Freudenstadt · Kinderbetreuung

Die Grenzen der Planbarkeit

In Sachen Kinderbetreuung muss die Kommune Freudenstadt auf Engpässe reagieren – vor allem in der Kernstadt und in Wittlensweiler.

06.06.2019

Von Monika Schwarz

Der Theodor-Gerhardt-Kindergarten in der nördlichen Kernstadt. Bild: Stadt Freudenstadt

Der Theodor-Gerhardt-Kindergarten in der nördlichen Kernstadt. Bild: Stadt Freudenstadt

Bürgermeisterin Dr. Stephanie Hentschel und Amtsleiterin Petra Weinbrecht informierten den Gemeinderat über die aktuelle Auslastung der Kindergärten. Laut Hentschels Zusammenfassung reichen die Plätze in den Ortsteilen derzeit noch aus, in der Kernstadt selbst gibt es aber Engpässe. Eine Sondersituation herrsche in Wittlensweiler, wo momentan auch Kinder aus anderen Ortsteilen aufgenommen würden. Dies wolle man künftig zurückfahren.

Die Engpässe in der Kernstadt hätten unterschiedliche Gründe. Zwar sei die Zahle der Einpendler, deren Kinder in Freudenstadt betreut würden, zurückgegangen, die Anfragen habe man dieses Jahr trotzdem nicht mehr vollständig decken können. Einige Eltern hätten den Eintritt ihres Kindes in den Kindergarten deshalb auf das neue Kindergartenjahr – dann aber im Wunschkindergarten – verschoben. Umgekehrt seien daher bereits viele Plätze vorbelegt.

Der geplante Umzug des Kindergartens von der Theodor-Gerhardt-Schule ins Martin-Haug-Stift verschiebt sich um ein weiteres Jahr. Die Überbrückungsplanung erschwere die Situation. Über die Einrichtung neuer Gruppen verhandle man bereits mit unterschiedlichen Trägern. Eine Option wäre, die angespannte Situation mit Tageseltern zu lösen.

Bernd Wetzel (Bürgeraktion) widersprach der Einschätzung der Stadtverwaltung in puncto Wittlensweiler: Aufgrund der jetzigen Situation und der erwarteten Kinder aus dem Neubaugebiet zeichne sich bereits eine Eskalation ab. Kinder aus anderen Ortsteilen abzuziehen, reiche bei weitem nicht. Erst dann zu reagieren, wenn es nicht mehr anders geht, sei zu spät. Wetzel forderte deshalb bauliche Maßnahmen – und dies so schnell wie möglich: „Der Trend, dass junge Familien mit Kindern nach Wittlensweiler ziehen, nimmt eher zu als ab“, sagte er.

Hentschel antwortete, man beobachte das, Lösungen würden aber nicht „von heute auf morgen“ gefunden. Der vergleichsweise starken Belegung aus anderen Ortsteilen wirke man mit der Einrichtung einer weiteren Gruppe in Grüntal-Frutenhof entgegen. Auch konzeptionelle Überlegungen würden angestellt. Schnellschüsse brauche es nicht, weil man den Bedarf derzeit noch
anderweitig abfedern könne. Außerdem haben zum 1. März noch sieben Plätze zur Verfügung gestanden. Künfig kämen vielleicht auch interkommunale Lösungen in Betracht.

Überlegungen in Wittlensweiler gingen auch dahin, die Regelgruppe umzuwandeln, weil diese Betreuungsform zwischenzeitlich am wenigsten nachgefragt werde, ergänzte Weinbrecht. Allein deshalb habe es zwischendurch freie Plätze gegeben. Bauen werde man erst dann, wenn keine andere Lösung mehr in Sicht sei. Schließlich sei man ja auch angehalten, verantwortungsvoll mit den Ressourcen umzugehen.

Bauvorhaben kosten Zeit

Prof. Wolfgang Tzschupke (Freie Wähler) war damit nicht zufrieden. In Anbetracht wachsender Einwohnerzahlen stelle sich die Frage, ob es vertretbar sei, bauliche Maßnahmen auf die lange Bank zu schieben, befand er.
Die Realisierung eines Bauvorhabens koste mehrere Jahre Zeit, gab er zu bedenken.

Osswald erinnerte an die anderen Investitionen, die die Stadt derzeit oder in naher Zukunft zu stemmen hat. „Irgendwann müssen wir an die Leistungsfähigkeit unseres Haushaltes denken.“ Außerdem könne es nicht Aufgabe Freudenstadts sein, hier die ganze Region mit Kindergartenplätzen zu versorgen. Die Nachbarn müssten halt auch nachlegen. „Auf Verdacht eine Kindergartenerweiterungsplanung baulich anzugehen, halte ich jedenfalls nicht für verantwortungsvoll.“

Auf Frage von Dr. Anita Zirz (SPD) antwortete Weinbrecht, dass die Kindergärten Martinskirche und in der Manbachsiedlung derzeit voll belegt sind.

Bärbel Altendorf-Jehle (Bürgeraktion) bat darum, auch die Möglichkeiten des Platzsharings nicht aus den Augen zu verlieren.
Vielen Eltern sei auch damit geholfen. und es trage zudem zur Entspannung bei. Außerdem gebe es immer – so auch in Wittlensweiler – die Möglichkeit eines Waldkindergartens, den man ohne großen baulichen Aufwand eröffnen könne.

Eberhard Haug (SPD) regte schließlich an, den geplanten Kindergartenstandort in der Sonnenhalde noch einmal zu überdenken, weil der nicht geeignet sei. Im September werde man das derzeitige Konzept mit zwei bis drei Varianten sowieso im Gremium diskutieren, hieß es. Das Gremium sprach sich abschließend dafür aus, die Kleingruppe im Kindergarten Musbach beizubehalten.

Zum Artikel

Erstellt:
06.06.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 54sec
zuletzt aktualisiert: 06.06.2019, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Newsletter Recht und Unrecht
Sie interessieren sich für Berichte aus den Gerichten, für die Arbeit der Ermittler und dafür, was erlaubt und was verboten ist? Dann abonnieren Sie gratis unseren Newsletter Recht und Unrecht!