Aufbruch in der Wilhelmstraße

Die Stadtwerke Tübingen legen als Auftakt eines Jahrhundertprojekts neue Wasserleitungen

Schon wieder eine Baustelle, werden viele Tübinger, Pendler und Besucher stoßseufzen. Doch auch dieses Mal führt kein Weg daran vorbei. Die Wasserleitungen in der Wilhelmstraße sind marode. Mehrfach in den vergangenen Jahren gab es Rohrbrüche. Die Stadtwerke Tübingen (SWT) erneuern deshalb ab 13. Februar die Transportwasserleitung in der Wilhelmstraße zwischen Adlerkreuzung in Lustnau und Brunnenstraße auf einer Gesamtlänge von 1,9 Kilometern. Beeinträchtigungen für den Verkehr sind die Folge. Die Arbeiten dauern bis mindestens August und kosten rund zwei Millionen Euro.

26.01.2017

Von Gernot Stegert

Wenn gefrorener Boden taut, brechen alte Wasserrohre sehr leicht, wie hier in der Tübinger Wilhelmstraße am 1. Februar 2015. Archivbild: Hantke

Wenn gefrorener Boden taut, brechen alte Wasserrohre sehr leicht, wie hier in der Tübinger Wilhelmstraße am 1. Februar 2015. Archivbild: Hantke

Um Staus zu vermeiden oder zumindest zu reduzieren, haben die Stadtwerke in Abstimmung mit der Stadtverwaltung Tübingen ein Baustellenkonzept mit 17 Abschnitten erarbeitet. Dadurch wird eine Vollsperrung der Wilhelmstraße vermieden. Noch nicht einmal eine Fahrtrichtung wird blockiert sein. Es reicht, jeweils einen Fahrstreifen aufzugraben. Los geht es an der Adlerkreuzung stadteinwärts, ab Nordring wechselt die Baustelle dann ein paar Wochen später auf eine stadtauswärts führende Spur. Zwei Kolonnen arbeiten gleichzeitig, um rasch voranzukommen.

Die Rohre unter der Wilhelmstraße bilden die zentrale Achse der Tübinger Wasserversorgung und stammen aus den 1950er Jahren. Sie haben „das Ende ihrer technischen Nutzungsdauer“ erreicht, wie SWT-Geschäftsführer Wilfried Kannenberg gestern gegenüber dem TAGBLATT erläuterte. Das Material – Grauguss – sei spröde und zerbreche leicht. Dabei würden größere Wassermengen austreten, was zu entsprechenden Schäden führe. Die neuen Rohre seien aus einem Gusseisen, das leicht elastisch sei. Innen und außen schütze Zementmörtel vor Rost, anders als bei den alten. Die neuen Leitungen würden 100 bis 250 Jahre halten und auch die Erschütterungen durch ein steigendes Verkehrsaufkommen durch LKW und PKW überstehen. Auch eine Stadtbahn sei kein Problem, so Kannenberg.

Die neuen Rohre werden parallel zu den alten in den Boden verlegt. Im laufenden Wasserbetrieb ist das nicht möglich. Erst wenn die neue Transportleitung vollständig fertig ist, kann die Umstellung erfolgen. Die alten Rohre werden nicht ausgegraben, sondern als Schutzmantel genutzt für kleinere Versorgungsleitungen und Hausanschlüsse. In den Jahren ab 2018 werden dafür nochmals punktuelle Aufgrabungen in der Wilhelmstraße nötig sein.

Die alten Rohre seien nicht bloß marode, sondern auch zu schwach für die Versorgung einer gewachsenen und weiter wachsenden Stadt, betonte Kannenberg. Seit den 1950er Jahre ist die Einwohnerzahl stark gestiegen. Und damit der Wasserverbrauch. Die Haupttransportleitung Tübingens braucht deshalb eine größere Kapazität.

Matthias Jeckel, Bereichsleiter Netze bei den Stadtwerken Tübingen, erklärt: „Für den Durchmesser der Rohre von 30 Zentimetern hat man sich in den 1950er Jahren unter den damaligen Verhältnissen entschieden. Bei den heutigen Spitzenlasten brauchen wir aber auf Dauer eine neue Leitung mit größerem Durchmesser, die dann wieder für viele Jahrzehnte zuverlässig ihre Aufgabe erfüllen soll.“ Die neuen Leitungsrohre werden daher 40 Zentimetern dick sein.

Die Wilhelmstraße ist nur der Auftakt für einen Ausbau des gesamten Wasserleitungssystems. „Wir wollen nicht mal nur eben eine Leitung erneuern“, sagte Kannenberg. „Sie ist der Beginn der Erweiterung der Trinkwasserversorgung Tübingens, die für mindestens 100 Jahre halten soll.“

Die zentrale neue Leitung führt weiter durch den Stadtgraben (geplant für 2018) über die bereits erneuerte Kelternstraße durch die Belthlestraße (auch 2017), den Fahrradtunnel und die Derendinger Allee (wohl erst 2021) und die Europastraße und die Bahngleise hindurch (2017) durch Derendingen (2019 bis 2021) hinauf zum Käppele. Dort soll ein zusätzlicher Wasserspeicher gebaut werden, um die gewachsene Südstadt und ein mögliches Neubaugebiet Saiben zu versorgen.

Die Busse werden teilweise umgeleitet

Auch auf den Tübus hat die Baustelle in der Wilhelmstraße Auswirkungen. Dabei fallen die Änderungen im Tübus-Fahrplan während der einzelnen Bauabschnitte unterschiedlich aus. Betroffen sind in unterschiedlichen Zeiträumen die Linien 1, 2, 3, 4, 6, 7, 17, 21, 23, N91, N93, sowie drei RBS-Linien. Zu Beginn der Baustelle werden während des ersten Bauabschnitts die Linien 1, 7, 23, N91 und die RBS-Linien 754, 826 und 828 nur stadteinwärts über Stuttgarter Straße und Alber-straße umgeleitet. Die Haltestelle Stuttgarter Straße kann nicht bedient werden, dafür wird die Haltestelle Benzstraße zusätzlich angefahren.

Im März verändern sich die Umleitungen und die betroffenen Linien mit dem Beginn der nächsten Bauabschnitte. Über die dann notwendigen Bus-Umleitungen informieren die Stadtwerke Tübingen rechtzeitig an den betroffenen Haltestellen und auf ihrer Internetseite unter www.swtue. de/tuebus.

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26.01.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 54sec
zuletzt aktualisiert: 26.01.2017, 01:00 Uhr

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