Die Tribute von Panem - Mockingjay, Teil 2

Die Tribute von Panem - Mockingjay, Teil 2

Im abschließenden Teil der düsteren Zukunftsserie fragt sich: Gelingt die Revolution gegen die Tyrannei des Kapitols?

11.11.2015

Von Klaus-Peter Eichele

Auf in den Endkampf! Dank der propagandistischen Meisterleistung, mit der die junge Bogenschützin Katniss (Jennifer Lawrence) im vorigen Teil die Unterdrückten geeint hat, ist die Zeit nun reif zum Sturz des Terrorregimes von Panem. Nachdem deren Außenposten in der Provinz gefallen sind, fühlen sich die Aufständischen stark genug, ins Herz der Bestie, das Kapitol, vorzustoßen.

Katniss wird einer Einheit zugeteilt, die das verlustreiche Kriegsgeschehen nahe der Front filmisch dokumentieren soll. Insgeheim verfolgt sie jedoch andere Pläne: Teils aus Rache, teils aus strategischen Erwägungen will sie den Diktator Snow (Donald Sutherland) höchstselbst töten. Doch der hat auch noch Trümpfe im Ärmel, lässt die Außenbezirke der Hauptstadt zu einer Art Hungerspiel-Parcours hochrüsten, in dem an jeder Straßenecke der Tod lauert.

Parallel vertiefen sich die Risse in den Reihen der Rebellen. Es kursieren Gerüchte, Katniss solle verheizt werden, weil sie mit ihrer Popularität bei den Volksmassen der designierten Präsidentin (Julianne Moore) gefährlich werden könnte. Und dann ist da noch Katniss‘ Jugendliebe Peeta (Josh Hutcherson), die im Kapitol einer Gehirnwäsche unterzogen wurde und deshalb privat wie auch im Kampf als unsicherer Kantonist gilt.

Mit der erzählerischen Dichte und der gedanklichen Klarheit des vorigen Teils kann das Finale nicht mithalten. Das relativ actionarme Wechselspiel aus Vormarsch und Gegenschlag entfaltet sich einigermaßen zäh und die revolutionstheoretischen Überlegungen werden schematisch abgehandelt: Darf eine Armee, die für Freiheit kämpft, die gleichen barbarischen Mittel anwenden wie ihre Gegner? Und wie kann man verhindern, dass sich nach erfolgtem Umsturz die neuen Machthaber flugs wie die alten gebärden? Überhaupt nicht thematisiert wird dagegen, ob in Zeiten allumfassender Überwachung Revolutionen überhaupt noch möglich sind.

Höchst irritierend ist die Schlusssequenz der Saga. Fast drängt sich der Eindruck auf, dass Panem gar nicht für drohende Medien- und Überwachungs-Diktaturen steht, sondern für den Staat an sich, den viele Rechte in den USA für die Wurzel allen Übels halten.

Finsterschöne Diktatordämmerung in Panem. Aber gedanklich war da schon mal mehr.