Rexinger Gastronomie

Die Sonne lacht wieder

Entgegen dem Trend wollen Carlo Schittenhelm und Roland Schmidt der Rexinger Traditionsgaststätte wieder Leben einhauchen. Eine Jumelage zwischen einem Koch und Künstler sowie einem kulturbeflissenen Bauspezialisten.

23.08.2017

Von Willy Bernhardt

Carlo Schittenhelm (links) und Roland Schmidt krempeln die Rexinger „Sonne“ um. Ab Mitte September wollen sie eröffnen. Bilder: Kuball

Carlo Schittenhelm (links) und Roland Schmidt krempeln die Rexinger „Sonne“ um. Ab Mitte September wollen sie eröffnen. Bilder: Kuball

Die Nachricht hat in Rexingen eingeschlagen: Das Nufringer Handwerkstalent mit großem Faible für Kunst und Kultur, Carlo Schittenhelm, dessen Mutter aus dem unteren Talheim stammt sowie der aus dem Badischen stammende Koch und Komiker Roland Schmidt (beide sind 56 Jahre alt) haben das Rexinger Traditionslokal „Sonne“ erworben und wollen dieses zu neuem Leben erwecken. Zwei Jahre stand das vierstöckige Gebäude mit insgesamt über 1000 Quadratmetern Fläche leer, seit es seinerzeit von der Investment-Firma „Bronco“ aus Friedrichshafen am Bodensee erworben wurde.

Dem wäre vielleicht jetzt noch so, wenn nicht zwei Dinge eingetreten wären, die niemand so vorauszusehen wagte. Einerseits wurde das Investment-Unternehmen vom Bodensee inzwischen – und altershalber – veräußert und zudem gönnte sich vor wenigen Monaten erst Carlo Schittenhelm einen Spaziergang mit seiner Tochter Ronja durch seine neue Wahlheimat und stieß dabei auf die leerstehende „Sonne“. Für den Elektro-Ingenieur aus Nufringen, der überdies so exotisch klingende weitere Berufsbezeichnungen wie „Metaphysiker“, „Geisteswissenschaftler“ und „Gestalttherapeut“ führt und zudem handwerklich überaus geschickt und inzwischen in der Rexinger „Schafblumenhalde“ auch heimisch geworden ist, war sogleich klar, „dass dies genau das ist, was ich immer gesucht habe“. Die Verbindung von Bauen und Kunst war es, die das Multi-Talent verzückte und in ihm schnell den Entschluss reifen ließ, dieses Objekt zu erwerben.

Eröffnung Mitte September

Schittenhelm, der überdies auch selbst Gedichte und Lyrik verfasst und gerade in den letzten Zügen für sein eigenes Bühnenstück „Lillit und Luzifer“ liegt, hatte sein Domizil schon ausgemacht, welches er zunächst im legendären Wachendorfer „Löwen“ gefunden zu haben glaubte. Wegen für ihn nicht nachvollziehbarer bürokratischer Hürden und mangelnder Unterstützung auch von Seiten des Starzacher Rathauses nahm er aber wieder Abstand von dem Projekt.

Carlo Schittenhelm ist zudem begeisterter Tänzer und als solcher war er vor geraumer Zeit im Szene-Lokal „Okay“ in Villingen, wo er auf den ebenso tanzbegeisterten und zwischenzeitlichen Bruder im Geiste, Roland Schmidt aus der Gegend um Baden-Baden traf, der schon seit mehr als 40 Jahren als Koch arbeitet und als nebenberufliche Tätigkeiten auch das Fotografieren und vor allem auch die „Comedy“ angibt. Zuletzt arbeitete Schmidt als Hochzeitskoch im bekannten und aus dem 16. Jahrhundert stammenden „Hänsle-Hof“ in Titisee-Neustadt. Da hatten sich zwei quasi neben der Tanzfläche gefunden. „Die Chemie stimmte von Anfang an“, betont Carlo Schittenhelm ausdrücklich und beschloss, das „Sonne“-Projekt in Rexingen
gemeinsammit seinem gleichaltrigen Freund und Partner anzugehen.

