Beim Wurm-Haus ist die Landeskirche am Zug

Die Zukunft der Reutlinger Einrichtung mit rund 100 Räumen für Studierende ist weiter ungeklärt

Ende Februar nächsten Jahres beginnt der große Auszug aus dem Reutlinger Studentenwohnheim Theophil-Wurm-Haus in der Pestalozzistraße: Die Mietverträge mit der Evangelischen Landeskirche laufen am 1. März aus, danach zieht sich diese aus der Wohnheim-Trägerschaft zurück. Wie es danach weitergeht, ist noch unklar.

31.10.2016

Von Thomas de Marco

Das Theophil-Wurm-Haus muss bis 1. März 2017 geräumt sein.Bild: Haas

Das Theophil-Wurm-Haus muss bis 1. März 2017 geräumt sein.Bild: Haas

Die Reutlinger Gesamtkirchengemeinde möchte, dass dort in unmittelbarer Nähe der Hochschule auch weiterhin mindestens 100 Studierende wohnen können und sie selbst ihre Räume für die Studierenden-Seelsorge behält – und zwar so bald als möglich.

Das würde aber eine finanzielle Kraftanstrengungen voraussetzen: Entweder für eine notwendige Sanierung inklusive teurer Investitionen für den Brandschutz – oder für einen von allen Verantwortlichen klar favorisierten Neubau, der mitsamt der Abrisskosten fürs alte Gebäude 9 Millionen Euro kosten würde. Eine Investition, die von der Gesamtkirchengemeinde allerdings nicht alleine gestemmt werden kann. Deshalb hat sie im Februar diesen Jahres der Landeskirche angeboten, einen Neubau gemeinsam anzugehen.

Nach TAGBLATT-Informationen hat sich die Landeskirche mittlerweile aber gegen die gemeinsame Trägerschaft ausgesprochen. Der bereits 2004 gefasste Beschluss, sich aus der Wohnheim-Verwaltung ganz zurückzuziehen, gelte nach wie vor, sagt Oliver Hoesch, Pressesprecher der Landeskirche. Wenn die Landessynode nun vom 24. bis 26. November in Stuttgart zu ihrer Haushaltsberatung zusammenkommt, dürfte dies noch einmal bekräftigt werden.

Dann ist auch ein Beschluss zum Wurm-Haus fällig. Hoesch sagt dazu nur, dass die Landeskirche die gute Arbeit fortsetzen wolle. Erklärtes Ziel aller kirchlichen Ebenen sei, in Reutlingen studentisches Wohnen und Studierenden-Seelsorge weiterhin zu ermöglichen.

Dieser Überzeugung ist auch der Reutlinger Dekan Marcus Keinath. Der Engere Rat des Reutlinger Gesamtkirchengemeinderats hat sich am Mittwoch in nichtöffentlicher Sitzung allerdings noch einmal mehrheitlich dagegen ausgesprochen, den Neubau in Eigenregie anzugehen. Das hatten durchaus einige Mitglieder befürwortet: Sie wollten damit ein Zeichen setzen gegen die zunehmende Tendenz der Kirche, Gebäude aufzugeben.

Für die Reutlinger Gesamtkirchengemeinde gilt damit also nach wie vor das Angebot vom Februar, zusammen mit der Landeskirche die Sanierung des Wurm-Hauses oder einen Neubau anzugehen. Da diese eine solche gemeinsame Trägerschaft aber ablehnt, sind die Reutlinger erst einmal aus der Verantwortung für die Zukunft des Wohnheims.

Die spannende Frage ist nun, wie die Landeskirche als Besitzerin des Grundstücks und des Wurm-Hauses mit ihrer Verantwortung umgeht. Eine Bebauung des Areals mit Wohnungen, durchaus auch mal im Gespräch, scheint vom Tisch zu sein. Vielmehr ist zu hören, dass die Landeskirche schon Modelle mit Investoren ausgelotet haben soll. Die Rede ist dabei von bis zu 120 Wohnheimplätzen plus Räumen für die Reutlinger Gesamtkirchengemeinde. „Vieles wird diskutiert, vieles ist denkbar“, sagt Pressesprecher Hoesch von der Landeskirche dazu nur.

Egal, wie sich die Landeskirche letztlich in der Wohnheimfrage positioniert – eine Entscheidung für Reutlingen ist schon gefallen: Ihre Synoden-Tagung im nächsten Sommer ist in der Stadthalle. Da würde es ja bestens passen, wenn sie im Juli der hiesigen Gesamtkirchengemeinde Pläne für ein neues Wohnheim in der Pestalozzistraße präsentieren könnte.