu finden sein.

Diskussion um christliche Symbole

Grundsätzlich fanden auch die beiden „Republikaner“-Stadträte das Konzept des Ruhewaldes gut, allerdings fehlten Rudolfo Panetta und Martin Raible die christlichen Symbole auf dem Areal, da auch die von Josef Nadj vorgestellte Skulptur neutral gehalten war. Die beiden stellten daraufhin einen Antrag, der jedoch nicht mehr zum Tragen kam, da am Eingang des Ruhewaldes ein etwa drei Meter hohes Kreuz installiert wird, mit dem sich auch die „Republikaner“ zufrieden gaben.