Mobilfunk

Die Kirche blockt die Diskussion ab

Der Dürrenmettstetter Kirchturm wäre der ideale Standort für eine Antenne. Die Telekom und der Ortschaftsrat suchen jetzt nach Alternativen.

07.03.2019

Von Jürgen Klemenz

Der Kirchturm ist als Standort für eine Mobilfunkantenne tabu , ließ der Kirchengemeinderat wissen.Archivbild: Karl-Heinz Kuball

Der Kirchturm ist als Standort für eine Mobilfunkantenne tabu , ließ der Kirchengemeinderat wissen.Archivbild: Karl-Heinz Kuball

Im Sportheim in Dürrenmettstetten waren sich nach dem Referat von Telekom-Funknetzplaner Frank-Peter Käßler und der folgenden Diskussion über einen Standort für eine Antenne der Telekom alle Anwesenden einig: Der mit Abstand beste Standort wäre der Kirchturm. Der liegt mitten im Ort, die Antenne könnte im Turm untergebracht werden, stört also das Dorfbild nicht. Doch aus dem Idealstandort wird wohl nichts, denn die Kirche stellt sich nicht nur quer. Sie ist vielmehr nicht einmal gesprächsbereit.

Ein Veto der Kirche zu einem Standort in ihrem Kirchturm ist freilich ihr gutes Recht. Was allerdings den knapp 30 Mettstettern am Dienstagabend im Sportheim sauer aufstieß: Wie Ortsvorsteher Robert Trautwein sagte, habe der Kirchengemeinderat unmissverständlich wissen lassen, dass er in der Standortfrage keine weitere Kontaktaufnahme mehr wünsche.

Was die Anwesenden noch viel unverständlicher fanden: Kein Vertreter der Kirche war beim Vortrag dabei. Ein sichtlich gefrusteter Diskussionsteilnehmer meinte, er habe anfangs auch aus den unterschiedlichsten Gründen Bedenken mit einer Mobilfunkantenne mitten im Ort gehabt, aber der Vortrag habe bei ihm ein Umdenken bewirkt. „Die Kirchenvertreter hätten, wenn sie Bedenken haben, heute Gelegenheit gehabt, sich zu informieren“, so der Redner weiter. Das sei das Mindeste, was er erwartet hätte. „Es ist enttäuschend, dass nicht einmal eine einzige Person da ist“, sagte der Teilnehmer – und erntete großen Beifall. In Vorgesprächen im Ortschaftsrat und nach einer Besichtigung der infrage kommenden Gebäude kristallisierte sich heraus, dass es in Dürrenmettstetten keine öffentlichen Gebäude gibt, auf denen die Funkantenne montiert werden kann.

Das Rathaus ist denkmalgeschützt, da legt die Denkmalschutzbehörde ihr Veto ein, der Feuerwehrturm ist aus statischen Gründen nicht geeignet. Auch ein ins Gespräch gebrachter Flutlichtmast am Sportplatz sowie der Funkmast der Polizei in der Nähe Dürrenmettstettens sind ungeeignet. Der Polizeimast steht auf 651 Meter Höhe und erreicht den höher gelegenen Ort (676 Meter) nicht. Eine Antenne auf einem Flutlichtmast beim Sportplatz würde, da am Ortsrand stehend, nur mit einem Teil in den Ort strahlen (wie der Polizeimast auch).

Frank-Peter Käßler zeigte auf, dass die Versorgung im ländlichen Raum naturgemäß schwieriger ist als in Städten wie beispielsweise in Stuttgart, in denen alle 200 bis 300 Meter ein Funkmast auf Häusern stehe. Zu einer möglichen Gesundheitsschädigung merkte Käßler an: Wenn diese bestehe, dann wären die Städte bei ihrer Dichte der Versorgung schon ausgestorben. Größer sei die Strahlung übrigens bei den Endgeräten, von denen die Bürger immer mehr im Einsatz hätten.

Auch eine schlechte Versorgung trage zu verstärkter Belastung bei, weil die Endgeräte ununterbrochen nach Empfang suchen. Das sehe man zum Beispiel daran, dass bei guter Versorgung der Akku eines I-Phones auch schon mal zwei bis drei Tage halte, bei schlechtem Empfang aber nur einen Tag.

Privatgebäude als Alternative

Die beste Abdeckung in Dürrenmettstetten bringe ein Sendemast in der Ortsmitte. Da die Kirche ablehnt und öffentliche Gebäude ausscheiden, kommen nur Privatgebäude in Frage. Robert Trautwein sagte, er fühle sich als Scharnier zwischen Telekom und den Privatleuten. Und wenn der Ortschaftsrat im Sinne der Entwicklung unserer Ortschaft dahintersteht, ziehen in der Regel die Privatleute auch mit.“ Trautwein kündigte an, die Standortfrage am 3. April mit auf die Tagesordnung des Ortschaftsrates zu nehmen. Käßler und der Ortsvorsteher räumten auch mit den Gerüchten auf, Privatleute könnten sich eine goldene Nase verdienen, wenn sie einen Funkmast auf ihrem Dach installieren lassen. „Sie werden kein Millionär, wir reden hier deutlich von einem niedrigen vierstelligen Jahresbetrag“, so Käßler. Trautwein ergänzte: „Wir dürfen nicht die Leute verurteilen und sagen, die schauen nur aufs Geld. Vielmehr geht es darum, eine vernünftige Lösung in der Ortsmitte zu finden, denn es geht um die Entwicklungsmöglichkeit unserer Gemeinde.“

Wenn ein Standort gefunden und der Vertragsabschluss erfolgt ist, wird es laut Käßler noch einmal rund eineinhalb Jahre dauern, bis die volle Versorgung steht. Übrigens: Für Hopfau bahnt sich eine Lösung an. Am Rande der Versammlung sagte Käßler, die Telekom sei dabei, den dortigen Polizeimasten für Hopfau zu nutzen.

Frank-Peter Käßler (rechts) Bild: Jürgen Klemenz

Frank-Peter Käßler (rechts) Bild: Jürgen Klemenz

Antennen-Standort in der Ortsmitte wäre sinnvoll

Eine Funkmast strahlt mit seinen drei montierten Antennen nach drei Seiten und deckt dabei jeweils im Kernbereich rund 60 Grad ab. In den Zwischenbereichen ist die Strahlung allerdings noch völlig ausreichend, um eine Rundum-Abdeckung von 360 Grad zu erreichen. Deshalb ist ein Standort in der Ortsmitte sinnvoll. Auf einem Hausdach angebracht ist der Ständer, auf dem die drei Antennen stehen, etwa sechs bis sieben Meter hoch. Das Haus muss statisch in der Lage sein, den Antennenmast zu tragen. Würde man einen freien Mast– einen Gittermasten – aufstellen, hätte er mindestens eine Höhe von 27 Metern. Der kostet allerdings mit Antennen mindestens 100 000 Euro, eine Investition, die die Telekom bei rund 540 Einwohnern, davon ein Drittel Telekom-Kunden, nur schwerlich stemmen würde. In unmittelbarer Nähe vor den Antennen sollte kein größeres Gebäude stehen.