Horb · Sportsbrüder

Die Schlussmänner

Lukas und Jonas Weigand sind beide Torhüter beim SV Oberiflingen. Klar ist aber: Zwischen die Pfosten kann am Ende nur einer.

14.12.2019

Von Thomas Stein

Die Brüder Jonas (links) und Lukas Weigand kämpfen beim SV Oberiflingen um die gleiche Position. Einen Wechsel zu einem anderen Verein können sich die Torhüter dennoch nicht vorstellen. Privatbild

Die Brüder Jonas (links) und Lukas Weigand kämpfen beim SV Oberiflingen um die gleiche Position. Einen Wechsel zu einem anderen Verein können sich die Torhüter dennoch nicht vorstellen. Privatbild

Beim SV Oberiflingen läufts: Nachdem das Team in der letzten Runde einen bitteren Bezirksliga-Abstieg verdauen musste, scheint die Enttäuschung verflogen und der SVO schielt nach gutem Saisonstart auf den Wiederaufstieg. Lukas und Jonas Weigand sorgen dafür, dass die Torbilanz am Ende dafür reicht. Das Brüderpaar spielt im gleichen Team, ja sogar auf der gleichen Position – sie sind die Oberiflinger Schlussmänner.

Vor drei Jahren hatte es ihn böse erwischt: Der 24-jährige Lukas Weigand sprengte sich beim Fußball unglücklich das Schultergelenk und musste anschließend fast ein ganzes Jahr pausieren. Sein zwei Jahre jüngerer Bruder – Jonas - kam da gerade aus der Oberiflinger A-Jugend raus und wurde prompt „ins kalte Wasser“ geschmissen: Der jüngere Weigand-Bruder musste (oder durfte) seinen großen Bruder zwischen den SVO-Pfosten ersetzen. Damals spielten die Oberiflinger noch Bezirksliga. Jetzt kämpft das Team von Spielertrainer Sebastian Schmid um einen Aufstiegsplatz in der Kreisliga A1.

Loyalität als Normalität

Oberiflingen möchte unbedingt wieder hoch, am Liebsten als Meister. Für den Titelkampf braucht das Team aber eine annähernd weiße Weste – dafür sorgen die Weigand-Brüder mithilfe des Torwarttrainers Michael Bohlens mit vollem Einsatz. Lukas Weigand ist derweil wieder fit. Er spüre gar nichts mehr an der Schulter, versichert der Keeper. Jonas habe hingegen immer mal mit dem Sprunggelenk zu kämpfen. So ist das wohl: Die Torhüter halten eben im wahrsten Sinne des Wortes die Knochen hin. Im Fall der Weigand-Brüder sogar immer mit dem gleichen schwarz-gelben Vereinswappen auf der Brust: Beide spielen seit sie das erste Mal gegen einen Ball getreten haben für den SV Oberiflingen. Diese Loyalität sei für beide Brüder selbstverständlich. Das Team bestehe schließlich aus guten Freunden, mit denen sie seit der Jugend zusammenspielen, erklären sie. Außerdem sitze Vater Andreas im Vorstand – die Weigands hätten gar keine Wahl, wird gescherzt.

Der Einsatz der beiden Keeper ist dabei nicht nur auf den Torhüterposten begrenzt: Lukas spielte in der frühen Jugend ab und zu in der Verteidigung, sein Bruder Jonas sogar bis in die A-Jugend hinein regelmäßig in der Innenverteidigung oder auf der Sechs. Es ging für beide also schon immer ums Tore verhindern. Tore schießen bringt Lukas jetzt mit viel Engagement den Jüngeren bei: Zusammen mit Teamkollege Alexander Plicht trainiert er in seiner Freizeit die Oberiflinger C-Jugend. Wenn er mal nicht auf oder neben dem Platz steht, drückt er momentan die Schulbank, um Techniker zu werden. Der Industriemechaniker Jonas drückte in den letzten Partien stattdessen die Oberiflinger Ersatzbank. Brutal: Das Brüderpaar kämpft schließlich permanent um die gleiche Position – einer der beiden muss in diesem Konkurrenzkampf also von Zeit zu Zeit zurückstecken.

