Horb · Einzelhandel

Die meisten der 279 Real-Märkte sollen weiterbetrieben werden

Der Immobilen-Investor Redos, der die Real GmbH von der Metro AG übernehmen möchte, spricht von lediglich 30 bis 40 Filialschließungen.

16.10.2019

Von Manuel Fuchs

Die Zukunft der Real-Filiale auf dem Horber Hohenberg ist ungewiss. Bild: Benjamin Breitmaier.

Die Zukunft der Real-Filiale auf dem Horber Hohenberg ist ungewiss. Bild: Benjamin Breitmaier.

Über die Bemühungen der Düsseldorfer Metro AG, die zum Konzern gehörende Real GmbH zu verkaufen, haben wir bereits mehrfach berichtet. Die Real GmbH betreibt die gleichnamigen Verbrauchermärkte, wovon einer im Horber Gewerbegebiet „Hohenberg“ steht.

Am zurückliegenden Wochenende geisterte nun das Gerücht durchs Internet, das Bundeskartellamt (BKartA) habe dem „direkten und indirekten Erwerb von Anteilen und Vermögensgegenständen an Gesellschaften und Geschäftsgrundstücken der Vertriebslinie Real von der Metro AG“ durch die Redos Real Estate GmbH mit Sitz in Hamburg zugestimmt.

Am gestrigen Dienstag bestätigte eine Sprecherin des BKartA: Der entsprechende Antrag sei am 2. Oktober eingegangen und am 10. Oktober positiv beschieden worden. Selbst Redos-Pressesprecher Jürgen Herres bezeichnet das als „erstaunlich schnell“. Man habe bereits in einer frühen Phase der Verhandlungen auch informelle Gespräche mit dem BKartA geführt, um alles gleich in die richtigen Bahnen zu lenken.

So arbeitet Redos

Redos verspricht auf seiner Website, „Anlegern Zugang zu attraktiven Investments mit ausgewogenem Rendite-Risiko-Profil“ zu verschaffen. Derzeit besitze das Unternehmen in Deutschland 87 Objekte, verwalte 2,65 Milliarden Euro Immobilienvermögen und 1,3 Millionen Quadratmeter Mietfläche. Seine Investitionen teilt es in drei Risikoklassen ein: Ab fünf Millionen Euro kauft Redos unter anderem „Bestandsobjekte in etablierten Einzelhandelslagen mit guter Kaufkraft und großem Einzugsgebiet“. Außerdem interessiert es sich für „Einzelhandelsimmobilien mit Potenzialen durch Restrukturierung, Neuvermietung oder Modernisierung“ ab 10 Millionen Euro. Und „Immobilien
mit kurzläufigen Mietverträgen und/oder Restrukturierungsbedarf“ sind einzeln ab 10 Millionen Euro, im Portfolio ab 50 Millionen Euro für Redos interessant.

Deutlich wird bereits in der Eigendarstellung des Unternehmens: Redos legt seinen Fokus auf Immobilien und die Interessen der Anleger, nicht auf den Geschäftsbetrieb in diesen Immobilien und die Interessen der damit befassten Angestellten.

Das sagt der Betriebsrat

Der Betriebsrat der Horber Filiale mit 130 Angestellten möchte sich zum laufendenVerfahren nicht äußern, sondern zunächst offizielle Informationen der Unternehmensführung abwarten. Hierfür soll „demnächst“ eine Regionalkonferenz stattfinden.

Manfred Bock, Mitglied des Betriebsrats einer Real-Filiale in Nordrhein-Westfalen, geht mit der aktuellen Entwicklung und ihren Akteuren hart ins Gericht: „Weder wir 34000 Mitarbeiter von Real noch der Aufsichtsrat, weder der von Real noch der der Metro AG, wurden informiert, dass diese Verkaufsabsicht zum Kartellamt gebracht wurde.“ Der Verkauf von 34000 Menschen sei hinter dem Rücken aller Kontrollgremien und der Betroffenen praktisch besiegelt worden.

Er befürchtet das Schlimmste, wenn der Verkauf erst einmal vollzogen ist: „Was folgen wird, ist eine Aufspaltung, Zersplitterung, Filetierung, wie man es auch immer nennen mag. Real wird zerstört, zerteilt, letztlich wohl aufgelöst.“ Damit, so prognostiziert er, verlieren tausende Menschen ihren Arbeitsplatz. Aber, so Bock weiter, „wir Mitarbeiter von real werden dafür kämpfen, wenn wir gekündigt werden, dass wir wenigstens etwas dafür bekommen“. Es gebe Möglichkeiten, wonach ein neuer Arbeitgeber keine Abfindungen zahlen müsse. Er fordert eine klare Regelung zwischen Metro und Redos, mit dem Gesamtbetriebsrat eine Abfindungsregelung zu treffen. Resigniert schließt Bock: „Wir können keine Jobs mehr retten, wir können
nur versuchen, mehr als nichts zu bekommen.“

Redos-Pressesprecher Jürgen Herres erläutert der SÜDWEST PRESSE am Telefon das Konzept, welches der Übernahme zugrundliegt. „Redos ist und bleibt ein Immobilieninvestor. Wir wollen jetzt nicht in den Einzelhandel einsteigen.“ Zur Frage nach dem Investitionsvolumen verweist er auf eine Pressemitteilung vom 8. Mai 2019: Damals sei von 500 Millionen Euro „Cash-Componente“ die Rede gewesen; dazu komme die Übernahme von Verbindlichkeiten einzelner Filialen in fast gleicher Höhe, sodass das Gesamtvolumen knapp unter einer Milliarde Euro liege. Dafür übernimmt Redos alle 65 Immobilien, die die Real GmbH in eine sogenannte „Property Company“ ausgelagert hat. Vom Geschäftsbetrieb, der sogenannten „Operative Company“ übernimmt Redos 75,1 Prozent. Metro hält noch bis zu drei Jahre lang 24,9 Prozent an diesem Zweig, hat aber damit keine Sperrminorität mehr inne und kann keine Beschlüsse verhindern.

Halten, schließen oder verkaufen?

Aufgrund der Vielzahl der Real-Filialen – 279 sind es in Deutschland – lasse sich der Deal nicht einfach einer der drei Risikoklassen zuordnen. Gut 50 Filialen zählen zum Kernbestand, die unter dem Real-Logo und dem aktuellen Management weiter betrieben werden wollen. Etwa 30 bis 40 Filialen sollen geschlossen werden; den Mitarbeitern würde dann betriebsbedingt gekündigt. Für das breite Mittelfeld, wozu etwa 180 bis 190 Filialen gehören, liegen seit Montag, 14. Oktober, Übernahmeangebote von Mitbewerbern vor. Diese seien nun zu bewerten und kartellrechtlich zu prüfen, erklärt Herres. Die betroffenen Filialen würden dann unter einem neuen Namen weitergeführt und die Mitarbeiter grundsätzlich weiterbeschäftigt.

Zu welchem dieser „Cluster“, wie Herres es nennt, der Horber Markt zählt, war nicht zu erfahren. Ohnehin aber sei die Zuordnung nicht endgültig: „Wenn zum Bespiel ein Mitbewerber ein Angebot für 20 Filialen abgibt, aber einen bestimmten Markt aus dem Kernbestand unbedingt mitübernehmen möchte, dann wird man das natürlich prüfen.“