Horb · Nachruf

Die Kostbarkeiten bleiben

Die Schmuckdesignerin und Galeristin Ursel Bopp ist im Alter von 77 Jahren gestorben.

13.07.2020

Von Michael Zerhusen

Ein Leben für und mit der Kunst: Ursel Bopp ist gestorben. Im Landratsamt Freudenstadt trug sie eine ihrer faszinierenden Halsketten. Neben ihr ist das Porträt ihres Mannes Albrecht zu sehen. Bild: Karl-Heinz Kuball

Ein Leben für und mit der Kunst: Ursel Bopp ist gestorben. Im Landratsamt Freudenstadt trug sie eine ihrer faszinierenden Halsketten. Neben ihr ist das Porträt ihres Mannes Albrecht zu sehen. Bild: Karl-Heinz Kuball

Ein Wurstsalat bei Blanda im „Schiff“, eine Fahrradtour auf der Münsinger Alb, ein Ausstellungsbesuch in Donaueschingen, ihr Garten auf der Südwestseite des „Bußturms“ – das waren die großen Freuden des Alltags. Natürlich hatte sie ihren Mandi, mit dem sie 52 Jahre verheiratet war, ihren Sohn Johannes, Schwiegertochter Miriam, ihre vier Enkelkinder ins Herz geschlossen. Und dann gab’s da noch, nicht zu vergessen,
den Schmuck, den sie seit 30 Jahren herstellte. Hand-Werk vom Feinsten.

Mit Silberdraht, Perlen und einer grandiosen Kombination aus Fingerfertigkeit und Kreativität machte sich Ursel Bopp landesweit einen Namen: bei Märkten, in Galerien und Museen, mit Ausstellungen in ihrer Geburtsstadt Rottweil, in Stuttgart, in der Schweiz, durch Reportagen in der „Landesschau“ und im Lifestyle-Magazin „Die Allgäuerin“.

Im März des vergangenen Jahres zeigte sie im Stubenschen Schlösschen noch einmal ihre filigrane Klein-Kunst. Geschmeide für den (vorzugsweise weiblichen) Hals, teils röhrenförmig und streng komponiert, teils kunterbunt und scheinbar ungeordnet. Auch Objekte anderer Art: ein glitzerndes Drahtknäuel, Tennisbälle im schwarzen Verhau, ein „Schwarzwaldmädel“ mit Miniaturbollen aus Filz – alles schön anzuschauen und nicht selten mit einem Augenzwinkern präsentiert.

Es bleiben diese Kostbarkeiten. Doch neue kommen nicht mehr hinzu. Schmuckdesignerin und Galeristin Ursel Bopp, seit 1978 in der Horber Kernstadt zuhause, ist tot. Am Abend des 5. Juli erlag sie im Alter von 77 Jahren einer schweren Krankheit.

Umwelt- und Denkmalschützerin

Im „raum für kunst“ und, viel früher, in den Werkstatträumen des „Bußturms“ war sie die Seele des dortigen Kulturbetriebs. Sie versorgte Kollegen, Freunde, Kunstliebhaber mit Butterbrezeln und Pils (auch Wein wurde ausgeschenkt, das war aber nicht ihr Geschmack) und beeindruckte „wonderfitzige“ Gäste immer wieder mit detaillierten Kenntnissen von Ausstellungsobjekten und deren Urhebern.

Das historische Gebäude an der Bußgasse (sieben Etagen, aus dem 15. Jahrhundert) war mehr als zehn Jahre lang eine Großbaustelle (1990 mit dem Peter-Haag-Preis gewürdigt). Das hinderte Maler Bopp allerdings nicht, gleich 1978 – nachdem die Frischvermählten mit ihrem Sohn von Rexingen in die Kernstadt gezogen waren – in seinem Atelier die erste Ausstellung zu organisieren. Anschließend verging kaum ein Jahr, in dem er nicht Kunstschaffende einlud, ihre aktuelle Produktion in seinem Haus zu zeigen. Ab 2003 verlagerte sich der Galeriebetrieb in den „raum für kunst“ im Stubenschen Schlösschen. Und Ursel Bopp war stets mittenmang dabei, handfest und einfühlsam zugleich.

Ihr Blick reichte freilich über die Haus-Aufgaben hinaus: Die gelernte Fernmeldesekretärin, am 7. August 1942 in Rottweil geboren, engagierte sich als Umwelt- und Denkmalschützerin bei der Offenen Grünen Liste (OGL). Sie arbeitete erst ein knappes Jahr (1998/99) als Nachrückerin für Frercks Hartwig im Horber Gemeinderat mit, dann fast drei Jahre (bis Dezember 2003), nachdem Tobias Kinsler berufsbedingt ausgeschieden war.

Mehr noch als der Politik war sie der Kunst verbunden, nicht nur der ihres Mannes und ihrer eigenen, sondern auch dem, was andere zum Kulturleben beitrugen: Ursel Bopp war Gründungs- und Vorstandsmitglied des Kunstvereins Oberer Neckar – und es gab nur wenige Ausstellungen in der Region und darüber hinaus,
die sie nicht mit Begeisterung besucht hätte.

Die Beisetzung findet in der kommenden Woche im engsten Familien- und Freundeskreis auf dem Horber Friedhof statt.

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Erstellt:
13.07.2020, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 38sec
zuletzt aktualisiert: 13.07.2020, 01:00 Uhr

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