Schauspielerin
Die letzte echte Diva wird 85
Sophia Loren drehte auch viel in Hollywood, blieb Neapel aber immer verbunden.
Rom. Das sah gar nicht gut aus bei den Probeaufnahmen: Die Nase zu lang, der Mund zu groß, das Kinn zu klein und eigentlich gar nicht fotogen, befand ein Kameramann, als er vor knapp 70 Jahren die junge Sofia Scicolone vor die Linse bekam. Millionen Fans in aller Welt sahen das bald anders. Als Sophia Loren wurde das Mädchen aus Neapel zum Weltstar. Sexsymbol und Mutterfigur in einem, stieg sie zur Leinwandgöttin auf und wurde zur „Mamma Nazionale“ der Italiener. An diesem Freitag wird „La Loren“ 85 Jahre alt.
Sofia wuchs in ärmlichen Verhältnissen in Pozzuoli im Großraum Neapel auf. Während der Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg verbrachte sie die Nächte im Eisenbahntunnel und hatte seither Angst im Dunkeln. Im konservativen Italien litt sie unter dem Makel ihrer unehelichen Geburt. Die alleinerziehende ehrgeizige Mutter wollte die attraktive, 1,74 Meter große Tochter beim Film unterbringen und ließ Sofia schon früh bei lokalen Schönheitswettbewerben defilieren. 1950 bekam sie eine Statistenrolle im Sandalenfilm „Quo vadis?“ und wurde Zweite bei der Wahl zur „Miss Rom“. Dabei wurde Filmproduzent Carlo Ponti (1912-2007) auf sie aufmerksam, und ihr Leben nahm die entscheidende Wende.
Der fast 22 Jahre ältere und einen Kopf kleinere Ponti wurde zum Mann ihres Lebens, zum Wegbereiter ihrer Karriere und auch zum Vaterersatz. Aus Sofia Scicolone wurde Sophia Loren. In dem Episodenfilm „Das Gold von Neapel“ hatte sie 1954 unter Regisseur Vittorio De Sica ihre erste bedeutende Filmrolle, sie spielte eine Pizzabäckerin.
Heiratsantrag von Cary Grant
Der internationale Durchbruch gelang ihr 1958 mit der US-Filmkomödie „Hausboot“ an der Seite von Cary Grant (1904-1986). Auch persönlich verstanden sich die beiden gut, Grant machte der Loren sogar einen Heiratsantrag. Da war sie aber schon vermählt, eigentlich. Schon 1957 hatte Loren Ponti geheiratet, der sich zuvor von seiner ersten Frau einvernehmlich hatte scheiden lassen – im Ausland, denn im streng katholischen Italien war das damals nicht möglich. Ponti wurde daheim der Bigamie bezichtigt, die Ehe 1962 annulliert. 1966 nahmen beide die französische Staatsbürgerschaft an und heirateten nun ordnungsgemäß in Sèvres bei Paris. Innerlich blieb Loren stets Italienerin beziehungsweise Neapolitanerin, wie sie einmal sagte.
Ponti blieb mehr als ein halbes Jahrhundert an ihrer Seite, er starb 2007 im Alter von 94 Jahren. Das Paar hatte zwei Söhne, den Dirigenten Carlo Ponti Jr. (geb. 1968) und den Regisseur Edoardo Ponti (geb. 1973). Die Loren hat auch Bücher veröffentlicht, darunter die Memoiren „Mein Leben“ und das Kochbuch „In cucina con amore“. Pizza esse sie genauso gerne wie Pasta, sagte sie unlängst. Und bei Pizza bitte nur das neapolitanische Original, mit Tomaten und Olivenöl und sonst nichts. dpa