Kleines Tierdrama in großer Wüste bringt Rührung in den Dokumentarfilm.

Die Geschichte vom weinenden Kamel

Kleines Tierdrama in großer Wüste bringt Rührung in den Dokumentarfilm.

24.11.2015

Von Dorothee Hermann

Die Geschichte vom weinenden Kamel

Die Wüste Gobi ist schon lange beinahe ein Synonym für eine abenteuerliche Ferne. In der „Geschichte vom weinenden Kamel? sind ihre warmen Erdfarben, ihre weiten Horizonte und ihr unvergleichliches Licht der Rahmen für einen rührenden Tierfilm. Eine Kamelmutter verstößt ihr Junges. Mit unendlicher Geduld versucht die südmongolische Nomadenfamilie, zu deren Kamelherde das prächtige, lohfarbene Tier gehört, es zu bewegen, sein weißes Fohlen wieder anzunehmen.

Ob sich das absehbare Ende nun dem alten Ritual verdankt, das Tier durch Musik so zu rühren, dass es Tränen vergießt, oder eher der geduldigen Hingabe der Hirten an die Kreatur, bleibt offen. Doch dem Film fehlt die (politische) Tiefenschärfe iranischer und kurdischer Filmemacher, deren Konzentration auf die einfachen Dinge er sich abgeschaut haben mag.

Das vom mongolisch-italienischen Regiegespann Byambasuren Davaa und Luigi Falorni für die Münchner Filmhochschule gedrehte Märchen bleibt ein Bilderbogen im GEO-Stil. Allerdings: Wer hektischer Spezialeffekte zunehmend müde ist, kann hier gemächlich wieder schauen lernen, gewissermaßen im langsamen Rhythmus der Wüste. Und schließlich erfährt man sogar, warum der Blick eines Kamels immer in die Ferne gerichtet zu sein scheint.