Die Zeit der Frauen

Die Zeit der Frauen

Spielfilm über vier Inderinnen, die in ihren Ehen unterdrückt werden, aber vom Aufbruch in ein besseres Leben träumen.

28.05.2016

Von Klaus-Peter Eichele

Die Zeit der Frauen

Etwas abseits vom „Best Exotic Marrigold Hotel“ zeigt sich Indien von seiner unschönen Seite. In dem ländlichen Dorf, dem Schauplatz des Spielfilms von Leena Yadav, hat das Patriarchat noch keinen Kratzer abgekriegt. Junge Frauen werden nach Gutdünken der Väter an den Meistbietenden verhökert. Wenn sie dann vom Gatten misshandelt oder vom Schwiegervater missbraucht werden, ist es eben der Wille der Götter. Klagen dagegen weisen die Dorfältesten kaltschnäuzig zurück. Von wenigen Ausnahmen abgesehen sind die Männer in diesem Kosmos Faulenzer, Säufer, Grobiane, Vergewaltiger oder alles zusammen. Beim weiblichen Geschlecht reichen die Träume zunächst nicht viel weiter, als einen etwas weniger wüsten Kerl zu ergattern.

Aus der anfangs breit skizzierten Dorfkulisse treten mit der Zeit vier Frauen in den Vordergrund, die auf unterschiedliche Art – vom reinen Opfer bis zur Komplizin – in das repressive System verstrickt sind. Die einzige, die mit einem gewissen Selbstbewusstsein am Rand steht, ist eine Hure – doch auch sie zahlt einen hohen Preis.

Nach diesem wenig ersprießlichen Problemaufriss lässt die Regisseurin aber auch Hoffnung sprießen. Wenn sie unter sich sind, erschließen sich den Frauen Freiräume bis hin zur sexuellen Erfüllung. Der Keim des Wandels, so viel ist schnell klar, liegt in der Solidarität der Unterdrückten, die sich etwa im gemeinsamen Kampf für eine Sattelitenschüssel, die Verbindung zu einer vielleicht etwas besseren Welt, offenbart.

Weil das aber für einen ans globale Publikum adressierten Film etwas wenig ist, beschleunigt Leena Yadav am Ende mit einer hoch dramatischen und dann märchenhaften Wendung den Prozess der Emanzipation. Auch in Indien ist das Kino eben bigger than life.

Zeigt Indien von seiner frauenverachtenden Seite – aber auch hier ist nicht alle Hoffnung verloren.

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Erstellt:
28.05.2016, 16:12 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 53sec
zuletzt aktualisiert: 28.05.2016, 16:12 Uhr

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