Die Welt der Wunderlichs

Die Welt der Wunderlichs

Turbulente Komödie um eine allein erziehende Mutter, die von ihrer chaotischen Familie zu einer Casting-Show begleitet wird.

05.06.2016

Von Klaus-Peter Eichele

Wunderlich? Familie Durchgeknallt würde noch besser passen. Sohnemann Felix sperrt seine Lehrerin in den Schrank. Sein Opa (Peter Simonischek aus „Toni Erdmann“) verzockt jeden Euro, der ihm in die Hände fällt, auf der Rennbahn. Die Oma (Hannelore Elsner) ist ein nervensägender Hypochonder, der Papa (Martin Feifel) ein Säufer und Hurenbock.

Im Auge dieses familiären Hurrikans steht ständig am Rand des Nervenzusammenbuchs Mutter Mimi (Katharina Schüttler), die einzig halbwegs Normale in diesem Neurosen-Biotop. Zur Entspannung schrammelt die Alleinerziehende gern Lieder auf der Gitarre, was die Einladung zu einer Castingshow zur Folge hat – für die Sippschaft ein willkommener Anlass, neuerliches Chaos zu stiften.

Der Film von Dany Levy („Alles auf Zucker“) startet als furios überdrehte Familiengroteske, die zwar realitätsfern, aber umso unterhalsamer einen Trupp (natürlich nicht ganz unsympathischer) Freaks durch die Manege führt.

Leider stellt sich bald heraus, dass keine dieser Figuren charakterlich das Zeug zu mehr als ein oder zwei Kabarettnummern hat. Regisseur Levy tut ein übriges, indem er, sobald die Mischpoke in der Stretchlimo ins Fernsehstudio aufbricht, vom Aufgekratzt- in einen betulichen Soap-Modus zurückschaltet. Statt zündender Pointen gibt es dann bloß noch angeheiterten Familienknatsch von der Fernsehspiel-Stange. Schade drum, denn die erste halbe Stunde zählt zum besten, was das deutsche Kino an komödiantischem Tempo und Timing in letzter Zeit zu bieten hatte.

Die anfangs übermütige Familienkomödie fällt auf halber Strecke in den üblichen deutschen Fernsehspiel-Trott.