Die fast perfekte Welt der Pauline

Die fast perfekte Welt der Pauline

Leichtfüßige französische Komödie um eine Musikerin, die sich in einen im Koma liegenden Mann verliebt.

26.05.2016

Von Kathrin Löffler

Die fast perfekte Welt der Pauline

Eine Liebeskomödie aus Frankreich, eine auf sehr natürliche Weise entzückende Hauptdarstellerin, und am Ende küssen sie sich. Heißt dann: „Die fast perfekte Welt der Pauline.“ Klingt nach: „Die fabelhafte Welt der Amélie.“ Und klingt vor allem nach einem einzigen Zitat des eigenen Genres. Herrje? Nicht doch.

Pauline (Isabelle Carré), 39, programmatisch stupsnasig und reizend tollpatschig, arbeitet als Alleinunterhalterin. Pauline ist eine Frau, der die Ponysträhnen über die Stirn rutschen und die den Verkäufer nach der harmlosesten aller Mausefallen fragt, damit das heimische Ungeziefer beim Fangen um Gottes willen nicht stirbt. Jene Pauline also: Hetzt im Darth-Vader-Kostüm von einem Kleinentertainerinnentermin zum nächsten, findet den Weg nicht, fragt einen Mann, Mann erschrickt, Mann fällt in Schuttgrube, Kopf auf Stein, Mann tot. Pauline fürchtet um ihren Auftrag, ruft den Notarzt, haut ab. Aber, puh: Tags darauf heißt es in der Zeitung, der Gestürzte sei schon noch lebendig. Nur liegt er halt im Koma.

Die Täterin müht sich um Wiedergutmachung. Pauline besucht ihr Opfer (Philippe Rebbot) im Krankenhaus, gibt sich als Halbcousine aus, recherchiert seine Identität, verschafft sich Zugang zu seiner Wohnung, vertritt ihn in seiner Stellung als Gesangslehrer, füttert sein Haustier und kutschiert seinen Sohn durch die Gegend. Und freilich hockt sie jeden Tag an Fabrices Krankenbett, um ihn zurück ins Leben zu labern und zu tätscheln. Höhepunkt: Pauline musiziert für ihn auf ihrer Geige. Sie verspielt sich – und entschuldigt sich verschämt bei dem schlummernden Mann, dem die Schläuche im zugetackerten Gesicht stecken. Es ist rührend.

Regisseurin Marie Belhomme beherrscht das Lehrbuch plastikfreie Romanze mit einiger Bravour. Der Film spielt in der Bretagne. Da stehen Landhäuser mit Blumentöpfen und flatternden Wäscheleinen, alles leuchtet wahnsinnig erdfarben und wahnsinnig sommersonnenlichtig. Und ständig zirpen die Grillen. Natürlich tun sie das!

Ausreichend Komik sorgt dafür, dass das Ganze in seiner Zauberhaftigkeit nicht zu unerträglich wird. Auch der Witz folgt dem Schema: niemals derb, moderat skurril, gerne niedlich, immer charmant. Macht nichts. Hässliche Hunde mit Halskrause sind halt einfach: okay lustig. Beste Szene: Pauline tritt als Banane verkleidet vor einem debilen Greisenkränzchen auf. Schönste Kalenderweisheit: „Trinken Sie! Mehr kann man nicht tun, wenn man jemanden getötet hat.“

Wärmflaschenkino: schulmäßige Wohligkeit für Brechtbau-Studentinnen.

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Erstellt:
26.05.2016, 12:22 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 10sec
zuletzt aktualisiert: 26.05.2016, 12:22 Uhr

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