Sehr schlicht gestricktes und langatmiges Plädoyer für Ehrlichkeit und Toleranz.

Die Ahnungslosen

Sehr schlicht gestricktes und langatmiges Plädoyer für Ehrlichkeit und Toleranz.

23.11.2015

Von che

Die Ahnungslosen

Große politische Freiheits-Entwürfe sind in Berlusconis Italien derzeit nicht so gefragt. Die Filmemacher gucken deswegen lieber aufs Private, wo es ja auch eine Menge Unglücksraben aufzumuntern gilt: unzufriedene Ehefrauen (Brot und Tulpen), vereinsamte Geschäftsleute (Nicht von dieser Welt) oder, wie in Ferzan Ozpeteks "Die Ahnungslosen", eine biedere Bürgersfrau, die dahinter kommt, dass ihr jüngst verstorbener Gatte eine schwule Liebschaft pflegte.

Wer nun der Heiligkeit der Ehe nichts abgewinnen kann und Schwulsein für eine eher gewöhnliche Erscheinung hält, tut sich allerdings schwer mit dem Film. Gelangweilt nimmt man hin, wie Antonia (Margherita Buy) den Doppelschock gesprächstherapeutisch verdaut. Und weil man Ozpetek als einen aufgeklärten Regisseur kennt, kommt auch nicht wirklich überraschend, dass sie ihren Ex-Rivalen alsbald sympathisch findet und das Leben in dessen von allerlei schrägen Vögeln bevölkerter Groß-Kommune zu schätzen lernt.

Das wäre alles bloß halb so schlimm, würde das Thesenhafte nicht der Geschichte die Atemluft rauben. Jede Figur (inklusive des in diesem Milieu wohl unvermeidlichen Aidskranken) steht nicht für sich selber, sondern für irgendeine Gesinnung, die auf allzeit vorhersehbare Art vorgeführt und bei Bedarf veredelt wird. Und wenn Ozpetek die Handlung dann doch mal melodramatisch vorantreiben will, fällt ihm nicht viel mehr ein, als die Geigen schmalzen zu lassen.

Vielleicht sind solche gutmenschlichen Mutmach-Filmchen heutzutage ja nötig, um das Banner der Toleranz hochzuhalten. Wer nicht gerade Stoiber-Fan ist oder sonstwie mit gesundem Volksempfinden kokettiert, muss sie aber nicht unbedingt gesehen haben.