Inzwischen wird in der Traditionsgaststätte gewerkelt und gestrichen. Die beiden künftigen „Sonne“-Betreiber verfolgen dabei kühne Ziele und und sollte ihre Konzeption greifen, wovon sie auch felsenfest überzeugt sind, dann dürfte sich wohl schon ab Mitte September 2017 auch das kulturelle Angebot in der Gesamtstadt Horb durch ein markantes Projekt vergrößern und erweitern. Sie unterziehen den gesamten und gewaltigen Bau-Komplex seither einer intensiven Zäsur und bauen diesen nach ihren Vorstellungen um und erweitern ihn auch. Beispielsweise um einen Biergarten jenseits der „Sonne“ an der anderen Seite der Ortsdurchfahrt, dessen Fläche zu dieser bis dato ebenso gehört wie dort sich gleichfalls befindliche Parkflächen. Mit den unterhalb der „Sonne“ betriebenen Firmen „AW Personal“ und dem Modelabel „Miss Lashes“ haben sich Carlo Schittenhelm und Roland Schmidt bereits darauf verständigt, auch deren Parkflächen von Donnerstag- bis Sonntagabend mitnutzen zu dürfen. Und Parkplätze im Rexinger Herz dürften künftig wohl vonnöten sein, wenn denn die Konzeption der beiden Kreativen aufgeht.

Tanzbar geplant

Und die sieht unter anderem vor, in den bisherigen „Sonne“-Räumlichkeiten, die nach einer Farb-„Kur“ schon jetzt wieder in angenehmem hellen Licht erscheinen, wieder für eine „bodenständige Küche“ zu öffnen, in der es in naher Zukunft von Donnerstag bis Sonntag unter anderem die Klassiker Schnitzel und Rostbraten mit Spätzle und Salate satt am Buffet geben wird.

Aus dem bisherigen kleinen Nebenzimmer wird eine Lounge als „Salsa- und Tango-Bar“ und deren dezente Rottöne lassen schon jetzt einen potenziellen Wohlfühl-Faktor darin erahnen.

Da Carlo Schittenhelm bautechnisch offenbar verdammt viel drauf hat, gebar er zudem eine revolutionäre Idee. Wegen der Fluchtweg-Problematik kam es ihm in den Sinn, von dieser „Salsa- und Tango-Bar“ aus eine Wand zur daneben angebauten alten Scheune, die ebenfalls zum „Sonne“-Areal gehört, zu durchbrechen und somit eine weitere Facette in dieses kulinarische, kreative und kulturelle Gesamtkonzept einzubringen.

Denn das, was erst noch geschaffen werden soll, rundet dieses Projekt erst so richtig ab. Die Scheune selbst, so hofft Carlo Schittenhelm, soll dann bis April 2018 nach seinen Vorstellungen umgebaut sein und dann weiteren 80 Besuchern Platz bieten. Zusammen mit den 180 Plätzen im Haupttrakt daneben wären es dann schon deren 260.

Aber das ist noch nicht alles. Im bis dato ungenutzten Keller sollen nach dessen Ausbau weitere 80 Plätze für Gäste bereit stehen. Dort wird es dann in Zukunft Kleinkunst zu bewundern geben und Schittenhelm hat den Ehrgeiz, die Premiere seines ersten
Bühnenstücks von „Lillit und Luzifer“ dann dort feiern zu können. Mit dem gegenüber der Ortsdurchfahrt platzierten künftigen Biergarten schließt sich dann
das Event-Ensemble der neuen „Sonne“.

In Rexingen sind alle schon jetzt ohne Ende gespannt auf das, was sie ab dem kommenden September dann mitten im Flecken wohl erwarten wird. Bis dato ist jedoch für die beiden Kreativ-Kräfte noch viel Arbeit auf breiter Front zu erledigen. Schon in den nächsten Tagen erwarten sie einen Besuch des Wirtschaftskontrolldienstes (WKD) und am ersten September-Wochenende wollen sie dann den Rexinger Ortschaftsrat und die Vorsitzenden der örtlichen Vereine zu einer ersten (privaten) Eröffnungsfeier einladen. Am zweiten September-Wochenende öffnet dann die „Sonne“ für das breite Publikum. Trotz aller fast schon bisweilen visionärer Ideen bleibt eines jedoch in den altehrwürdigen „Sonne“-Räumlichkeiten wie gehabt. Die legendäre Räucherkammer von Alt-Gastwirt Wolfgang Gekle wollen die beiden Newcomer in Betrieb halten, wenngleich in etwas reduziertem Rahmen.

Das alte Schild der „Sonne“ wird bald wieder den Weg zu einer belebten Gastronomie weisen.

Das alte Schild der „Sonne“ wird bald wieder den Weg zu einer belebten Gastronomie weisen.