Ob es fair zugeht, wer schlussendlich der Bessere ist und welchen Weigand-Bruder das Team lieber im Kasten stehen sieht, erfuhr die SÜDWEST PRESSE:

Immer im selben Verein?

Lukas Weigand: Klar! Ich bin hier gut eingebunden und werde immer beim SVO sein. Ich komme hier nicht mehr weg (lacht).

Jonas Weigand: Ja, ich denke schon. Das wird so bleiben. Wir haben eine geile Truppe, mit der es richtig Spaß macht. Warum soll man da gehen?

Ergänzt man sich?

Lukas: Wir sind ein bisschen unterschiedliche Typen. Jonas ist auf der Linie sehr stark – ich bin eher der mitspielende Keeper.

Jonas: Puh, das kann man schwer sagen. Lukas ist am Ball ein Stück stärker. Ich bin aber bisschen ehrgeiziger und versuche damit was wett zu machen.

Gibt es Konkurrenzdenken?

Lukas: Oh ja. Im Training ist es ganz arg. Wir pushen uns permanent wild und feuern uns immer an. So weit so gut. Aber wenn man mal ehrlich ist, will jeder von uns insgeheim spielen. Fair bleibt es natürlich trotzdem.

Jonas: Ja, bei uns sind Nickligkeiten normal. Wir haben uns schon immer gestichelt und uns so ans Limit oder darüber hinaus gepusht – das war früher schon
so und ist auch total positiv.
Wenn einer von uns besser ist, weis der andere, woran er noch feilen kann.

Was kann der Bruder gut?

Lukas: Ich würde sagen, dass er auf der Linie einen kleinen
Tick besser ist. Seine Weiterentwicklung allgemein ist brutal: Er hat enorme Schritte nach vorne gemacht, seit er permanent im Tor ist.

Jonas: Mein Bruder hat Ausstrahlung und kann gut mitspielen – er klebt nicht nur auf der Linie. Außerdem hat er einen guten Abschlag und Abschluss. Der könnte fast Stürmer sein. Neben dem Platz ist er außerdem absoluter Teamplayer.

Mal ehrlich: Wer ist besser?

Lukas: Ich würde sagen, dass er auf der Linie einen Tick besser
ist. Ich bin es dafür vielleicht auf dem Feld.

Jonas: Im Moment ist er noch (!) besser. Arg viel trennt uns nicht mehr und das Team hat so oder so ein gutes Gefühl bei beiden von uns – egal wer zwischen den Pfosten steht.

Wie siehts mit Training aus?

Lukas: Das kommt immer darauf an. Wenn es läuft sind wir beide sehr motiviert. Wenn nicht, haben wir den Kopf aber auch beide schnell unten. Im Endeffekt haben wir aber eine gute Motivation.

Jonas: Das kommt immer auf die Tagesform an, da ich Schichtarbeiter bin. Uns trennt eigentlich nichts in Sachen Motivation. Eventuell habe ich aber ein bisschen mehr Ehrgeiz.

Sind Brüder gut fürs Team?

Lukas: Wir sind wie gute Kumpels in der Mannschaft. Von daher ist die Frage, ob wir Brüder sind oder nicht, gar nicht so wichtig.
Klar, wir zwei haben eine Konkurrenzsituation, aber wir akzeptieren immer die Entscheidung des Trainers.

Jonas: Ich würde aus meiner Sicht sagen: Ja. Wir haben eine ähnliche Einstellung, sind offen und mögen Teamzusammenhalt. Wenn die Harmonie zwischen Geschwistern stimmt, sind sie denke ich auch gut fürs Team.

Ein Wort an den Bruder:

Lukas: Bleib einfach dran und gebe weiter so viel Vollgas, damit wir uns am Ende beide weiter verbessern!

Jonas: (überlegt) Wenn ich ihm was sagen will, sag ich es ihm
direkt.

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Erstellt:
14.12.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 4min 02sec
zuletzt aktualisiert: 14.12.2019, 01:00 Uhr

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