Kluge, witzige und poetische Ode an das Verlierertum.

Die andere Seite des Mondes

Kluge, witzige und poetische Ode an das Verlierertum.

24.11.2015

Von dhe

Die andere Seite des Mondes

Es gibt noch eine Steigerung der „working poor?: sein Leben als Illegaler zu fristen. Okwe (Chiwetel Ejiofor), ein nigerianischer Flüchtling in London, arbeitet rund um die Uhr. Tagsüber als Taxifahrer; nachts an der Rezeption eines Hotels. Das ist praktisch, denn so kann er sich die karge Unterkunft mit dem Zimmermädchen Senay teilen. Sie sind nie gleichzeitig dort. Regisseur Stephen Frears nimmt die Zuschauer mit in ein London hinter den imperialen Fassaden.

Unter den rechtlosen Illegalen kann sich der glatte Señor Juan, zugleich Hotelmanager, Zuhälter und Lieferant für den Organhandel, als finsterer Gewinnertyp präsentieren. Richtig gefährlich wird Okwes Leben, als er in einem der Hotelzimmer einen grausigen Fund macht. Die Organmafia in den Film hinein zu nehmen, kann man für eine unnötige Sensationalisierung des Themas halten ? oder für ein Symbol der völligen Entrechtung.

Dirty pretty things ist jedenfalls ein viel schwärzerer Film als Frears? „Mein wunderbarer Waschsalon?. Hoffnung schimmert allenfalls in kleinen Gesten durch ? und in der fast nur angedeuteten Liebesgeschichte zwischen Senay und Okwe. Natürlich hat Frears das Ganze mit britisch-schrägem Humor versetzt. Jedenfalls überzeugt „Amélie? Audrey Tautou auch als türkische Illegale Senay. Ziemlich tough hinter dem zerbrechlichen Äußeren, hat sie, nachdem London als Sehnsuchtsort gründlich entzaubert worden ist, flugs den nächsten parat: New York.