Fünftklässler

Die Ergenzinger Gemeinschaftsschule ist wieder zweizügig

Nur an den staatlichen Gymnasien in Rottenburg sinken die Schülerzahlen. Katholische Schulen legen leicht zu.

20.06.2018

Von Michael Hahn

Die Hängepartie an der Ergenzinger „Gemeinschaftsschule im Gäu“ ist überwunden: Sie kann im kommenden September wieder zwei fünfte Klassen bilden. Im April hatten sich nur 23 derzeitige Viertklässler/innen in Ergenzingen angemeldet. Das hätte nur für eine fünfte Klasse gereicht (der Klassenteiler liegt bei 28). Doch seither sind noch zehn Nachzügler/innen hinzu gekommen – genug für die Zweizügigkeit. Die zwei fünften Klassen sind relativ klein (mit 16 und 17 Kindern) und bieten so optimale Unterrichtsbedingungen.

Laut dem Rottenburger Kulturamtsleiter Karlheinz Geppert kommen mehrere Nachzügler aus dem benachbarten Bondorf. Die dortige Gemeinschaftsschule bietet im kommenden Schuljahr keine fünfte Klasse an.

Voraussetzung für die Gründung einer Gemeinschaftsschule ist eine dauerhafte Zweizügigkeit. Deswegen war es durchaus heikel, dass es in Ergenzingen in den vergangenen Jahren mehrmals nur für eine Eingangsklasse gereicht hat. Erfahrungsgemäß kommen dann im Laufe der Jahre weitere Schüler hinzu – vor allem Jugendliche, für die sich das Gymnasium nicht bewährt hat. Ob Ergenzingen dauerhaft zwei Eingangsklassen bilden kann, wird sich allerdings erst in der Zukunft zeigen.

Die Gemeinschaftsschule in Hirrlingen dagegen ist stabil zweizügig. Derzeit hat sie 45 Fünftklässler/innen, für September haben sich sogar 54 Kinder angemeldet. Sie kommen aus einem großen Einzugsgebiet – aus den südlichen Rottenburger Stadtteilen, aus Rangendingen, Hechingen und sogar aus dem Killertal. Aus der Hirrlinger Grundschule selbst, so sagte die Rektorin Andrea Jetter auf Nachfrage, wechseln in diesem Jahr allerdings nur vier Kinder in die fünfte Klasse der Gemeinschaftsschule.

Weniger Gymnasiast(inn)en

Die Gemeinschaftsschulen in Ergenzingen und Hirrlingen sind also nicht der Grund, weshalb die beiden staatlichen Gymnasien in Rottenburg an Fünftklässler-Schwund leiden (zusammen 40 Anmeldungen weniger als 2017). Wie berichtet, schrumpft das Eugen-Bolz-Gymnasium im kommenden Schuljahr von bisher vier auf drei fünfte Klassen. Auch das Paul-Klee-Gymnasium hat in diesem Jahr weniger Anmeldungen bekommen als 2017. Es reicht aber weiterhin für die bisherige Dreizügigkeit.

Warum die Anmeldezahlen am EBG und am PKG so stark gesunken sind, kann sich Kulturamtsleiter Geppert nicht erklären. Es gibt derzeit sogar mehr Viertklässler in Rottenburg als noch vor einem Jahr. Deswegen hätten die Anmeldezahlen für die fünften Klassen eigentlich eher steigen müssen.

Auch die anderen Rottenburger Schulen haben den beiden Gymnasien keine zusätzlichen Kinder abgeluchst. Die Kreuzerfeld-Realschule bleibt dreizügig (67 Anmeldungen), die Hohenberg-Werkrealschule bleibt stabil zweizügig (36 Anmeldungen).

Die drei katholischen Schulen sind unverändert: Das Sankt-Meinrad-Gymnasium bildet wieder drei fünfte Klassen mit insgesamt 84 Kindern, Sankt Klara bildet drei Realschulklassen und zwei Progymnasiums-Klassen mit insgesamt 145 Mädchen (zehn mehr als im laufenden Schuljahr), und die Carl-Joseph-Leiprecht-Gemeinschaftsschule bildet zwei fünfte Klassen mit zusammen 52 Kindern.

Viele Auswärtige

Die Rottenburger Schüler-Statistik ist auch deswegen kompliziert, weil ungewöhnlich viele Kinder von außerhalb einpendeln. Der hiesige „Schulraum“ (so lautet der Fachbegriff) umfasst Rottenburg und die drei Nachbargemeinden Hirrlingen, Neustetten und Starzach. In diesem Schulraum gibt es derzeit 487 Viertklässler. Fast alle wechseln im September an eine weiterführende Schule in Rottenburg. Nur etwa 30 Kinder pendeln aus, vor allem nach Hirrlingen, Tübingen und Ammerbuch.

Umgekehrt besuchen derzeit 141 Kinder von außerhalb des Schulraums eine fünfte Klasse in Rottenburg – auch aus den Nachbarkreisen Freudenstadt und Böblingen. Besonders hoch ist der auswärtige Anteil an den drei katholischen Schulen. Anders ausgedrückt: Von den insgesamt 588 Rottenburger Fünftklässler/innen kommt ein Viertel
von auswärts.

Das Kultusministerium bleibt dabei: Keine vierte Eingangsklasse am EBG

Im Mai hatten Oberbürgermeister Stephan Neher und der Elternbeirat am Eugen-Bolz-Gymnasium beim Kultusministerium in Stuttgart dagegen protestiert, dass das EBG ab September nur noch drei Eingangsklassen zugewiesen bekommt, eine weniger als bisher. Am vergangenen Freitag hat das Gymnasialreferat im Ministerium nun auf diese beiden Briefe schriftlich geantwortet.

Bei zusammen 167 Anmeldungen für die zwei staatlichen Gymnasien in Rottenburg könne man nun mal nur noch insgesamt sechs Eingangsklassen bilden, teilt das Referat mit (und nicht sieben wie bisher).

Zudem gebe es „bei Schulversuchen keinen Rechtsanspruch auf eine Teilnahme“. Gemeint ist der „G9“-Modell am EBG – also das neunjährige Gymnasium. Alle anderen Gymnasien im Landkreis haben längst auf „G8“ umgestellt, auch das PKG. Kein Rechtsanspruch – demnach hätte das EBG die acht überzähligen Schüler abweisen können. Wie berichtet, hat Schulleiter Andreas Greis aber entschieden, lieber drei übervolle Klassen zu bilden und diese so oft wie möglich in kleinere Lerngruppen aufzuteilen. „Es freut mich“, schreibt der zuständige Studiendirektor im Gymnasialreferat, „dass sich das EBG bereit erklärt hat, alle angemeldeten Schülerinnen und Schüler in die drei G9-Klassen aufzunehmen. Damit kann die Schulverwaltung auf eine Schülerlenkung verzichten.“

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Erstellt:
20.06.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 19sec
zuletzt aktualisiert: 20.06.2018, 01:00 Uhr

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