Die Stadt springt mit 35.000 Euro in die Bresche

Die Volleyballer vom TVR bekommen eine einmalige Zuwendung, um weiter erstklassig spielen zu können

Nachdem der Kopp-Verlag im Februar seinen Ausstieg als Hauptsponsor bekannt gab, fehlte den Rottenburger Bundesligavolleyballern ein niedriger sechsstelliger Betrag, um die Lizenzauflagen für die nächste Saison zu erfüllen.

06.04.2017

Von Dunja Bernhard

Ihren Verbleib in der Ersten Liga feierten Ende März die Rottenburger Volleyballer nach ihrem Sieg gegen Solingen. Neben den sportlichen Leistungen braucht es für die Bundesliga allerdings auch die finanziellen Mittel. Einen Fehlbetrag schloss nun die Stadt mit einem einmaligen Zuschuss. Archivbild: Ulmer

Ihren Verbleib in der Ersten Liga feierten Ende März die Rottenburger Volleyballer nach ihrem Sieg gegen Solingen. Neben den sportlichen Leistungen braucht es für die Bundesliga allerdings auch die finanziellen Mittel. Einen Fehlbetrag schloss nun die Stadt mit einem einmaligen Zuschuss. Archivbild: Ulmer

Zu dem Ausstieg des Kopp-Verlags kamen höhere Anforderung der Volleyball-Bundesliga für den Spielbetrieb – LED-Banden und ein spezieller Hallenboden müssen bereitgestellt werden. Bei der Suche nach neuen Sponsoren wandte Geschäftsführer Philipp Vollmer sich auch an die Stadt Rottenburg.

Er habe das Engagement des Kopp-Verlags mit gemischten Gefühlen gesehen, sagte Oberbürgermeister Stephan Neher am Dienstag im Gemeinderat. Der Ausstieg des Hauptsponsors dürfe jedoch nicht dazu führen, dass die Volleyballer des TVR nicht mehr in der Bundesliga antreten können. Beim Bau der Volksbankarena, die aufgrund der Deckenhöhe nicht Volleyball-Erstliga tauglich ist, habe der Verein nicht auf eine größere Halle gedrängt. Die Stadt habe damals zwei bis drei Millionen Euro gespart. „Das sollten wir jetzt honorieren.“ Die Verwaltung schlug vor, die Hälfte der jährlichen Miete für die Tübinger Paul-Horn-Arena – das sind 25000 Euro – und für 10000 Euro die Ausrichtung eines Spieltags zu übernehmen.

Auf andere Vereine achten

Volkmar Raidt (Freie Bürger) wollte „a bissle weiter zurückgehen“. Als der Kopp-Verlag im Gewerbegebiet bauen wollte und damit Gewerbesteuereinnahmen nach Rottenburg brachte, sei „alles in Ordnung“ gewesen. Der Verfassungsschutz müsse beurteilen, ob die vom Verlag vertriebenen Medien rechtswidrig seien, habe es damals geheißen. Als die Flüchtlingsströme nach Deutschland kamen, sei Kritik am Verlag laut geworden, auch im Gemeinderat. „Der Ausstieg des Verlags als Sponsor ist die Konsequenz aus den Anfeindungen“, sagte Raidt. Die Gegner des Kopp-Verlags sollten die 35000 Euro aufbringen. Raidt sieht die einmalige Übernahme des finanziellen Fehlbetrags durch die Stadt als „einen Tritt ins Hinterteil aller anderen Vereine“.

Die Vereinsförderung habe sich in den letzten Jahren deutlich erhöht, hielt Neher entgegen. Außerdem stehen den Vereinen aus dem Bürgergeldtopf insgesamt rund 200000 Euro jährlich zur Verfügung. Zusätzlich gebe die Stadt jährlich 75000 Euro für die Jugendförderung aus.

Horst Schuh (CDU) bezeichnete Raidts Ausführungen als populistisch. Die finanziellen Anforderungen eines Bundesligavereins seien mit denen eines Amateurvereins nicht zu vergleichen. Er gehe von einer einmaligen Leistung der Stadt aus. „Die Unterstützung ist situationsgerecht.“ Kleine Vereine könnten vom Bürgergeld profitieren. Er habe in Gesprächen mit Vereinsvertretern keinen Neid gespürt.

Hermann Josef Steur machte andere Erfahrungen. „Wenn ihr zustimmt, dann müsst ihr auch für die anderen Vereine etwas tun“, sei ihm gesagt worden. Obwohl er „durch und durch Volleyball-Fan“ sei, tue er sich schwer mit dem Antrag, sagte Steur. Weil er den TVR in einer Notsituation sehe, werde er dennoch zustimmen. Der Verein müsse jedoch bis zur nächsten Saison weitere Sponsoren finden.

Nele Betz (Junge Aktive) sagte, die Themen Kopp-Verlag, Vereine und Bundesligamannschaft müssten getrennt betrachtet werden. Rottenburg werbe damit, Sportstadt zu sein. Die Volleyballer unterstützten als Leistungsträger der Stadt dieses Image.

Jörg Bischof (Grüne) sagte: „Kinder und Jugendlichen brauchen solche Vorbilder.“ Die Volleyballer des TVR seien bodenständige Spieler. Sie gingen neben dem Sport Berufen nach. „Absolut richtig“, fand Peter Cuno (WiR) es, den Zuschuss zu gewähren. Durch die Anfeindungen sieht er eine Mitschuld des Gemeinderats beim Kopp-Ausstieg und somit das Gremium in der Pflicht.

Der Gemeinderat stimmt einem Zuschuss von 35000 Euro an die TVR GmbH mit drei Gegenstimmen zu.

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Erstellt:
06.04.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 37sec
zuletzt aktualisiert: 06.04.2017, 01:00 Uhr

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