Die Hölle - Inferno

Die Hölle - Inferno

In dem Actionthriller am Schauplatz Wien tritt eine Frau mit harten Bandagen gegen einen Serienkiller an.

16.10.2016

Von Klaus-Peter Eichele

Es beginnt wie bei Hitchcock: Özge (Violetta Schurawlow), eine junge Wienerin mit türkischen Wurzeln, beobachtet durch das Fenster zum Hof, wie im Haus gegenüber eine Frau brutal ermordet wird – und muss befürchten, dass sie ihrerseits vom Täter gesehen wurde.

Die Angst erweist sich als berechtigt, als wenig später ihrer Cousine, die sich zufällig ins Özges Wohnung aufhält, die Kehle aufgeschlitzt wird. Weil sie von der rassistisch durchwirkten Polizei keine Hilfe erwartet, beschließt die Taxifahrerin, ihren Schutz in die eigenen Hände zu nehmen, sprich: den Serienkiller selbst zur Strecke zu bringen. Als passionierte Kickboxerin mit Hang zum knochenbrechenden Ausrasten hat sie dafür gar nicht so schlechte Karten.

Der Film von Stefan Ruzowitzky, dessen KZ-Drama „Die Fälscher“ vor neun Jahren den Oscar gewonnen hat, ist ein Asphalt-harter Gruselthriller, der reizvoll zwischen Noir-Eleganz und rauem B-Movie-Charme changiert. Nicht erwarten sollte man eine glaubhafte Geschichte und psychologisch ausgefeilte Charaktere. Geboten werden: überfallartige Action, rasante Verfolgungsjagden, körperbetonte Kämpfe auf Leben und Tod, eine morbide Großstadtdschungel-Atmosphäre mit „Taxi Driver“-Anklängen und eine Prise Mystizismus à la „Seven“.

In der zweiten Filmhälfte wird es dann mitunter auch gefühlig, wenn der als übler Chauvinist eingeführte Polizeiermittler (Tobias Moretti) sich unerwartet von einer sanftmütigen Seite zeigt. Dass Hauptfigur Özge an mehreren Fronten der Geschichte über die ihr zugedachte Opferrolle hinauswächst, gibt diesem sehr soliden Genrefilm schließlich noch einen Drall ins Feministische.

Wien als nachtschattiger Schauplatz eines Großstadtthrillers von internationalem Format.