Farbe immer mehr gefragt

Die Druckerei Laupp und Göbel hat sich vergrößert und ist von Nehren nach Gomaringen umgezogen

Auf 168 Jahre Erfahrung kann die Druckerei Laupp und Göbel zurückblicken. Mehr als 25 Jahre hatte das Unternehmen seinen Sitz in Nehren; seit September ist der Traditionsbetrieb in Gomaringen.

07.04.2016

Von Amancay Kappeller

Traditionsbetrieb mit moderner Technik: Die Druckerei Laupp und Göbel (vorne Geschäftsführer Stefan Burkert) an ihrem Gomaringer Standort.Bild: Rippmann

Traditionsbetrieb mit moderner Technik: Die Druckerei Laupp und Göbel (vorne Geschäftsführer Stefan Burkert) an ihrem Gomaringer Standort.Bild: Rippmann

Gomaringen. Gründlich überlegt sein wollte der Schritt schon, berichtet Geschäftsführer Stefan Burkert: Denn der Umzug der Druckerei von Nehren nach Gomaringen war mit Investitionskosten in Höhe von knapp einer Million Euro verbunden. Der Löwenanteil fiel dabei für den Kauf der Immobilie in der Robert-Bosch-Straße 42 in attraktiver Lage in Gomaringen an.

Außerdem wurden neue Maschinen beschafft. „Man muss schon ein bisschen positiv in die Zukunft schauen wollen“, erläutert Burkert die Motivation für den Firmen-Umzug. In Nehren, davon ist der Geschäftsfüher des mittelständischen Betriebs überzeugt, hätte das Unternehmen allerdings keine Zukunft gehabt.

„Man kann schon von einer Expansion sprechen“, sagt Burkert. In der Nehrener Talstraße im Industriegebiet Nord hatte man 500 Quadratmeter zur Verfügung. Zusätzlich hatte der Betrieb eine Halle mit 100 Quadratmetern angemietet. In Gomaringen können Burkert und seine derzeit zehn Mitarbeiter ihr Handwerk jetzt auf einer Fläche von mehr als 800 Quadratmetern ausüben. Eine Vergrößerung der Firma wäre in Nehren nicht möglich gewesen, erklärt Burkert – was aber eine wichtige Voraussetzung dafür ist, um in Zukunft wettbewerbsfähig bleiben zu können.

Vom Azubi

zum Geschäftsführer

Stefan Burkert kam 1991 als Auszubildender in das Unternehmen Laupp und Göbel. 1998 machte er im Betrieb den Meister, 2003 wurde er zum Mitgeschäftsführer. Seit 2009 ist Burkert alleiniger Geschäftsführer und Hauptgesellschafter der Firma. Etabliert hat sich die 1848 in Tübingen als Druckerei Laupp gegründete heutige Firma Laupp und Göbel in der Vergangenheit vor allem im Sachbuch-Bereich. Gedruckt und / oder gebunden werden aber auch Dissertationen, Kataloge, Lexika, Romane, Zeitschriften, Kalender, Geschäftsdrucksachen und Werbung.

Ein weiteres Aufgabenfeld ist das Webdesign. Zu den Spezialitäten, so ist auf der Firmen-Homepage zu lesen, zählen Formelsatz, Fremdsprachensatz, Linguistik, Medizin, und Rechtswissenschaften. Namhafte Verlage gehören zu den Kunden der Gomaringer Druckerei.

Anlässlich des 165-jährigen Bestehens des Unternehmens im Jahr 2013 habe er sich ganz bewusst dafür entschieden, den „relativ langen und unmodernen Namen“ beizubehalten, erklärt Burkert: Der Betrieb baue auf die lange Tradition. Das, was die Firma vom alten Druckereiwissen bewahrt hat, möchte man auch weitergeben. Stefan Burkert hatte einen Meister zum Ausbilder, der seine Ausbildung selber in den 1950er-Jahren absolvierte. Da wird Wissen von Generation zu Generation weitergereicht.

Viel Wert legt man bei Laupp und Göbel auf die Ausbildung von Nachwuchskräften. Ein bis zwei Lehrlinge pro Jahr bildet der Betrieb seit 1991 aus. Probleme, Auszubildende zu finden, habe man nicht, sagt Burkert: „Früher hieß der Beruf Schriftsetzer und keiner wollte es machen. Heute heißt er Mediengestalter und alle wollen es werden.“ Im Zuge der fortschreitenden Technisierung habe der Beruf sich natürlich auch gewandelt: Das Aufgabenspektrum wurde mit Internet und Co. viel umfangreicher.

Im Digitaldruck

geht es in drei Stunden

Um der schnelllebigen Zeit gerecht zu werden, hat sich der Betrieb kürzlich nun auch eine Digitaldruckmaschine angeschafft. „Das wäre im Offsetdruck undenkbar gewesen: Der Kunde kommt und bekommt das Produkt in drei Stunden“, erklärt Burkert. Im Zuge des Umzugs ist man nun auch von einer Zwei-Farben-Druckmaschine auf eine Fünf-Farben-Druckmaschine umgestiegen. Nun können Bücher nicht mehr nur schwarz-weiß und die Umschläge zweifarbig bedruckt werden, sagt der Geschäftsführer: „Jetzt können wir die komplette Palette abdecken.“ Das sei wichtig, denn schließlich komme „immer mehr Farbe ins Spiel“.

Auch wenn der eigentliche Umzug schon einige Monate zurückliegt: Für Stefan Burkert beginnt die Arbeit an neuer Stätte erst in diesen Wochen so richtig. Ende vergangenen Jahres hatte er zusammen mit seiner Frau, die im Betrieb als Druckerin mitarbeitet, einen schweren Verkehrsunfall. Die Beschäftigten der Druckerei mussten lange auf den Chef verzichten – und freuen sich jetzt umso mehr, wieder unter bewährter Leitung arbeiten zu können.

Die Geschichte des Traditionsbetriebs

Mehr als 165 Jahre Erfahrung in Satz, Druck und Weiterverarbeitung kann das Unternehmen Laupp und Göbel vorweisen. 1848 wurde die Druckerei in Tübingen als Buchdruckerei H. Laupp jr. von Heinrich Laupp gegründet.

Zunächst brachte er diese im Cotta’schen Hause in der Nähe der Stiftskirche unter. 1855 erweiterte Laupp den Betrieb und bekam neue Räume im Museum in der Grabenstraße. Im Jahr 1930 beschäftigte das Unternehmen 130 Mitarbeiter.

Rückschläge erlitt die Firma etwa während des Zweiten Weltkriegs: Ein Großteil des in der Druckerei benötigten Bleimetalls wurde damals für Kriegszwecke beschlagnahmt. Nach mehr als 125 Jahren, im Jahr 1978, fusionierte die Firma mit der Tübinger Druckerei Göbel. Sitz nach der Insolvenz 1987 und Neugründung im Jahr 1988 war Nehren. Im September 2015 zog der Betrieb nach Gomaringen um.

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Erstellt:
07.04.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 17sec
zuletzt aktualisiert: 07.04.2016, 01:00 Uhr

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