Positive Bilanz

Deutsche Fußballerinnen unterhalten Aalens Publikum

Den DFB-Frauen gelingt ein 4:2-Erfolg gegen EM-Gastgeber Niederlande. Das Team von Steffi Jones überzeugt vor allem in Hälfte eins.

26.10.2016

Von HELEN WEIBLE

Torjubel des Jones-Teams (v. l. n. r.): Tabea Kemme (ein Tor), Anja Mittag (ein Treffer), Dzsenifer Maroszan und Mandy Islacker (zwei Tore) freuen sich ausgelassen. Foto: dpa

Torjubel des Jones-Teams (v. l. n. r.): Tabea Kemme (ein Tor), Anja Mittag (ein Treffer), Dzsenifer Maroszan und Mandy Islacker (zwei Tore) freuen sich ausgelassen. Foto: dpa

Aalen. Auf dem Weg zur Titelverteidigung bei der EM im nächsten Jahr (16. Juli bis 5. August) haben die deutsche Fußball-Frauen in Aalen gegen die Niederlande einen soliden 4:2-Testsieg gefeiert. Vor 3345 mitfiebernden Zuschauern in der Scholz-Arena machte die Mannschaft von Steffi Jones vor allem in der ersten Halbzeit eine sehr gute Figur und überzeugte wie gegen Österreich mit schönem Kombinationsspiel gegen den EM-Gastgeber.

Wie angekündigt stellte die Bundestrainerin ihre Mannschaft ordentlich um und beließ die Anfangsformation nur auf drei Positionen gleich. Anja Mittag hatte bei ihrem 148. Spiel im DFB-Trikot nicht mehr Svenja Huth im Sturm an ihrer Seite, sondern Kapitänin Dzsenifer Maroszan sowie die Frankfurter Stürmerin Mandy Islacker. Allein von diesem Trio konnte Jones am Ende nur schwärmen, fast jede wird lobende Worte von ihr hören. „Ich bin sehr zufrieden, wie kompakt, gut organisiert und spielbestimmend sich meine Mannschaft in der ersten Halbzeit präsentiert hat“, sagte die Trainerin glücklich. Sie sei dankbar, dass die Mannschaft so schnell und so gut mit ihr und ihrer neuen Philosophie arbeitet. Auch Maroszan, in ihrer neuen Rolle als Leaderin sogar richtig laut auf dem Platz, strahlte nach dem Spiel: „Jeder ist da und tritt selbstbewusst auf, das macht mich sehr stolz. Mein Kompliment gilt dem gesamten Team.

Torchancen en masse

Erneut funktionierte der variabel aufgezogene Offensivfußball der deutschen Auswahl prächtig. Nach nur fünf Minuten kombinierten sich Islacker und Mittag nach vorne, nur der Abschluss fehlte noch. In der ersten Viertelstunde bestimmten die Fußballerinnen von Bundestrainerin Steffi Jones das Geschehen voll und ganz. So fand man die Torchancen auch aufseiten der Olympiasiegerinnen, es waren aber zunächst keine hundertprozentigen dabei.

Bis sich Islacker schließlich erbarmte und die von Maroszan aufgelegte Kugel zur Führung ins Netz beförderte (22.). Die Kapitänin war dabei mutig in den Strafraum gezogen, die Niederländerinnen wehrten sich viel zu wenig. Sauer preschten sie gleich nach Wiederanpfiff in den deutschen Sechzehner vor, allerdings dauerte dieses Aufbäumen nur kurz. Keine fünf Minuten später zog zuerst Maroszan gefühlvoll ab, der Ball prallte vom Aluminium ab – und wieder war es Islacker, die beim 2:0 zur Stelle war.

Übereifrig ging Anna Blässe zu Werke, als die Holländerinnen gefährlich nach vorne drangen. Ihr Foul an Danielle van de Donk kostete sie eine Gelbe Karte und die Mannschaft ein Gegentor zum 2:1. Den fälligen Strafstoß verwandelte die Oranje-Kapitänin Sherida Spitse flach und souverän (37.). Die Deutschen ließen sich aber nicht beeindrucken. Weiter kombinierten sie sich in die gegnerische Hälfte und suchten jetzt auch die Abschlüsse. Anja Mittag erhöhte routiniert zum 3:1 in der 40. Minute, kurz vor der Pause schloss Tabea Kemme glanzvoll mit einem Seitfallschuss ins lange Eck ab. Vorlagengeberin war Mittag.

Mit der komfortablen 4:1-Führung im Rücken ging der achtfache Europameister mit einer Veränderung in die zweite Halbzeit: Für Islacker kam im Sturm Alexandra Popp. Für die defensive Torschützin Tabea Kemme wechselte Steffi Jones Leonie Maier ein. Die machte ihre Sache auf der für sie ungewohnt offensiven und mittigen Position abermals gut: In der 59. Minute wuchtete sie den Ball aussichtsreich Richtung Tor. „Leider konnte ich nicht mehr so viel reißen“, sagte Maier nach dem Spiel vor Familie und Freunden. Wenige Minuten später sorgte ihre Bayern-Teamkollegin Sara Däbritz für Begeisterungsrufe, als sie mit einem satten Schuss die Latte vibrieren ließ. Doch das 5:1 wollte nicht fallen, und jetzt wirkte plötzlich alles etwas zerfahren. Schließlich nahmen die Trainer beider Teams weitere personelle Änderungen vor. Jones gab der Torhüterin Laura Benkarth noch ein paar Minuten Einsatzeit, auch die „Wölfin“ Julia Simic durfte sich empfehlen. Die Niederlande nutzte die schwächere Endphase der DFB-Frauen aus und „verbesserte“ das Ergebnis auf 2:4.

Das Jones-Team hat am 29. November die nächste Gelegenheit, sich mit einem hochkarätigen Gegner zu messen. Nach Chemnitz kommt der Vize-Europameister Norwegen. Drei Wochen vorher entscheidet sich, mit wem es Deutschland in der EM-Gruppenphase zu tun bekommen wird.