Große Nostalgieshow für alle, die an der Erziehungsresistenz der Jugend von heute verzweifeln.

Die Kinder des Monsieur Mathieu

Große Nostalgieshow für alle, die an der Erziehungsresistenz der Jugend von heute verzweifeln.

24.11.2015

Von che

Die Kinder des Monsieur Mathieu

Kaum ist Monsieur Ibrahim aus dem Kino verschwunden, steht schon der nächste edelmütige Herr aus Frankreich auf der Matte, um uns Mitmenschlichkeit zu lehren. Dieser Monsieur Mathieu kommt kurz nach dem zweiten Weltkrieg als Hilfslehrer in ein Heim für schwer erziehbare Kinder. Gegen den Widerstand des brutalen Direktors gründet er einen Chor und erzieht seine Zöglinge über den Umweg zur Musik zur Lebenstüchtigkeit.

Wer sich da an alte Lümmel- oder Halbstarkenfilme erinnert fühlt, liegt nicht falsch. Das Grundmuster vom patenten Pauker, der mit List und Geduld die harte Schale der verrohten Kerle knackt, ist jedenfalls das gleiche. Natürlich kann man „Les choristes? (Originaltitel) zugutehalten, dass er gediegen inszeniert und schmuck bebildert ist; dass die Choräle des Barockkomponisten Jean Philippe Rameau eine Entdeckung wert sind, und dass der rundlich-tappsige Gérard Jugnot als Monsieur Mathieu ein Schauwert für sich ist.

Dem stehen allerdings erschreckend schablonenhaft gezeichnete Figuren und die mechanisch und überraschungsfrei herunterratternde Geschichte gegenüber. Am meisten ärgert jedoch, wie selbstverliebt und realitätsflüchtig sich Regisseur Christophe Barratier in einer vermeintlich besseren Zeit suhlt, in der selbst schlimmste Rabauken noch mit billigen Bauerntricks zur Räson zu bringen waren